Renault Twizy: Elektro-Auto trifft Motorrad
Berlin (dpa-infocom) - Das Auto ist zu unhandlich oder teuer, der Motorroller zu unsicher oder unbequem? Wer so denkt, der sollte bald bei Renault vorbeischauen. Mit Blick auf den Großstadtverkehr bringen die Franzosen ein neues Fahrzeugkonzept in Stellung: den Twizy.
Der luftige Zweisitzer ist eine Mischung aus Auto und Motorrad. Er wird zeitgemäß und umweltfreundlich von einem Elektromotor angetrieben und kostet in der Basisversion kaum mehr als ein gebrauchter Kleinwagen. 6 990 Euro und 45 Euro Batteriemiete im Monat soll er kosten - das macht ihn zum billigsten Elektrofahrzeug mit vier Rädern und Straßenzulassung. In Frankreich kommt der Flitzer im März auf den Markt, in Deutschland Anfang 2012.
Mischung aus Motorrad und Auto
Dafür gibt es einen rund geformten Kleinstwagen, der mit 2,32 Metern Länge und 1,19 Metern Breite nicht einmal die halbe Verkehrsfläche eines Smart einnimmt. Die schlanke Silhouette hat er vom Motorrad, aber vom Auto übernimmt er die vier Räder und die Sitzposition. Zwar reisen die beiden Passagiere tatsächlich hintereinander, sie sitzen aber auf bequemen Sesseln. Statt des Lenkers hat der Fahrer ein konventionelles Lenkrad vor der Brust, und im Fußraum gibt es zwei ganz normale Pedale.
Unter dem hinteren Sitz montieren die Franzosen einen Elektromotor, der die beiden winzigen Hinterräder antreibt. Im Basismodell leistet er 4 kW/5 PS und schafft nur 45 km/h. Aber diese Grenzen haben die Ingenieure mit Bedacht gewählt. So darf man den Twizy in Deutschland bereits mit 16 Jahren und in vielen Ländern sogar ohne Führerschein benutzen.
Wer volljährig ist, seine Fahrprüfung bestanden hat und einen noch nicht bezifferten Aufpreis zahlt, bekommt eine stärkere Variante. Dann leistet der Motor 15 kW/20 PS und beschleunigt den nur 450 Kilo schweren Twizy auf bis zu 80 km/h. Beide Modelle nutzen einen Lithium-Ionen-Akku. Er ist unter dem Fahrersitz montiert und hat eine Kapazität von 6 kWh. Das soll im Stadtverkehr für mindestens 100 Kilometer reichen, verspricht Renault. Danach muss der Twizy an die Steckdose, wo das Aufladen etwa 3,5 Stunden dauert.
Spritzig im Antritt, handlich beim Wenden
Obwohl einem 80 km/h im Auto ziemlich langsam vorkommen, wirkt der Twizy bei einer Testfahrt ungeheuer schnell. Er hat wie alle Elektrofahrzeuge einen sehr energischen Antritt und schnurrt mit viel Elan durch den Stadtverkehr. Dabei schlägt man Twingo & Co nicht nur beim Ampelstart ein Schnippchen. Weil der Twizy rund zwei Meter weniger zum Wenden braucht und so schlank ist, kurvt man auch flüssiger durch den Verkehr und findet schneller einen Parkplatz.
So ist die erste Ausfahrt mit dem Twizy ein großes Vergnügen. Er fährt sich spritzig und handlich, die Sonne scheint durchs große Glasdach und der Wind bläst frisch durch die offenen Seitenwände. Dass man bei großem Wuchs direkt gegen den einzigen Querholm in der Karosserie schaut und seine Sitzposition ein wenig verändern muss, kann dabei die gute Laune kaum trüben. Viel zu spaßig sind der Slalom um die Blumenkübel, der kurze Sprint über den Parkplatz oder die flüsterleise Fahrt durch den Stadtwald.
Bei schlechtem Wetter hört der Spaß auf
Sobald sich Wetter oder Umgebung ändern, dürfte aber der Spaß dahinschmelzen. Im Stau auf der Stadtautobahn zum Beispiel ist man mit dem Twizy genauso gefangen wie mit dem Twingo. Und wenn es kalt wird oder regnet, wird es in dem Zweisitzer genauso ungemütlich wie auf einer Vespa. Denn der Twizy vereint nicht nur die Vorzüge beider Fahrzeuggattungen, sondern auch einige Nachteile.
Fürs Gepäck gibt nur zwei kleine Fächer links und rechts des Lenkers und ein etwas größeres unter dem hinteren Sitz. Man kann den Innenraum nicht abschließen und deshalb nichts im Wagen liegen lassen. Es fehlen mit Rücksicht auf Preis und Reichweite komfortable Errungenschaften wie Heizung, Klimaanlage oder Servolenkung. Und mit der Sicherheitsausstattung ist es auch nicht weit her. Im Lenkrad steckt zwar ein Airbag, aber ABS oder gar ESP sind nicht vorgesehen.
Fazit: Mehr Ergänzung als Ersatz fürs Auto
Bei Sonnenschein in einer schönen Stadt macht der Twizy Spaß. An grauen Novembertagen oder im Feierabendverkehr hält sich der Reiz dagegen in Grenzen. So wird der Stadtflitzer das Auto wohl kaum ersetzen, sondern nur ergänzen. Zwar ist er für ein Spaßmobil recht teuer, dafür aber viel moderner und vernünftiger als etwa ein Motorrad oder ein Oldtimer.