Opel Astra: Angriff auf die Spitzenklasse
Berlin (dpa-infocom) - Nachdem Opel lange mit der zweiten Liga zufrieden war, schaltet der Autobauer jetzt mit dem neuen Astra wieder auf Angriff. Mit innovativem Design und pfiffiger Technik soll er in die Spitzengruppe aufsteigen.
Nur der Preis bleibt bodenständig. Mitte Oktober ist Verkaufsstart.
Leichte Konstruktion und sparsame Motoren
Wie ernst es Opel mit dem Neuanfang meint, erkennt man schon an der Plattform. Komplett neu und diesmal ohne Rücksicht auf andere Konzernmodelle entwickelt, wird der mindestens 17 260 Euro teure Astra bis zu 200 Kilo leichter und bekommt ein aufwendigeres Fahrwerk. Dazu ein leidenschaftliches Design mit selbstbewusster Front, knackigem Heck und solidem Stand. Während man beim Golf gähnen muss, provoziert der Astra anerkennende Pfiffe. Erst recht, wenn man einsteigt und merkt, dass selbst das in jeder Dimension kleinere Auto mehr Platz bietet als der Vorgänger. Jetzt fahren auch hinten zwei Erwachsene bequem mit und der Kofferraum schluckt 370 bis 1210 Liter. Wem das nicht reicht, für den gibt’s im Frühjahr auch einen Kombi.
Für mehr Freude beim Fahren sorgen neben dem Leichtbau auch neue Motoren - drei Diesel und fünf Benziner von 70 kW/95 PS bis 147 kW/200 PS. Damit kommt der Astra flotter in Fahrt und besser um die Kurven als je zuvor. Der aktuell wohl beste Motor im Astra ist der neue Dreizylinder-Turbobenziner. Nur einen Liter Liter groß, leistet er 77 kW/105 PS und kommt auf 170 Nm, die - auch das wieder ein Vorteil des Leichtbaus - eine große Wirkung entfalten. Immerhin beschleunigt er den nicht einmal 1,3 Tonnen schweren Fünftürer in 11,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h, erreicht bestenfalls 200 km/h und bleibt dabei immer leise und unaufdringlich. Und sparsam, zumindest auf dem Prüfstand. Dort kommt er mit 4,3 Litern und einem CO2-Ausstoß von 99 g/km durch den Test. Wem das zuviel ist: Der vorerst sparsamste Diesel schafft 3,4 Liter und 90 g/km.
Ausgestattet mit Hightech und Wellness
Um der Konkurrenz in der Kompaktwagenklasse Beine zu machen, bläst Opel die Ausstattungsliste auf wie kein anderer. Die Hessen starten mit klimatisierten Massagesitzen und Duftspendern ein Wellness-Programm. Sie holen mit dem Telematik-Dienst Onstar einen virtuellen Privatsekretär ins Auto, verknüpfen den Touchscreen über Android Auto oder Apple CarPlay mit dem Smartphone und bauen einen mobilen Hotspot ein. Und sie machen den Astra mit dem neuen Matrix-Licht zur hellsten Leuchte in der Kompaktklasse. Weil in jedem Scheinwerfer acht LED-Pakete separat so angesteuert werden können, dass auch bei Fernlicht niemand geblendet wird, fährt der Opel permanent mit maximaler Lichtausbeute und öffnet dem Fahrer so nachts buchstäblich die Augen.
Doch zum blitzgescheiten Licht gibt es beim Astra leider auch reichlich Schatten. Für die vielen Innovationen auf der Ausstattungsliste zum Beispiel hat Opel Klassenstandards wie die Option auf Allradantrieb, Verstelldämpfer und eine Doppelkupplung gestrichen. Während der Navi-Bildschirm klasse aussieht, wirkt das eigentliche Kombiinstrument altbacken und schon bei der Premiere angestaubt. Und während die Oberseite des Armaturenbretts Augen und Händen schmeichelt, sollte man den unteren Teil wegen des vielen Hartplastiks weder mit Blicken noch mit den Fingern streifen.
Fazit: Ein Quäntchen zu wenig Schwung beim Quantensprung
Das Package stimmt und sieht auch noch klasse aus, das Fahrverhalten passt und die Motoren sind modern, und bei Wellness und Connectivity fährt der Astra ganz vorne. Doch so groß der Sprung für Opel auch sein mag, fehlt ihm zu Golf & Co das letzte Quäntchen. In Sachen Materialauswahl und Standardtechnologien fährt er etwa hinterher. Aber auch der zweite oder dritte Sieger ist ein Gewinner - erst recht wenn er vorher nur noch im Mittelfeld gespielt hat.
Datenblatt: Opel Astra 1.0T
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke