Volkswagen Beetle LSR: Die gelbe Granate
Berlin (dpa-infocom) - 147 kW/200 PS, 280 Nm und maximal 223 km/h - mehr hat der VW Beetle nicht zu bieten. Zumindest nicht, so lange er von einem offiziellen Händler kommt. Doch Tom Habrzyk kann über solche Daten nur lachen:
Der in Polen geborene Amerikaner Habrzyk ist Rennstallbesitzer und hat für VW binnen eines halben Jahres für rund eine halbe Million Euro nicht weniger als den schärfsten Käfer aller Zeiten gebaut. 441 kW/600 PS stark und mit amtlich verbrieften 330 km/h Höchstgeschwindigkeit trägt diese gelbe Granate zurecht das Kürzel LSR für „Land Speed Record.“
Ein Rennwagen im Tarnkleid
Sieht man einmal von der tiefen Schürze, dem großen Spoiler und den schmalen Scheibenrädern für den rasanten Ritt auf den ausgetrockneten Seegründen im Westen der USA ab, würde der LSR-Beetle von außen fast noch als etwas aufgemotztes Serienmodell durchgehen. Während die Karosserie der einstige Knutschkugel noch zivil aussieht, ist der Beetle innen eindeutig ein Rennwagen.
Für den Schwerpunkt sitzt man quasi direkt auf dem Bodenblech - und zwar dort, wo früher einmal die Rückbank war. Die Lenksäule steht weit in den lichten Raum, das Schaltgestänge musste Habrzyk verlängern. Die Pedale bewegen sich schwer.
Fahren wie im Schraubstock
In diesen Käfer steigt man auch nicht einfach ein, sondern klettert in einen Überrollkäfig und braucht zwei Helfer, die einen in der engen Sitzschale festzurren wie in einem Schraubstock. Der Hosenträger-Gurt presst einem die letzte Luft aus der Lunge. Kopf und Hals werden von Helm und Hans geschützt. Selbst die Hände sind so am Gurtschloss fixiert, dass man gerade noch das Lenkrad erreichen kann.
Höllenritt im Thermomix
Sobald man den Startknopf drückt und der mit einem riesigen Turbo samt eisgekühlter Ladeluft auf Höchstleistung getrimmte Standard-Vierzylinder zu laufen beginnt, raubt einem dieser Käfer alle Sinne. Man fühlt sich wie in einer Konservendose, die jemand in den Thermomix geworfen hat. Denn während der zwei Liter kleine Motor die Kabine binnen Sekunden aufheizt wie einen Backofen, schüttelt sich der Käfer, dass die Bleche ächzen.
Wie ein Jumbo beim Start
Auf ein Zeichen von draußen schließt man das Visier, lässt die Kupplung einschnappen und dem Schicksal seinen Lauf. Schon in der Theorie klingen 600 Nm respektabel. Aber in der Praxis auf einem ausgetrockneten See in der Wüste Kaliforniens fühlt sich der Schub des Beetle an, als würde er auch zum Starten eines Jumbo-Jets ausreichen. Und genauso brachial und unbeirrt bricht sich die gelbe Granate ihre Bahn.
Für Vollgas fehlte bislang allen Fahrern der Mut
Unglaublich, dass der Wagen rein rechnerisch sogar mehr als 400 km/h schaffen soll. Um so glaubhafter, dass sich bislang noch niemand gefunden hat, der das wirklich ausprobieren will. Zu groß wird irgendwann die Anziehungskraft der beiden Hebel an der Decke, mit denen man die jederzeit die Reißleine ziehen kann.
Und das darf man bei diesem Auto wörtlich nehmen. Weil der Beetle auf Sand oder Salz bei diesem Tempo kaum zu bremsen wäre, trägt er auf seinem Buckel zwei Fallschirme. Wenn man die zieht, fühlt es sich an, als würde man bei voller Fahrt einen Anker werfen und der Ritt auf der Rakete ist genauso schnell vorbei, wie er begonnen hat.
Fazit: Ein bisschen Spaß darf sein
Natürlich ist ein Auto wie der Beetle LSR hoffnungslos unvernünftig. Und anders als bei normalen Rennwagen gibt es nicht einmal etwas, was man für die Serienproduktion lernen oder ins Standardmodell übernehmen könnte. Aber schließlich sind es vor allem Lebensfreude und gute Laune, die der Beetle transportieren will. Sonst könnte man ja gleich einen Golf kaufen.
Datenblatt: VW BeetleLSR
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