Renault Captur: Stadtflitzer auf Stelzen

Berlin (dpa-infocom) — Crossover-Modelle erobern das Segment der kleinen Stadtautos. Einer der Protagonisten ist der Renault Captur, der gerade die Nachfolge des Modus angetreten hat. Technisch abgeleitet vom Clio, gibt er den pfiffigen Stadtflitzer auf Stelzen.

Crossover-Modelle: Bislang waren die Autozwitter, die Merkmale verschiedener Gattungen auf sich vereinen, vor allem in der Kompaktklasse vertreten. Jetzt sind die kleinen Stadtautos an der Reihe. Mit dabei ist der Renault Captur. Gewöhnlich verlangen die Hersteller saftige Aufpreise für ihre Crossover-Modelle. Der Captur liegt dagegen bei einem Grundpreis von 15 290 Euro nur wenig über Fünftürer und Kombi.

Farbenfreude stattEinheitsgrau

Keiner soll den Captur für ein Spießerauto halten. Deshalb bietet Renault zur neuartigen Form noch ein paar peppige Farben an. Zudem können sich Kunden das Dach in Kontrasttönen lackieren lassen. Die sehnige Rammschutzleiste sticht in glänzendem Schwarz aus der Seite hervor. Die Felgen sind rotierende Farbkleckse. Wem das noch nicht reicht, der bestellt ein paar Klebe-Tattoos dazu. Innen geht das bunte Treiben weiter: Farbige Konsolen im Cockpit, bunte Gummischnüre an den Rücklehnen der Vordersitze, Zierstreifen auf den Lehnen, sogar die Innenseite des Handschuhfaches strahlt in grellen Tönen.

Bei aller Farbenfreude haben die Franzosen den Sinn fürs Praktische nicht vergessen. Schließlich will der 4,12 Meter lange Captur ein Familienauto sein. Das beginnt bei der um 16 Zentimeter verschiebbaren Rückbank, mit der man auch im Fond überraschend viel Beinfreiheit genießt — aber entsprechend viel Kofferraum einbüßt. Hinter einer großen Klappe mit niedriger Ladekante und praktischem Wendeboden fasst der normalerweise 455 Liter und schrumpft auf 377 Liter. Es geht weiter über das riesige Handschuhfach, das man wie eine Schublade aus dem Armaturenbrett ziehen kann. Es endet zum Beispiel bei den Reißverschlüssen an den Sitzbezügen: Mit ihrer Hilfe kann man die Stoffe im Handumdrehen austauschen oder zumindest in die Waschmaschine stopfen, wenn der Nachwuchs mit Kakao gekleckert hat.

Bekannte Technik im neuen Gewand

So modern der Zuschnitt und so modisch der Innenraum, so konventionell fährt sich der Captur. Natürlich sitzt es sich bei jetzt 17 Zentimetern Bodenfreiheit ein wenig höher, und die Übersicht ist besser. Außerdem rollt man bisweilen sorgloser über Bordsteinkanten oder die Schlaglöcher auf dem Weg zum Waldschwimmbad.

Aber im Grunde ist der Captur nichts anderes als ein Clio mit höherem Schwerpunkt und 100 Kilo mehr Gewicht. Deshalb darf man weder auf eine betont sportliche Abstimmung noch auf das große Abenteuer abseits des Asphalts hoffen. Über Land ist das aufgebockte Lifestyle-Auto kreuzbrav und eher komfortabel abgestimmt. Im Gelände sind seine Möglichkeiten kaum andere als die eines anderen Kleinwagens.

Kleine Motoren reichen aus

Ein Vorteil dieser Zurückhaltung: Der Captur benötigt keine hochgerüsteten Motoren. Renault bietet den Wagen deshalb auch mit dem Dreizylinder an, der nur 0,9 Liter Hubraum hat und völlig ausreicht. Dank eines Turboladers kommt er auf 66 kW/90 PS und maximal 135 Newtonmeter (Nm) Drehmoment. Es braucht zwar ein bisschen Weitblick zum Überholen, wenn sich der Motor 13 Sekunden zum Beschleunigen von 0 auf 100 Zeit lässt. Bei maximal 171 km/h wird man nicht zum Stammgast auf der linken Spur, aber in der Stadt gibt der Dreizylinder keinen Anlass zum Klagen. Zumal der Captur zwischen Häuserzeilen eine ganz andere Stärke ausspielt: Handlich, wendig und mit guter Übersicht geht es voran. Und er passt in fast jede Parklücke.

Wie jeder Turbo ist auch der Dreizylinder ein vergleichsweise durstiger Geselle: Im Normzyklus noch mit 5,0 Litern (CO2-Ausstoß: 115 g/km) zufrieden, gönnt er sich in der Praxis schnell zwei, drei Liter mehr. Dann kann man auch gleich zum 1,2 Liter-Vierzylinder mit 88 kW/120 PS greifen oder besser: den einzigen Diesel kaufen. Der holt aus 1,5 Litern 66 kW/90 PS und kommt in der Theorie sogar mit 3,6 Litern (95 g/km) aus.

Fazit: Der schickere Van und der cleverere Kombi

Er ist ein Farbklecks im großen Gewühl der kleinen Autos, ist praktischer als ein normaler Kleinwagen, pfiffiger als ein Kombi und nicht so spießig wie ein Van. Das macht den Captur zu einer cleveren Alternative für Großstadtsingles und junge Familien. Vor allem, weil der Aufpreis zu den konventionellen Autos kaum höher ist als zum Beispiel für einen Satz Alufelgen.

Datenblatt: RenaultCapturTCe90

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke