Renault Espace: Spaceshuttle im Tiefflug

Berlin (dpa-infocom) - Die NASA will noch einmal zum Mond, Tesla-Chef Elon Musk träumt von Flügen zum Mars, auch Renault hat wieder Lust an der Raumfahrt. Nach 13 Jahren bringen die Franzosen zu Preisen ab 33 550 Euro den überfälligen Nachfolger des Espace an den Start.

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Vom Vorgänger nur den Namen übernommen

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Die fünfte Espace-Generation hat bis auf den Namen nicht mehr viel mit jenem Raumkreuzer gemein, der den Europäern bei seinem Debüt vor über 30 Jahren Lust auf die Raumfahrt auf Rädern gemacht hat. Weil alle Welt vom Van auf das SUV umsteigt, setzt das Space Shuttle zum Tiefflug an: Der Espace macht sich flach, geht optisch in die Breite und steht so bullig da wie ein Geländewagen. Bei der Länge allerdings legen die Franzosen nach und strecken die Großraumlimousine auf 4,86 Meter - den bisherigen Grand Espace können sie sich damit sparen.

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Den neuen Zuschnitt des Espace spürt man im Innenraum: Es gibt zwar noch jede Menge Platz vor den Knien und über dem Kopf. Doch das großzügige Raumgefühl ist verschwunden. Daran kann die Sitzlandschaft mit drei einzeln verschiebbaren Sesseln in der zweiten und der Option auf zwei Klappstühle in der dritten Reihe nichts ändern. Auch die lichten Einflüsse des Panoramadaches helfen da nicht. Wer auf große Fahrt geht, kann zumindest zwischen 680 und 2101 Liter Gepäck einladen.

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Weniger Bewegungsfreiheit

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Schuld daran ist vor allem die riesige, zweigeschossige Mittelkonsole, die zwischen Fahrer und Beifahrer aufragt. Sie bietet viel Stauraum, ist eine bequeme Ablage und die richtige Bühne für ein paar hübsch inszenierte Bedienelemente. Jedoch engt sie die Bewegungsfreiheit ein und lässt den Wagen enger wirken, als er tatsächlich ist.

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Die neue Raumordnung hat auch ihr Gutes: Der Fahrer wird wieder Teil des Geschehens. Bislang war man hinter dem Lenkrad irgendwie nur Passagier und hatte nicht einmal eigene Instrumente vor der Nase. Nun ist man tatsächlich Space-Commander. Man sitzt in einem Cockpit, das futuristisch gestaltet, aber klassisch angeordnet ist und greift sehr bewusst ins Lenkrad.

Groß und trotzdem handlich

Das macht übrigens überraschend viel Spaß. Obwohl der Espace so ein großes und mit seinen 1,7 Tonnen nicht ganz leichtes Auto ist, fühlt sich der Wagen relativ handlich an. Verantwortlich dafür ist das System 4Control, das auch mit den Hinterrädern lenkt. Je nach Situation und Tempo parallel oder entgegengesetzt zu den Vorderrädern eingeschlagen, wechselt der Espace bei hohen Geschwindigkeiten souveräner den Kurs und braucht bei niedrigem Tempo weniger Platz zum Wenden oder Rangieren. In der Stadt fühlt er sich deshalb nicht sperriger an als sein kleiner Bruder Scénic. Dazu noch das Multi-Sense-System, das von der Lenkung über die Steuerung der Automatik bis hin zur Beleuchtung des Cockpits auf Knopfdruck den Charakter verändert - fertig ist die Limousine für alle Lebenslagen.

Wenn da nicht die Sache mit den Motoren wäre. Denn beim Antrieb geht Renault mit der Zeit und folgt der Idee vom Downsizing: Wo der Espace früher mit großvolumigen Sechszylindern zu haben war, müssen heute aufgeladene Vierzylinder reichen. Zur Wahl stehen zwei Diesel und ein Benziner mit bis zu 147 kW/200 PS, die aber alle nur 1,6 Liter Hubraum haben und entsprechend schmalbrüstig wirken. Der für den Absatz wahrscheinlich wichtigste Diesel mit 118 kW/160 PS und 380 Newtonmeter tut sich mit dem Dickschiff entsprechend schwer: Trotz eines Sprintwerts von 9,9 Sekunden und 202 km/h Spitze fühlt man sich eher wie in einem Jumbo-Jet als in einem Space Shuttle.

Klotzen statt kleckern

Wo sie unter der Haube kleckern, wird ansonsten geklotzt: Weil der Espace zugleich als Flaggschiff positioniert wird, waren die Controller spendabel und die Innenausstatter haben das mit viel Liebe zum Detail ausgenutzt: Bei Preisen, die dann auch mal über 50 000 Euro klettern, gibt es endlich eine vernünftige Materialqualität und jede Menge Zierrat.

Der Zündschlüssel ist ein Kleinod aus Kunststoff, in der Mittelkonsole prangt ein senkrecht montierter Touchscreen, und auf der Liste der Extras finden sich Finessen wie die LED-Scheinwerfer, Massagesessel oder ein Head-Up-Display zum Ausklappen.

Fazit: Alles bleibt anders

Die flache Silhouette mit der bulligen Statur und dazu eine luxuriöse und kuschelige Atmosphäre - es ist zwar nichts mehr wie es war beim Espace. Aber gerade deshalb ist und bleibt der große Franzose ein ebenso eigen- wie einzigartiges Auto. Wer den alten Raumfahrer vermisst, der sei auf eine weitere Parallele zur NASA verwiesen: Auch die zeigt ihr Space Shuttle mittlerweile nur noch im Museum.

Datenblatt: RenaultEspacedCi160 Initiale

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke