VW Polo: Volkswagen spielt Mini-Golf
Der neue Kleinwagen setzt Maßstäbe in seiner Klasse. Das sparsamste Modell soll nur 3,6 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen.
Düsseldorf. Der sieht ja aus wie ein Golf! Wer dem neuen VW Polo erstmals gegenüber tritt, kann sich dieses Urteil kaum verkneifen. Und: Er fährt sich (fast) wie ein Golf, er fasst sich an wie ein Golf. Der neue Kleine aus Wolfsburg ist ein Großer geworden und setzt damit den Trend fort, dass Kleinwagen mit Anmutung und Ausstattung immer dichter an die nächsthöhere Wagenklasse heranrücken.
Dass der Polo dem Golf so ähnlich sieht, ist Teil der Design- Philosophie von VW, die sich auch beim Scirocco wieder findet. Schlicht, simpel, logisch, so kennzeichnen die Designer die Art und Weise, wie sie die Karosse und das Interieur zeichnen. Dass sie sich damit auch Attribute wie "langweilig" oder "ausdruckslos" einhandeln, damit können sie offenbar leben.
Der neue Polo trägt in seiner äußeren Schlichtheit ein unverwechselbares Gesicht und strahlt innen eine Wertigkeit aus, die dicht beim großen Konzern- Bruder liegt. Sachliche Eleganz bestimmt den Innenraum, nirgendwo gibt es billige Plastik. Die Instrumente sind klar gezeichnet.
Alle Schalter sitzen dort, wo man sie erwartet, alles erklärt sich selbst, da kann man auf die Betriebsanleitung verzichten. Vieles, was sinnvoll erscheint, ist bereits Serie. Dennoch kann man den Polo mächtig hochrüsten und ohne Mühe die 20 000 Euro- Marke überspringen, da ist man schon tief in Golf-Regionen. Der kleine Polo startet bei 12 150 Euro, der große Golf bei 16 500 Euro.
Die ersten paar hundert Kilometer Fahr-Bekanntschaft enden mit einem prägenden Eindruck: Wer nicht auf das Platzangebot und die Fahrdynamik vom Golf angewiesen ist, fährt im Polo bestens umher. Das Fahrwerk ist komfortabel, nicht zu weich, nicht zu hart gefedert das Ganze. Sehr schön leichtgängig die Lenkung, es gibt nichts an den Bremsen auszusetzen und ESP ist in sämtlichen Versionen Serie.
Und natürlich ist auch der Polo wie alle seine neuen Kleinwagenbrüder gewachsen - plus fünf Zentimeter. Drei nahm er in der Breite zu. Der Kofferraum fasst 280 Liter, legt man die Sitze um, sind es 952 samt einer komplett ebenen Ladefläche, und die Kopfstützen können beim Umklappen auch drin bleiben. Gut der doppelte Ladeboden.
Acht verschiedene Motorversionen werden im Laufe des Jahres auf den Markt kommen, fünf davon sind neu bzw. werden erstmals im Polo eingesetzt. Für Technik- Gourmets gibt es anstelle der klassischen Automatik sogar ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Stufen, das üblicherweise eher höherwertigen Fahrzeugen vorbehalten ist. Zum Marktstart bei den Händlern Ende Mai bietet VW zunächst drei Benziner und einen Diesel an.
Die neuen Motoren wurden auf Sparsamkeit getrimmt. Bis zu 20 Prozent gegenüber Vorgängerversionen, so VW, sollen bei einzelnen Aggregaten eingespart werden können. Der Polo- Einstieg liegt bei 60 PS (44 kW), damit soll der Dreizylinder im Schnitt 5,5 Liter auf 100 km verbrauchen. Das ist auch der sauberste Antrieb (128 Gramm CO2 pro km).
Mit 190 Gramm steht die aktuelle Topmotorisierung am anderen Ende der CO2-Skala, das ist ein neuer 1,2 Liter-Benzinmotor. Der schafft es mit Turbo-Hilfe auf 105 PS - soll aber genauso wenig verbrauchen wie das Einstiegsmodell. Auf dem Papier lockt der 1,6 Liter TDI (90 PS/66 kW) mit Traumwerten: 3,6 Liter auf 100 km. Dieses Modell kommt aber erst im Laufe des Jahres. Da lässt sich vielleicht schon erkennen, ob der Polo dem Golf in die Quere kommt.
Die Konkurrenz, auch die in der so genannten Golf-Klasse, muss sich warm anziehen. VW strotzt schon vor Selbstbewusstsein und hat den Neuen zum Namensgeber einer neuen Fahrzeugkategorie gemacht: Polo-Klasse.