Suzuki Celerio: Alltag statt Allüren
Berlin (dpa-infocom) - Alto, Splash, Swift - bei kleinen Autos ist Suzuki eine große Nummer. Jetzt ersetzen die Japaner mit dem Celerio gleich zwei ihrer Zwerge und fahren dabei komplett gegen den Trend.
Renault Twingo, Smart Forfour, Citroën C1 oder Opel Karl - kleine Autos sind gerade groß im Kommen. Kaum jemand weiß das besser als Suzuki. Schließlich gehören die Japaner weltweit zu den größten Herstellern von kleinen Autos. Deshalb reagieren sie jetzt auf diesen Trend und bringen den neuen Celerio an den Start. Er kommt Ende November zu Preisen ab 9690 Euro in den Handel und soll mittelfristig gleich zwei Modelle ersetzen. Denn Alto und Splash fahren im nächsten Jahr aufs Altenteil.
Außen klein, innen groß
Auf den ersten Blick ist der nach einem Kunstwort aus den spanischen Begriffen „Celeste“ (Himmel) und „Rio“ (Fluss) benannte Stadtflitzer das richtige Auto zur rechten Zeit: Denn obwohl der Wagen gerade einmal 3,60 Meter misst, bietet der Fünftürer dank seines Radstandes von stolzen 2,43 Metern im Fond zur Not auch mal Platz für zwei Junioren, die dem Kindergarten entwachsen sind. Wo man bei anderen Kleinstwagen bereits mit zwei Schulranzen seine liebe Mühe hat, schluckt der Celerio mühelos ganze Getränkekisten und volle Einkaufstaschen. Denn mit 254 Litern liegt sein Kofferraumvolumen auf dem Niveau der nächst größeren Klasse. Wen stört da schon die hässliche Stufe, die beim Umlegen der Rückbank die Ladefläche teilt?
Dazu lockt der Wagen mit einem sozialverträglichen Grundpreis und einer augenscheinlich zeitgemäßen Konstruktion. Mit einem Leergewicht von nicht einmal 900 Kilo können die Japaner herzlich über Leichtbau-Bemühungen der europäischen Konkurrenz lachen. Und der Normverbrauch von bestenfalls 3,6 Litern (CO2-Ausstoß 84 g/km) stempelt den Celerio auch an der Zapfsäule zum Sparmodell.
Erwachsenes Fahrverhalten
Zu guter Letzt fährt der Kleine sich auch noch halbwegs erwachsen. Er ist weder so wendig wie ein Twingo noch so spritzig wie ein Mini. In Sachen Federungskomfort darf man keine Wunder erwarten, erst recht nicht auf Kopfsteinpflaster. Aber gutmütig abgestimmt und lieber eine Spur zu weich als zu hart, schwingt der Suzuki sanft über große Bodenwellen, hält in Spurrillen tapfer seine Linie und macht auch bei einer längeren Landpartie eine ungewöhnlich gute Figur.
Bis dahin ist den Japanern mit dem kleinen Celerio deshalb wirklich ein großer Wurf gelungen. Doch beim zweiten Blick verblasst der Glanz des Kleinwagens leider genauso schnell wieder. Denn die scharfkantigen, glattflächigen und langweiligen Plastikoberflächen, die grobschlächtigen Digitaldisplays und die ebenso farblosen wie fadenscheinigen Sitzbezüge wirken viel billiger als das Auto selbst. Wo die Konkurrenz auf jede Menge Schmuck und Schminke zur Individualisierung setzt, kontert Suzuki mit gerade mal fünf Außenfarben und ein paar Zierleisten.
Ausstattung wie in den Neunzigern
Zugleich liest sich die Liste der Wunschausstattung wie in den Neunzigern. Ja, vier Airbags sind immer Standard und auch die elektrischen Fensterheber vorn und die Höhenverstellung für den Fahrersitz. Außerdem gibt es weiter oben in der Modellhierarchie eine Start-Stopp-Funktion, eine Zentralverriegelung oder eine Klimaautomatik. Aber eine Bluetooth-Freisprechanlage als einziges Hightech-Feature ist ein bisschen dürftig, wenn andere in diesem Segment Online-Navigation, Touchscreens und die komplette Spiegelung des Handys auf den Fahrzeug-Monitoren anbieten. Und ein paar stadtgerechte Assistenzsysteme wie ein Notbrems-Automat hätten dem Celerio auch nicht geschadet.
Nicht weniger verwunderlich ist die Motorenpalette. Ein 1,0-Liter mit 50 kW/68 PS und 93 Nm ist zwar vollkommen in Ordnung für dieses Segment. Und dass der Dreizylinder ein bisschen lauter knurrt, man bis Tempo 100 stolze 14,0 Sekunden braucht und es mit dem Elan bei 155 km/h schon wieder vorbei ist, darüber wird bei einem Kleinstwagen keiner schimpfen. Aber warum der 1100 Euro teurere Motor im Eco+-Modell zwar eine modernere Ventiltechnik, aber die exakt gleichen Eckdaten hat, das muss man nicht verstehen. Allein für 0,7 Liter Verbrauchsunterschied wird dieses Geld niemand bezahlen.
Fazit: Das Auto ist ehrlich, der Preis nicht
Klein, praktisch und ohne all das ganze Premium-Brimborium: Im Grunde ist der Suzuki Celerio ein ehrliches und deshalb durchaus zeitgemäßes Auto. Nur leider haben sich die Japaner beim Preis verkalkuliert. Wenn sich der Hersteller all die Allüren spart, dann muss er das auch an die Kunden weitergeben. Er darf für so einen hausbackenen Langweiler nicht genau so viel verlangen, wie die Konkurrenz für einen Lifestyle-Floh mit jeder Menge Hightech-Optionen. Das Auto ist prima, nur ist der Preis 2000 Euro zu hoch.
Datenblatt: SuzukiCelerio1.0 Eco+
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke