BMW 750Li: Captain Future auf Wolke Sieben

Berlin (dpa-infocom) - Licht aus, Spot an: Für die Erstbegegnung mit dem neuen 7er sollte man eine Zeit nach Einbruch der Dämmerung wählen. Denn erst wenn es dunkel ist, wird das Auto wirklich eine Schau.

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Imposanter Auftritt

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Der neue BMW 7er ist auch bei Licht betrachtet ein imposantes Auto. Schließlich wirkt der Luxusliner trotz der nahezu unveränderten Abmessungen noch stattlicher, steht noch satter auf der Straße, glänzt mit noch mehr Chrom und Aluminium und reckt die größten Nieren in den Wind, die BMW je in einen Kühler geschnitten hat. Doch die große Show kommt, wenn es dunkel ist: Dann muss man nur die Türen öffnen und das Flaggschiff der Bayern rollt einem mit einer feinen Illumination auf den Asphalt förmlich den Roten Teppich aus.

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Der weist neben dem Fahrersitz vor allem in den Fond. Denn mehr denn je proklamiert der neue 7er die Freude am Fahrenlassen. Erst recht, wenn man wie das Gros der Kunden die um 14 Zentimeter gestreckte „Li“-Version und dann vielleicht auch noch das Executive-Lounge-Paket und das Chauffeurfahrwerk bestellt. Dann zahlt man zwar schon 20 000 Euro extra, kann dafür aber mit einem Knopfdruck den eigenen Sitz in einer Ruheposition und den Sessel des Beifahrers ganz nach vorne gleiten lassen. Dazu noch die elektrische Fußstütze ausgeklappt, das Tischchen aus der Mittelkonsole gefaltet, die Scheiben mit Jalousien verdunkelt und einen Film auf den riesigen Monitor geholt - fertig ist das First-Class-Feeling im Fond.

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Ein Traum für Selbstfahrer

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Zwar will der Luxusliner damit die perfekte Chauffeurslimousine sein und erlaubt sich dafür sogar ein für bayerische Verhältnisse butterweiches Fahrwerk samt Schlaglochscanner. Doch ist und bleibt BMW eine Fahrermarke. Der Autobauer hat den Platz vorne links deshalb nicht vergessen. Im Gegenteil: Man muss nur das adaptive Luftfederfahrwerk von Komfort auf Sport stellen und etwas beherzter Gas geben, dann zeigt das Dickschiff sein zweites Gesicht. Dann klingt der 4,4 Liter große V8 des 750Li plötzlich fast ein bisschen kernig, und mit Hilfe der Allradlenkung geht der 7er in die Kurven als wäre er ein 5er.

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Solange das Fahren Spaß macht, bindet der 7er den Lenker fest ins Geschehen ein und lässt sich willig führen. Wenn daraus lustlose Routine wird, nimmt er ihm möglichst viel ab. Durch Stau fährt er mit Spurführung, Lenkeingriff und Abstandsregelung samt automatischer Einhaltung des Tempolimits fast autonom und das Parken übernimmt er gleich ganz alleine: Wer vor seinem Stellplatz aussteigt, muss nur noch den wie ein Smartphone gestalteten Displayschlüssel drücken und kann zuschauen, wie der Wagen von Geisterhand in die Garage rollt.

Leichtbau für Elan und Effizienz

Dass die 330 kW/450 PS und 650 Newtonmeter des Achtzylinders buchstäblich leichtes Spiel haben, der Wagen mit 4,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h fast den gleichen Sprintwert erreicht wie ein M5 und dass er sich so handlich und agil anfühlt, liegt nicht zuletzt am intelligenten Leichtbau: Denn BMW überträgt das Know-how von i3 und i8 erstmals in die Großserie und baut den Kern der Rohkarosse aus Karbon. Zusammen mit ein paar anderen Diätmaßnahmen spart das gegenüber dem Vorgänger bis zu 130 Kilogramm, drückt das Grundgewicht unter zwei Tonnen und macht den 7er zur leichten Luxuslimousine am Markt: Schon ohne den für 2016 avisierten Plug-in-Hybriden ist der 7er einer der sparsamsten Luxusliner und im besten Fall als 195 kW/265 PS starker 730d mit 4,8 Litern zufrieden. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 127 g/km.

Unabhängig vom Sitzplatz erlebt man den Luxusliner als Wellnessoase mit sehr futuristischen Errungenschaften. So gibt es nicht nur ein aufwendiges Ambientelicht samt funkelndem Sternenhimmel im Schiebedach, bald ein Dutzend Massageprogramme, Lack und Leder ohne Ende und gleich zwei Parfümspender im Handschuhfach. Der 7er bietet auch vorbildliches Infotainment und eine revolutionäre Bedienung: Wenn man hinten alle Funktionen mit dem Touchpad und vorne die wichtigsten Kommandos mit Gesten übermittelt, fühlt man sich fast wie Captain Future auf Wolke Sieben. Nur dass dieser Luxus seinen Preis hat: Ab Oktober ist der 7er ab 81 900 Euro erhältlich. Und auch ohne den fest versprochenen V12-Motor klettert der Grundpreis mit acht Zylindern, Allrad und langem Radstand bis auf 112 700 Euro und lässt sich nah an 200 000 Euro treiben.

Fazit: Luxus trifft Zeitgeist

Glanz und Gloria waren gestern. Zwar ist auch der neue 7er ein repräsentatives Auto, das viele alte Werte bedient. Doch mit seinem modernen Innenleben und der wegweisenden Bedienung bietet er einen wunderbar zeitgemäßen Luxus. Und dass er eine schwarze Seele aus Karbon hat, steht im gut. Denn so haben zumindest die Kunden gegenüber den Klimaschützern eine halbwegs weiße Weste.

Datenblatt: BMW 750 Li xDrive

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke