Fahrbericht Kia Stonic im Test: Tigerbaby im Großstadt-Dschungel

Berlin (dpa-infocom) - Für gewöhnlich ist der Tiger ein scheues Tier, das sich in der Wildnis bewegt. Doch jetzt drängt er in den Dschungel der Großstadt. Denn Kia reagiert nun auf den anhaltenden Trend zum kleinen Geländewagen und bringt den neuen Stonic an den Start.

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Mit der typischen Tigernase im Gesicht, kunterbunten Kontrastlacken auf dem Blech und einer überraschend frischen Formensprache ist der Stonic vom 30. September an zu Preisen ab 15 790 Euro erhältlich. Er soll Farbe in die tristen Häuserschluchten der Metropolen und in das sonst eher monotone Modellprogramm des koreanischen Herstellers bringen.

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Rio mit Raffinesse

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Technisch ist der Stonic ein enger Verwandter des im Frühjahr eingeführten Rio. Während der allerdings den seriösen und deshalb spießigen Kleinwagen gibt, geht das neue Tigerbaby mit dem Trend. Es spielt für etwa 2500 Euro Aufpreis den modischen City-Trecker. Die Bodenfreiheit wird dafür auf knapp 20 Zentimeter angehoben.

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Um den Bauch hat er eine Binde aus vermeintlich stabilem Kunststoff, und die Stoßfänger tragen einen Unterfahrschutz. Dazu gibt es eine schnittige Silhouette mit einem auffälligen Targa-Bügel über dem Heck und vor allem eine Lackpalette, die mutiger ist als je zuvor bei den Koreanern. Nicht umsonst bietet Kia zu den acht Grundtönen noch eine Handvoll Kontrastfarben für das Dach und die Karosseriesäulen an.

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Innen erfrischend und ernsthaft zugleich

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Zwar kann man das Spiel der Farben auch innen munter weiter treiben, poppige Plastikkonsolen ins Cockpit klipsen lassen, bunte Ziernähte am Lenkrad bestellen und bei den Sitzbezügen ebenfalls Akzente setzen. Doch will der Stonic trotz seines erfrischenden Auftritts ein ernsthaftes Auto sein. Deshalb gibt es nicht nur jede Menge Zier- und Dekorteile, sondern auch eine umfangreiche, wenngleich meist aufpreispflichtige Ausstattung mit vielen Assistenzsystemen und einem serienmäßigen Touchscreen samt Apple CarPlay und Android Auto.

Aus diesem Grund findet man selbst unter dem für ein SUV ungewöhnlich flachen Dach noch überraschend viel Platz. Natürlich darf man bei einer Länge von 4,14 Metern keine Wunder erwarten. Aber in der ersten Reihe sitzt man kommod, die zweite ist zumindest keine Zumutung und der Kofferraum fasst solide 352 Liter. Anders als bei manchen Konkurrenten gibt es aber keine verschiebbare Rückbank, sondern nur eine geteilte Lehne, um das Ladevolumen auf 1155 Liter zu erweitern.

Eher Kleinwagen als Kraxler

Dass der Stonic kein zu heiß gewaschener Sportage, sondern ein aufgebockter Rio ist, merkt man spätestens beim Fahren - nicht nur weil Kia mit Blick erst gar keinen Allradantrieb entwickelt hat. Sondern auch, weil man trotz der höheren Bodenfreiheit tief sitzt und sich der Stonic entsprechend sportlich und direkt anfühlt.

Aber so agil der Wagen auch wirkt und so wendig er durch das Gewusel der Großstadt kurvt, stößt man spätestens beim Parken an seine Grenzen. Denn die kompaktesten Abmessungen helfen nichts, wenn die Sicht nach hinten von der breiten C-Säule blockiert wird. Da ist der Stonic dann eben doch ein SUV wie jeder andere und der Fahrer froh, wenn über den Bordmonitor das Bild der Rückfahrkamera flimmert.

Vier Motoren zur Wahl

In Fahrt bringen den Stonic vier Motoren: Der interessanteste ist ein Dreizylinder-Turbo, der aus nur einem Liter Hubraum immerhin 88 kW/120 PS schöpft und mit bis zu 172 Newtonmeter zu Werke geht. Er knurrt und pöttert zwar vor allem unter Last laut und vernehmlich wie jeder seiner Art, macht aber dafür einen ganz munteren Eindruck und ist immerhin gut für bis zu 185 km/h. Ein Spitzenwert, von dem die beiden Vierzylinder mit 62 kW/84 PS oder 73 kW/99 PS weit entfernt sind.

Wer gegen den Trend noch am Diesel hängt und wer trotz des wie bei jedem Kleinwagen eingeschränkten Langstreckenkomforts tatsächlich auf große Fahrt gehen will, dem verkaufen die Koreaner zudem einen 1,6 Liter großen Selbstzünder mit 81 kW/110 PS. Bei einem Normwert von 4,2 Litern (CO2-Ausstoß: 109 g/km) ist der Verbrauchsvorteil gegenüber dem Top-Benziner allerdings kaum der Rede wert. Schließlich ist der kleine Turbo zumindest auf dem Papier auch mit 5,0 Litern zufrieden und kommt so auf einen CO2-Ausstoß von 115 g/km.

Fazit: Lieber Mode als Matsch

Als SUV ist der Stonic in etwa so brauchbar wie ein paar ausgetretene Turnschuhe auf einer Trekking-Tour durch Nepal. Doch weil den meisten Kunden die Mode wichtiger ist als der Matsch und die kleinen Geländewagen ohnehin in den großen Städten zu Hause sind, tut das dem Charme des Kia keinen Abbruch, sondern macht ihn im Gengenteil zu einer Wahl der Vernunft. Schließlich bewahren so zumindest Preis und Verbrauch die Bodenhaftung. Und als cooler Kleinwagen macht der kunterbunte Koreaner auch ohne Allrad eine gute Figur.

Datenblatt: Kia Stonic 1.0 T-GDI

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke