Peugeot 308 SW: Lademeister mit Löwenmut

Berlin (dpa-infocom) - Sie sind nicht ganz so sexy und sportlich wie die Ableger mit Steil- oder Schrägheck. Doch in der Kompaktklasse geben die Kombis den Ton an. Deshalb stellt jetzt auch Peugeot dem 308 nach nur einem halben Jahr wieder ein SW-Modell zur Seite.

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Der neue Fünftürer wurde gerade erst zum „Auto des Jahres“ gewählt und schon legt Peugeot beim 308 noch einmal nach: Nur ein halbes Jahr nach dem Generationswechsel gibt es ihn ab Mai auch wieder als 308 SW. Der für den Erfolg in der Kompaktklasse so wichtige Kombi startet bei 19 250 Euro. Damit ist er nur 900 Euro teurer als das konventionelle Modell.

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Mehr Auto fürs Geld

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Für diesen moderaten Aufschlag bekommt man allerdings deutlich mehr Auto. Die Franzosen haben nicht nur den hinteren Überhang um 22 Zentimeter in die Länge gezogen, sondern auch noch den Radstand um elf Zentimeter gestreckt und die hinteren Türausschnitte vergrößert. Damit wächst der 308 auf 4,59 Meter und kratzt so mächtig an der Mittelklasse. Immerhin war zum Beispiel der 405 Break in den frühen Neunzigern noch zehn Zentimeter kürzer.

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Dank des neuen Formats kann man im Fond leichter einsteigen, etwas bequemer sitzen als im Fünftürer und hinten mehr einladen. Viel mehr sogar. Schon das Standardmodell schluckt zwischen 420 und 1228 Litern, nun fasst der Kofferraum bei voller Bestuhlung bereits 556 Liter - das 54 Liter-Fach unter dem doppelten Boden noch gar nicht mitgerechnet. Wer mehr Platz braucht, lässt mit zwei Schnapphaken in den geraden Seitenwänden die Rücksitze nach vorne fallen. Dann öffnet sich hinter der breiten und flachen Luke eine ebene Ladefläche, auf der man bis zu 1660 Liter stapeln kann.

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Gute Konkurrenz zum Golf

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Damit das Gepäck nicht verrutscht, gibt es im Wagenboden vier verchromte Zurrösen, die vornehm durch spezielle Schienen gleiten. Und gegen neugierige Blicke schützt eine Persenning. Die sieht zwar nicht ganz so hochwertig auf, läuft aber lässig in ihren Schienen und kann bei Bedarf passend im Souterrain verstaut werden.

Zwar wird die Kompaktklasse vom VW Golf dominiert, der als Variant auch an der Laderampe den Ton angibt. Doch die Löwenmarke lässt sich davon nicht bange machen. Schließlich ist der 308 SW nicht nur rund 1200 Euro günstiger als ein vergleichbar motorisierter VW, er bietet auch in jeder Konfiguration einen Hauch mehr Kofferraum.

Schlicht und schnörkellos - aber auch schön?

Den Bestseller aus Wolfsburg haben sich die Franzosen allerdings auch beim Design zum Maßstab genommen: Man kann es einfallslos oder elegant nennen, zeitlos schön oder sterbenslangweilig - aber genau wie der VW wirkt der Peugeot wie aus einem Guss und so, dass man sich auch nach ein paar Jahren noch nicht daran sattgesehen haben dürfte.

Innen dagegen fährt Peugeot seinen ganz eigenen Kurs: iCockpit nennen die Franzosen ihr Armaturenbrett, das schon im Fünftürer eine kleine Revolution angezettelt hat. Weil dort alle wichtigen Funktionen über den serienmäßigen Touchscreen gesteuert werden, gibt es in der Mittelkonsole nur noch ein halbes Dutzend Schalter. Dazu noch das kleine, weit nach unten gerückte Lenkrad und die im Gegenzug nach oben gewanderten Instrumente - schon hat man ein unverwechselbares Ambiente, das aber ein sehr geteiltes Echo provoziert. Die einen lieben es, die anderen fühlen sich darin verloren.

Mit drei gespielt vier

Auch unter der Haube macht Peugeot einen Unterschied und ist den Niedersachsen deshalb voraus. Während VW die Dreizylinder für den Golf noch entwickelt, kann man die neuen Trendmotoren im 308 schon kaufen. Neben drei Dieseln mit 73 kW/99 PS bis 110 kW/150 PS und einem 1,6-Liter-Benziner mit 115 kW/156 PS bauen die Franzosen auch einen 1,2-Liter-Turbo ein, der nur auf drei Flammen kocht.

Der Motor leistet wahlweise 81 kW/110 PS oder 96 kW/130 PS und macht in der stärkeren Version eine ganz ordentliche Figur. Zwar knattert er ein wenig lauter, so wie es alle Dreizylinder tun. So richtig in Fahrt kommt er nur mit ordentlich Drehzahl. Doch im Alltag schwimmt man mit dem verbindlich abgestimmten Peugeot lässig im Verkehr mit. Maximal 230 Nm reichen bei der stärkeren Version auch zum Überholen auf der Landstraße. 199 km/h Spitze gehen in Ordnung. Und der Normverbrauch von 4,7 Litern und der CO2-Ausstoß von 109 g/km sind vorbildlich, selbst wenn beim Test 25 Prozent mehr fällig waren. Nur die Sporttaste, die den Sound verstärkt, die Lenkung schärft und die Gasannahme gieriger macht, ist hier ein bisschen albern.

Fazit: Mit deutschen Tugenden und französischem Flair

Peugeot hat sich beim 308 so sehr am Platzhirsch aus Wolfsburg orientiert, dass er fast deutscher geworden ist als der VW Golf. Im guten wie im schlechten Sinne sind Form und Format deshalb auf dem Niveau des Bestsellers. Doch die deutschen Tugenden garniert die Löwenmarke mit französischem Flair beim Ambiente und dem etwas entspannteren Fahrverhalten. So vereint der 308 SW das Beste aus zwei Welten und beweist deshalb ein sehr einladendes Wesen.

Datenblatt: Peugeot 308 SW 1.2 e-THP 130

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke