Kia Rio: Der Konkurrent aus Korea

Berlin (dpa-infocom) - Kleinwagen sind groß im Kommen. Toyota bereitet den Start des neuen Yaris vor, bei Peugeot wartet alles auf den 208 und BMW kommt mit dem elektrischen i3. Da wollen die Koreaner nicht fehlen und schicken im Herbst den neuen Rio ins Rennen.

Obwohl etwas größer und deutlich besser ausgestattet als bislang, wird der Fünftürer deutlich günstiger. Um rund 20 Prozent hat Kia den Preis gesenkt und bietet den Rio ab 9990 Euro an. Trotzdem gehören nun unter anderem sechs Airbags und ESP zur Serienausstattung. Nur gegen Aufpreis gibt es allerdings vornehme Extras wie das beheizte Lenkrad, die Navigation mit Rückfahrkamera oder eine Klimaanlage mit automatischer Luftwäsche.

Neuer Diesel entthront aktuellen Spritsparkönig

In Fahrt bringen den Gegner von VW Polo, Opel Corsa und Co. zunächst vier Motoren. Es gibt zwei Benziner mit 1,2 und 1,4 Litern Hubraum und 63 kW/85 PS oder 80 kW/109 PS sowie zwei Diesel. Der größere hat 1,4 Liter Hubraum und leistet 66 kW/90 PS, der kleinere schöpft aus 1,1 Liter Hubraum 55 kW/75 PS. Dieser neue Dreizylinder ist der ganze Stolz der Ingenieure. Denn mit der für alle Motoren lieferbaren Start-Stopp-Automatik, Leichtlaufreifen und ein paar anderen Kunstgriffen sinkt der Verbrauch auf 3,2 Liter. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 85 g/km und ist sogar einen Tick besser als beim Polo Blue Motion, den VW als sparsamstes Modell im Segment anpreist.

Meistverkaufter Motor dürfte allerdings der große Benziner werden. Er leistet 80 kW/109 PS und gibt sich auf dem Prüfstand mit ebenfalls respektablen 5,3 Litern zufrieden (CO2-Ausstoß: 126 g/km). Allerdings darf man von dem Vierzylinder nicht zu viel erwarten: Er kommt zwar auf maximal 137 Newtonmeter, lässt sich beim Anfahren aber gerne etwas bitten. Erst wenn man ihn durch den beherzten Griff zum gut geführten Sechs-Gang-Getriebe ein wenig auf Touren bringt, geht es etwas flotter voran. Doch bis Tempo 100 braucht er trotzdem 11,5 Sekunden und für seine Höchstgeschwindigkeit von 183 km/h wahrscheinlich Gefälle oder Rückenwind.

In der Stadt sympathisch, auf dem Land synthetisch

Das Fahrwerk des Rio ist komfortabel und gutmütig. Es schluckt hohe Bodenwellen und tiefe Schlaglöcher und lässt sich selbst von engen Kurven nicht aus der Ruhe bringen. Allerdings braucht es für die eilige Landpartie viel Zutrauen in die Technik, weil die Lenkung eine präzise Rückmeldung schuldig bleibt. Was man auf dem Land als synthetisches Lenkgefühl bemängelt, wird man aber in der Stadt genießen. Dort wirkt der Rio handlich, agil und so wendig, dass einem vor der Parkplatzsuche nicht bange wird.

Solide Technik, sparsame Motoren und ein attraktiver Preis sind aber nur die eine Seite der Medaille. Nicht minder wichtig ist das Design, das bei Kia der Deutsche Peter Schreyer verantwortet. Er hat dem Rio das neue Markengesicht mit der verchromten „Tigernase“ verpasst und die Scheinwerfer weit nach hinten in die Kotflügel gezogen. Die Silhouette wirkt dank des um sieben Zentimeter auf 2,57 Meter gestreckten Radstands schlank und sportlich. Das breite Heck zeugt vom neuen Selbstvertrauen der Koreaner: Der Rio ist kein Duckmäuser mehr, sondern ruft stolz und fordernd: „Hoppla, jetzt komm ich!“

Viel Platz auf allen Plätzen

Zur schmucken Form gibt es ein günstiges Format. Bei 4,05 Metern Länge können selbst groß gewachsene Mitfahrer vorne wie hinten bequem sitzen und der Kofferraum fasst mit 288 Litern sogar mehr als beim VW Polo. Außerdem haben die Designer noch ein paar praktische Ablagen eingebaut: In die Türtaschen passen deshalb Trinkflaschen, das Handschuhfach ist gekühlt und unter die verschiebbare Mittelarmlehne passt der Pausensnack für die gesamte Reisegruppe.

Auffällig sind zudem die überraschend hochwertige Materialauswahl und die liebevolle Verarbeitung. Haben Kleinwagen aus Korea die Augen bis vor kurzem noch mit lustlosen Landschaften aus grauem Plastik beleidigt, geht es im Rio so edel zu wie in Corsa und Co.: Man sieht fein genarbte Oberflächen, funkelnde Chromrahmen und glänzenden Klavierlack. Trotzdem ihrer neue entdeckten Liebe zum Detail haben die Designer aber maßgehalten und das Cockpit so möbliert, dass man sich auf Anhieb im Rio zurecht findet.

Fazit: Bestens für die Konkurrenz gewappnet

Er sieht klasse aus, bietet viel Platz, hat sparsame Motoren und ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis: Selbst wenn es in Deutschland bald 50 verschiedene Kleinwagen gibt, wird der neue Rio seinen Weg machen - und zwar vor allem auf Kosten der Konkurrenz. Denn für den scharfen Wettbewerb ist der Koreaner bestens gerüstet.