Suzuki Kizashi: Zu Höherem berufen
Berlin (dpa-infocom) Alto, Swift, Jimny, Vitara: Bislang verbindet man Suzuki mit pfiffigen Stadtflitzern und günstigen Geländewagen. Doch der japanische Hersteller fühlt sich zu Höherem berufen.
Er hat sich an seine erste Mittelklasse-Limousine gewagt.
Der Kizashi ist da. Das Stufenheck misst 4,65 Meter und ködert die Kunden mit einem betont sportlichen Design: Der mit Wabengittern gefüllte Kühlergrill ist fast noch markanter gezeichnet als bei Audi. Die Flanke wirkt kräftig und durchtrainiert, und das Heck ist kurz und knackig. Trotzdem schluckt der Kofferraum ordentliche 461 Liter und kann mit der umgeklappten Rückbank noch deutlich erweitert werden. Überdies gibt es einen Skisack hinter der Mittelarmlehne und einen Cargo-Organizer unter dem Ladeboden.
Innen fehlt der Pfiff
Innen ist der Kizashi allerdings nicht ganz so leidenschaftlich geraten. Der Wagen bietet bei 2,70 Metern Radstand vorne großzügig und hinten immerhin genügend Platz für Kopf und Knie. Die Japaner haben den Innenraum mit viel Lack und Leder dekoriert. Zudem haben sie ein paar auffällige Zierleisten aus Metall in die Armaturentafel eingearbeitet. Aber viele Schalter wirken grobschlächtig, die Instrumente sind für diese Klasse ungewöhnlich schlicht, und auch die Mittelkonsole zeugt nicht von sonderlich viel Fantasie der Designer.
Dafür jedoch punktet der Kizashi mit viel Ausstattung: Neben ESP und sieben Airbags sind unter anderem die Lederpolster, beheizte Sitze mit elektrischer Verstellung, Zweizonen-Klimaautomatik, Xenonscheinwerfer, Glasdach und die Park-Piepser Standard. Einzig für den Metallic-Lack sowie die Kombination aus Allradantrieb und stufenloser Automatik verlangen die Japaner Aufpreis.
Einige moderne Assistenzsysteme fehlen
So klettert der Grundpreis der Limousine auf 26 900 Euro und liegt damit deutlich über Konkurrenten wie dem Skoda Octavia oder dem Toyota Avensis. Aber wenn man die Ausstattung berücksichtigt, hat der Kizashi die Nase zum Teil um mehrere Tausender vorn. Allerdings fehlen ihm ein paar moderne Assistenzsysteme, die mittlerweile auch in den Klassen darunter angeboten werden. Auf einen Tempomat mit Abstandsregelung kann man vielleicht verzichten. Aber der elektronische Blick in den Toten Winkel oder die Hilfe bei der Spurführung sind kein Hexenwerk mehr.
Beim Antrieb ihres Flaggschiffs setzen die Japaner auf einen Vierzylinder-Benziner, der mit seinen vergleichsweise üppigen 2,4 Litern Hubraum nicht so recht in den Trend zum Downsizing passen will. Er leistet 131 kW/178 PS und kommt auf ein maximales Drehmoment von 230 Nm. Der Motor hat einen kernigen Klang, nimmt gut Gas an und bringt die Limousine flott in Fahrt. Allerdings muss man dafür häufig ins Sechsgang-Getriebe greifen, früh zurück schalten und den Motor mit hohen Drehzahlen bei Laune halten.
Sportliches Fahrwerk
Wer das berücksichtigt, der schafft es mit dem Fronttriebler binnen 7,8 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht mit etwas Anlauf eine Höchstgeschwindigkeit von 215 km/h. Der auf dem Prüfstand ermittelte Durchschnittsverbrauch von 7,9 Litern (CO2-Ausstoß: 183 g/km) ist dann allerdings nicht mehr zu halten. Stattdessen werden schnell zwei, drei Liter Expresszuschlag fällig. Kein Wunder, dass man Spritspartechniken wie eine Start-Stopp-Automatik oder wenigstens eine Gangwechsel-Anzeige vermisst.
Zum sportlichen Anspruch der Limousine passt das Fahrwerk. Obwohl das Auto vor allem für den komfortbetonten US-Markt entwickelt wurde, ist die Lenkung angenehm direkt, die Federn sind schön stramm, und die Bremsen haben einen ordentlichen Biss. Ohne dass er auf der Autobahn zum unkomfortablen Springbock würde, lässt sich der Kizashi deshalb auch mit viel Freude über enge Landstraßen treiben.
Fazit: Ein Markenmagnet für Stammkunden
Natürlich wird Suzuki mit dem Kizashi kaum ernsthaft Kunden von VW Passat, Audi A4 oder BMW Dreier erobern. Und auch bei den Japanern, Koreanern und Franzosen wird das Räubern schwer zumal dem Kizashi für den Durchbruch in Deutschland zum Beispiel ein Dieselmotor fehlt. Doch vor allem für die Stammkunden ist das neue Flaggschiff trotzdem ein wichtiges und richtiges Auto. Denn wer bislang aus dem Vitara herausgewachsen war, muss jetzt nicht mehr die Marke wechseln.