Jaguar XF: Mehr Business, weniger usual
Berlin (dpa-infocom) - Sie haben es schwer, aber sie nehmen es tatsächlich leicht. Wenn Jaguar Ende September in der gehobenen Mittelklasse den neuen XF an den Start bringt, dann setzen die Briten vor allem auf die erste Aluminium-Architektur in dieser Klasse.
Damit soll die Limousine zum leichtesten Auto im Segment werden.
Gewicht drückt den Verbrauch
Die Entwickler von Jaguar haben für den XF ein extrem reduziertes, aber deshalb umso gefälligeres Design entwickelt. Dazu kommen neue Motoren, ein fortschrittliches Infotainment und ein konkurrenzfähiger Startpreis von 41 350 Euro.
Vor allem aber der Leichtbau ist entscheidend. Freilich ist dieser kein Selbstzweck. Knapp vier Zentner macht der neue XF gegenüber dem Vorgänger gut. Das sind teilweise mehr als zwei Zentner gegenüber der Konkurrenz. Und die senken vor allem den Verbrauch: Mit einem ebenfalls neuen Zwei-Liter-Diesel mit 120 kW/163 PS fällt der auf einen Normwert von 4,0 Litern und einen CO2-Ausstoß von 104 g/km. Das sind rund 25 Prozent weniger als beim Vorgänger und die besten Werte im Konkurrenzumfeld. Zumindest, wenn man die Hybridversionen von E-Klasse und A6 außen vor lässt.
Mehr Platz vor allem im Fond
Weil die neue Architektur steifer ist, braucht Jaguar weniger Verstrebungen und spart so Platz: Obwohl der XF ein paar Millimeter kürzer und flacher wird, bietet er vor allem im Fond mehr Knie- und Kopffreiheit und nun mit 540 Litern auch einen konkurrenzfähig großen Kofferraum. In keinem anderen Jaguar fahren Hinterbänkler so gut wie im XF, auch nicht in der Langversion des XJ.
Dazu gibt es viel Hightech auf der Ausstattungsliste - von den LED-Scheinwerfern bis zum Tempomaten mit automatischer Anpassung ans Tempolimit. Bei den Assistenzsystemen zwar nur gehobener Durchschnitt wollen sich die Briten vor allem beim Anzeige- und Bedienkonzept an die Spitze setzen. Deshalb bieten sie neben einem Head-Up-Display mit gestochen scharfer Laser-Projektion unter anderem ihr nagelneues Infotainmentsystem InConTrol Touch Pro an. Es ist leider erst zum Jahreswechsel lieferbar und bis zu 4000 Euro teuer. Doch es verbindet ein digitales Kombiinstrument mit einem zehn Zoll großen Touchscreen in der Mittelkonsole und hat viel Rechenpower. Deshalb sind nicht nur die Grafiken gestochen scharf und rasend schnell. Mit Touchen, Wischen, Zoomen und Sliden ist auch die Bedienung so einfach wie bei einem Tablet. Und die Integration von Smartphone-Inhalten wird zum Kinderspiel.
Mehr Gefühl als die Germanen
Effizient bei Raumökonomie und Verbrauch, und dank der elektronischen Aufrüstung intelligenter denn je - es wirkt fast so, als ziele Jaguar künftig mehr aufs Hirn als aufs Herz. Doch man muss nur den wie vom Herzschlag pulsierenden Startknopf drücken, dann wird man eines Besseren belehrt. Mag ja sein, dass in dieser Klasse oft die Fuhrparkmanager entscheiden und dabei vor allem auf die Fakten schauen. Doch ist ein Jaguar immer auch ein Auto fürs Gefühl und unterscheidet sich damit ein weiteres Mal von der deutschen Konkurrenz. Auch da hilft ihm die Aluminium-Karosse. Denn je leichter ein Auto ist, desto leichter kommt es in Fahrt und um die Kurven. Deshalb ist es kein Wunder, dass der XF so scharf und schnittig fährt.
Schon der in der Leistungsskala weit unten angesiedelte 2,0-Liter-Diesel mit 132 kW/180 PS wirkt deshalb eine Spur lebendiger und lebenslustiger als ein vergleichbares Triebwerk von BMW oder Mercedes. Mit dem vorläufigen Top-Benziner wird der XF vollends zum Sportwagen mit vier Türen: Der 3,0 Liter große V6-Motor leistet 280 kW/380 PS und geht mit bis zu 450 Newtonmeter zu Werke - gegen Aufpreis auch auf allen Vieren. Beim Kickdown gierig knurrend, schlägt der Jaguar seine Krallen damit scharf in den Asphalt. Er erreicht nach 5,3 Sekunden 100 km/h und mühelos 250 Sachen. Und er schnellt davon, wie man es von einer Wildkatze erwarten darf - erst recht, wenn sie Jagd auf Platzhirsche macht, die satt und träge geworden sind. Allerdings hat der Spaß seinen Preis. Denn als Hecktriebler kostet dieser XF-S dann schon 67 790 Euro, für den Allrad werden 2600 Euro mehr fällig und mit ein bisschen Ausstattung wird die Angelegenheit fast sechsstellig. Auch da steht Jaguar den Deutschen in nichts mehr nach.
Fazit: Business-Klasse für Bauchmenschen
Sparsam und sportlich, leicht und leidenschaftlich, intelligent und emotional - mit der zweiten Generation legt Jaguar einen eindrucksvollen Spagat in der Business-Klasse hin. So wird die Limousine zur attraktiven Alternative für alle Audi-, Mercedes- oder BMW-Fahrer, die ihr Geschäft mit ein bisschen mehr Gefühl garnieren wollen und deshalb auch mal den Bauch entscheiden lassen.
Datenblatt: Jaguar XF S
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke