Stilles Elch-Mobil
Mercedes: Nun kann auch die A-Klasse mit Strom fahren. Sie kommt bis zu 255 Kilometer weit.
Da gibt es eine Weltpremiereund kaum keiner bekommtes mit: Die Mercedes A-Klassekann nun auch mit Stromfahren. Doch der Stromermit dem Stern sieht genausoaus wie seine Klassenbrüder,die sich von den Herren Ottooder Diesel antreiben lassen.
Die stille Revolution findetunterm Blech statt, vorzugsweiseim doppelten Bodendes Wagens, der erfundenwurde, um - zwischen denAchsen gelegen - bei einemFrontalcrash-Fall den Motoraufzunehmen, auf dass dieUnfallfolgen minder schwerwerden.Dort hinein haben dieMercedes-Ingenieure die Lithium-Ionen-Batterien gepackt,die den Strom für denE-Motor liefern. Der treibtdie Vorderräder an undschafft im Dauerbetrieb 68PS (50 kW). Kurzzeitig, soseine Entwickler, kann er beivoll geladenen Batterien sogar95 PS abgeben (70 kW).
Die Dauerleistung mutetwenig an, macht aber beimFahren viel Spaß. Denn imStil einer Straßenbahn stehtdas elektrische Drehmomentgleich von Beginn an in vollerHöhe von 290 Newtonmeterzur Verfügung. Erst über 100km/h flacht der Durchzug erkennbarab. Spitze 150 sinddennoch gut erreichbar, manhabe dort einen elektronischenRiegel vorgeschoben,sagt Mercedes, damit dieReichweite entsprechendgrößer wird. Denn auch hierist es wie seit hundert Jahren:Schnell fahren kostet - Stromin diesem Fall, die Batterie istschneller leer.
Damit derVorrat möglichst langereicht, wird beim BremsenElektroenergie zurückgewonnen.Bei ersten Testfahrten- vorrangig in der Großstadt- konnten so gut 200 kmerreicht werden, versprochenwerden gar 255 km. Ist derAkku leer, muss der Wagengut acht Stunden an die heimische230-Volt-Steckdose.An öffentlichen Ladestationenkönnen 400 Volt angebotenwerden, da ist die Batteriebereits nach drei Stundenvoll.Solche Stationen gibt esaber noch nicht in sinnvollerZahl.
Noch ist alles in derTestphase, gleichwohl dieelektrische A-Klasse nun alsSerienfahrzeug in Rastattvom Band läuft, so wie die"normale" Version. Freilich,beim Stromer werden proJahr zunächst nur 500 montiert,und kaufen kann mandie auch nicht so ohne weiteres- sie wären schlichtweg zuteuer. Einen echten Preis verrätMercedes nicht. Dennnach wie vor treibt die Batterietechnikden Preis gewaltignach oben. Von rund 25 000Euro für die Stromquelle ist -unbestätigt - zu hören.
Der Weg zur Elektro-AKlasseführt ausschließlichüber einen Leasing-Vertrag.1 070 Euro kostet ab Frühjahr2011 die monatliche Rate.Da hat man den Wagenvier Jahre und darf 60 000 Kilometerweit fahren.435 Liter fasst der Kofferraum,1 370 werden es beiumgeklappten Rückenlehnen,denn die Akkus sind jaim Fahrzeugboden verstaut.Nur wiegen diese ganz schön,weshalb sich die Zuladungvon 510 auf 350 Kilo verringert.
Mercedes sieht sich in SachenElektromobilität auf einemguten Weg. Die A-Klassemit Strom ist nunmehr dasvierte E-Modell, das dieStuttgarter anbieten. Dennauch Smart, B-Klasse und derVan Vito können per Leasingmit Strom gefahren werden.Deshalb wurde ein ganzerElektro-Baukasten entwickelt,Baugruppen also, die inverschiedene Modelle passenund so Produktions- undEntwicklungskosten sparen.
Mit der wachsenden Zahlelektrisch betriebener Modellewächst auch ein neuesProblem heran: Allesamtschnurren fast lautlos überdie Straße und schaffen soeine völlig neue Kategorievon Unfallursachen. Deshalbarbeitet auch Mercedes daran,den stillen Flitzern eineStimme zu geben - nicht zuletztauch wegen der 100-jährigenakustischen Prägungdes Menschen: Ein Automuss man hören.Gesucht wird ein Elektro-Sound, der Drehzahl gerechtLaut gibt. So wie man einenDiesel als Diesel erkennt undein Achtzylinder charakteristischröhrt, soll das Elektroautoder Zukunft unverkennbarals solches hörbar werden.
Und Mercedes wärenicht Mercedes, wenn mannicht auch hier wieder umRaffinesse ringen würde. Gesuchtwird der E-Sound, derkeinen Zweifel aufkommenlässt: Hier kommt ein elektrischerMercedes. Da freut sichauch der Elch und kannrechtzeitig Reißaus nehmen.