Audi S1: Ein Bonsai macht Bodybuilding

Berlin (dpa-infocom) - Der Mini hat es vorgemacht, endlich zieht Audi nach: Auch der A1 lässt jetzt die Muskeln spielen und kommt zum Sommer als hochgerüstetes Sportmodell mit 170 kW/231 PS. Scharf sind nicht nur Antrieb und Fahrwerk, auch die Designer trauen sich was.

Audi S1: Ein Bonsai macht Bodybuilding
Foto: dpa

Muskeln sind in Mode - auch bei den Minis: Citroen hat einen DS3 Racing mit 152 kW/207 PS, der VW Polo darf als R WRC mit 162 kW/220 PS punkten. Und wenn es den neuen Mini bald wieder als John Cooper Works gibt, steht bei der Leistungsangabe ebenfalls eine Zwei an erster Stelle. Dieses wilde Treiben will sich Audi nicht länger von der Kriechspur anschauen und legt deshalb beim A1 nach: Ab Mai gibt es das kleinste Modell der Bayern erstmals auch als S1. Für mindestens 29 850 Euro steigt die Leistung auf 170 kW/231 PS und macht den S1 zum König der Kraftzwerge.

Audi S1: Ein Bonsai macht Bodybuilding
Foto: dpa

Organspende aus dem S3

Der S1 bedient sich beim großen Bruder S3: Sein 2,0-Turbo ersetzt den 1,4-Liter großen und 136 kW/185 PS starken Vierzylinders des bisherigen Top-Modells und katapultiert den Kleinwagen in eine neue Dimension. Wenn bis zu 370 Nm zu Werke gehen, die vier Endrohre ihre heißere Fanfare blasen und der bei den S-Modellen obligatorische Quattro-Antrieb diese Kraft über alle vier Räder auf die Straße bringt, kennt der Spaß kaum mehr Grenzen.

Schon die Beschleunigung ist imposant. Immerhin sprintet der Dreitürer in 5,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und der fünftürige Sportback (plus 850 Euro) braucht nur eine Zehntelsekunde länger. Das Spitzentempo: 250 km/h. Doch die Krönung sind Kurven. Mit fast traumwandlerischer Sicherheit tänzelt der S1 auf der Ideallinie, lässt sich präzise um die Ecken treiben und beschleunigt am Kurvenausgang vehement und trittsicher, dass einem das Grinsen kaum mehr aus dem Gesicht weicht.

An der Tankstelle ist der Spaß vorbei

Spätestens an der Tankstelle könnte einem das Lachen wieder vergehen. Denn der S1 kostet nicht nur rund 5000 Euro mehr als das aktuelle Top-Modell der Baureihe. Er hat auch entsprechend mehr Durst. Schon auf dem Prüfstand gönnen sich der Dreitürer 7,0 und der Fünftürer 7,1 Liter (CO2-Ausstoß 162 und 166 g/km). Doch nach zwei Stunden verschärfter Landlust zeigt der Bordcomputer über elf Liter. Sparsam ist der Spaß dann nicht mehr.

Komfortabel übrigens auch nicht: Die etwas enger geschnittenen Sportschalen zwicken beim Ritt auf der Kanonenkugel in den Hüften. Der wütende Motorsound lässt die Ohren klingeln. Das Hemd klebt feucht am Rücken. Die Knöchel werden weiß vom festen Griff ins dicke Lenkrad. Die rechte Hand ist vom Schalten müde und sehnt sich nach der Doppelkupplung, die Audi aus Gründen der Gewichtsbalance nicht eingebaut hat. Der Rücken ruft nach dem Chiropraktiker. Ja, man kann den „Drive-Select“-Schalter auch in der Komfort-Stellung lassen und ganz gemütlich dahin rollen. Doch wer Dynamik wählt, spürt sehr deutlich, wie groß die Löcher in der Straßendecke sind. Aber irgendwie gehört beim Sport der Muskelkater mit zum Spaß.

Auch die Designer spielen mit

Ein neuer Motor, eine geänderte Vorderachse, das Drive-Select-Fahrwerk, dickere Bremsen und eine schärfere Lenkung - wenn die Ingenieure so viel Aufwand treiben, wollen die Designer nicht hintanstehen und langen ebenfalls kräftig zu. Zwar lassen sie sich einen Gutteil ihre Arbeit sogar noch einmal extra bezahlen. Doch wer die beiden Design-Pakete für Exterieur (1 250 Euro) und Interieur (1 750 Euro) dazu bestellt, bekommt einen knallbunten Kleinwagen, der manchem hochgerüsteten Sportcoupé die Schau stiehlt.

In den Scheinwerfern über den stark vergrößerten Lufteinlässen der Frontschürze glüht ein wutroter Streifen, aus den 18-Zöllern lugen rote Bremssättel hervor, an der Flanke trägt der S1 den Quattro-Schriftzug und über dem Heck thront ein doppellagiger Spoiler, der manchem Modellflieger zur Ehre gereichen würde. Dazu gibt es innen Kunststoffkonsolen und Sitzverkleidungen in Wagenfarbe und das unten abgeflachte Lenkrad, mit dem man in engen Kurven noch besser Kurs halten kann.

Fazit: Ein kleine Sünde

Ein Kleinwagen für über 30 000 Euro, mit mehr als 147 kW/200 PS und einem Praxisverbrauch im zweistelligen Bereich? Vernünftige ist das nicht. Doch wenn man den Kraftzwerg aus einer anderen Warte betrachtet, sieht die Sache schon ganz anders aus: Ein Sportwagen für ein Drittel des 911-Preises, mehr Leistung als manches coole Coupé, ein Spitzentempo von 250 km/h und einem Praxisverbrauch von kaum mehr als zehn Litern - so erscheint der S1 als kleine Sünde, die man sich durchaus mal erlauben kann.

Datenblatt: Audi S1Sportback

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

Gespräche über Gott und die Welt führen
Zwei Sozialarbeiterinnen der Diakonie laden Frauen aus Neviges und Umgebung rund viermal im Jahr zur gemütlichen Teestube Gespräche über Gott und die Welt führen