Das Klima ist zentrales IAA-Thema: Grüne Welle auf vier Rädern

Das Motoren-Geräusch passt so gar nicht in die Frankfurter High-Tech-Maschinerie. Aber die Köpfe fliegen herum, wenn der Nachbau des ersten Autos der Welt vorbei knattert und dabei mit seinen Ausscheidungen eine dünne Spur auf dem Messe-Pflaster zieht. Als es 1888 gebaut wurde, war die Klima-Welt noch in Ordnung.

Auf der IAA ist das Klima schützende Auto nun das zentrale Thema geworden. Zwei große Trends sind dabei in den Messehallen sichtbar. Erstens wird die Kombination von Elektromotor und Verbrennungsmotor (Hybrid- Antrieb) immer leistungsfähiger. Zweitens werden klassische Verbrennungsmotoren, also Diesel und Benziner, immer sparsamer und sauberer - ohne dass die von vielen Fahrer so geliebten PS-Zahlen sinken müssen.

Die IAA mit ihrer Premierenflut kann indes nicht darüber hinweg täuschen, dass Hybrid-Autos auch zehn Jahre nach ihrer Markteinführung in Japan den Sprung auf den Massenmarkt noch nicht geschafft haben, weil sie noch zu teuer sind. Deutsche Hersteller haben vor geraumer Zeit begonnen, zögerlich nachzusetzen. Audi zieht 2008 nun als erster Hersteller mit dem Q7 nach, zunächst aber nur in den USA. VW und Porsche sind mit ihren Hybriden auf der Ziellinie, Mercedes verbaut einen Hybrid im schweren Geländewagen ML 450 ein (Start 2009). Am anderen Ende der Skala hat Citroe¨n einen solchen Hybrid in den winzigen "Cactus" gepflanzt.

Die IAA zeigt aber auch sehr deutlich, worauf sachliche Beobachter der Trends seit Jahren hinweisen: Der Hybrid-Antrieb ist nicht das Allheilmittel für die Zukunft und auch Wasserstoff-Motoren haben Grenzen, da die Produktion des Antriebsstoffes Unmengen an Energie verschlingt.

Unübersehbar ist auf der Messe, dass die Branche noch für gut drei Jahrzehnte große Hoffnungen auf den Dieselmotor setzt. So hat Mercedes seine Dieseltechnik unter dem Label "Bluetec" weiterentwickelt und im E300 den saubersten Diesel der Welt platziert. Ende des Jahres soll er auch in Europa angeboten werden. Kombiniert werden hier Katalysator- und Filtertechniken. Vor der IAA hat Mercedes diese Technik sämtlichen Herstellern angeboten. VW fasst artverwandte Angebote in der Bluemotion- Reihe zusammen, da ist der Polo mit 99 Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer Spitzenreiter.

Zahlreiche Marken bündeln verstärkt eine Vielzahl kleiner technischer Lösungen, um Spareffekte zu erzielen. Immer mehr Autos haben eine Start-Stopp-Automatik, etwa der Smart, verschiedene Citroe¨ns, Audi- Modelle, BMW-Fahrzeuge. Die Bayern haben die - bereits lange bekannte - Anzeige des optimalen Schaltpunktes recycelt, und sie schalten auch gleich mal mehrere Zylinder ab, wenn deren Kraft nicht nötig ist. Das kann den Verbrauch um bis zu 20 Prozent senken.

Gut angenommen werden vom Käufer Erdgas- und Autogasmodelle, da spürt man den Spareffekt täglich, weshalb praktisch alle Marken Angebote haben bzw. vorhandene Modellreihen erweitern.

Schwach bleibt indes der Fortschritt bei Wasserstoffautos, Brennstoffzellenfahrzeugen oder Elektromobilen - alles noch Studien, nicht käuflich. Zu sehen ist, woran man intensiv, oft schon seit Jahren, arbeitet. General Motors "HydroGen4" gehört dazu, auch die Studie "Flextreme" von Opel, ein Viersitzer mit Elektromotor, allerdings noch mit bescheidener Reichweite (50 km).

Große Hoffnungen setzen umweltbewusste Besucher wohl auf Mini-Autos für die Stadt, die extrem sparsam und extrem sauber fahren können. Manche von ihnen, wie Suzukis "Splash" (126 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer), sind in wenigen Monaten zu kaufen, andere, wie die Stadtautos von VW und Toyota, müssen noch eine Weile reifen. Der Smart mit Mini-Diesel hat sich selbst zum Sauberkeitsweltmeister ernannt.

3,45 Meter lang ist der "Up!" von Volkswagen, ganze 2,98 Meter kurz die Toyota- Studie IQ Concept, beide sollen sich später mal mit drei Litern Sprit auf 100 km begnügen. Der Wolfsburger Mini zeigt den CO2-Ausstoß sogar während der Fahrt.