Renault-Roadster Wind: In zwölf Sekunden an die Luft
Mit dem offenen Zweisitzer Wind erweitern die Franzosen ihr Angebot an Klappdach-Modellen.
Düsseldorf. Wer hat, der kann - sagt ein geflügeltes Wort. Und Renault kann offenbar, nämlich sich bei den Klappdachmodellen die Konkurrenz sogar selbst bauen und in die Schauräume der Händler stellen. Kurz nach dem Start des Mégane Cabrio-Coupés gönnen es sich die Franzosen eine Nummer kleiner und stürmen mit dem "Wind" das Kleinwagensegment.
Nun könnte man meinen, dass auch dort alles schon mal da gewesen ist. Ist es auch, doch dem Mitsubishi CZC oder dem Konzernschwesterchen Nissan Micra C+C waren Verkaufserfolge nicht vergönnt und folglich der Abschied vom Markt verordnet worden. Der "Wind" soll nun alles besser machen und hat tatsächlich auch die Veranlagung dazu.
Der Zweisitzer pellt sich in zwölf Sekunden elektrisch das Dach auf die Heckklappe. Richtig: auf die Heckklappe. Denn während andere Modelle das "Toupet" zu Lasten des verfügbaren Ladeplatzes unter der Haube verschwinden lassen, glänzt der "Wind" jederzeit mit 270 Litern Gepäckraum.
Das reicht für die Taschen der zwei Mitreisenden allemal, während die pfiffige Dachkonstruktion den spontanen Wechsel zu "oben ohne" jederzeit problemlos ermöglicht. Dabei fällt auf, dass der "Wind" selbst bei höheren Geschwindigkeiten eine recht sturmfreie Bude bleibt. Es gibt kaum störende Luftverwirbelungen.
Renault verkneift sich einen Diesel und begrenzt das Angebot auf zwei Benziner. Der kleinere werkelt mit 1,2 Litern Hubraum und kommt dank Zwangsbeatmung auf immerhin 101 PS (74 kW). Das Triebwerk zieht munter an, braucht aber so seine Drehzahlen, um bei Laune zu bleiben. Gerade auf kurvigen und vielleicht bergigen Straßen, wo der "Wind" eigentlich zu Hause sein sollte, bedarf es behänder Schaltarbeit, um den Kraftschluss nicht abreißen zu lassen. Wer da die Normdistanz mit 6,3 Litern Super schafft, kann stolz sein.
Deutlich herzhafter beißt der 1,6-Liter-Motor mit 133 PS (98 kW) zu. Er entwickelt seine Kraft aus dem Keller heraus und pariert auch klaglos untertourige Passagen. Die geforderten mindestens sieben Liter Super nimmt man duldsam hin. Die Spitzengeschwindigkeit soll bei 203 km/h liegen - ein Wert, den man solch einem Zwerg fast nicht zutraut. Sicher auf der Straße liegt er dank straffem Sportfahrwerk und 205er Reifen auf 17-Zoll-Aluminium aber allemal.
Der Innenraum versprüht bewusste Sportlichkeit, die sich irgendwie jedoch mit dem Sparzwang paaren musste. Die Stoff-Leder-Sitze sind straff und gut führend geformt. Sie lassen auch große Insassen dank mannigfacher Verstellpositionen eine komfortable Position finden. Das Ambiente generell hätte gediegener ausfallen können, schimmert stattdessen aber im Plastik-Look. Diese Scharte wetzen auch die dezenten Alu-Applikationen nicht mehr aus.
Die Erwartung, einen schmucken Roadster für etwa 15 000 Euro zu bekommen, konnte Renault nicht erfüllen. Zwar bekommt man schon zum Einstand ab 16 900 Euro mit der Version "Dynamique" eine fast umfassende Ausstattung. Das sollte man bei diesem Preis aber auch erwarten dürfen. Mehr Technik und Komfort bringt die Night&Day-Edition mit, die aber schon 2 200 Euro mehr kostet.