Über Kreuz auf Kurs: Neue Crossover-Modelle drängen auf den Markt

München (dpa/tmn) - Sie sind das Salz in der immer wässrigeren SUV-Suppe: In vielen Preis- und Größenklassen würzen die Hersteller ihr Programm mit neuen Crossover-Modellen. Dabei haben Designer und Entwickler längst mehr im Sinn als Geländewagen.

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Crossover - noch vor einigen Jahren dachte man bei diesem Begriff vornehmlich an die Verschmelzung verschiedener Musikstile. Doch spätestens seitdem Autos wie der Nissan Qashqai auf dem Markt sind, drängt der Begriff auch als Autogattung ins öffentliche Bewusstsein. Der 2006 gestartete japanische Wagen ist eine Mischung aus verschiedenen Fahrzeuggattungen. Und er erfreut sich gemessen am globalen Absatz ebenso wie der seit 2008 verfügbare BMW X6, eine Mischung aus SUV und Coupé, großer Beliebtheit.

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Crossover-Modelle liegen voll im Trend, sagt Hans-Georg Marmit von der Sachverständigenvereinigung KÜS in Losheim. Der Experte nennt Gründe: „Für die Kunden sind sie das Salz in einer Suppe, die immer wässriger wird.“ Mit einem gängigen SUV könne man sich angesichts der Modellflut kaum noch abheben. Zudem seien die Crossover-Modelle für die Hersteller eine einfache Möglichkeit, ihr Angebot zu erweitern: „Mit den modernen Plattform- und Baukasten-Architekturen lassen sich solche Derivate vergleichsweise schnell und kostengünstig verwirklichen.“

Entsprechend groß ist die Zahl der Crossover-Neuheiten, die in den nächsten Monaten durchstarten. Im Juli stellt BMW laut Entwicklungsvorstand Herbert Diess dem X6 einen kleinen Bruder zur Seite. X4 soll der Neue heißen, wird im Grunde aber ein Coupé des X3 sein. Für einen Aufpreis von knapp 5000 Euro gegenüber dem Kompakt-SUV gibt es eine schnittigere Karosserie, ein sportlicher abgestimmtes Fahrwerk und den größeren Aufmerksamkeits-Faktor.

Und die Konkurrenz schläft nicht: Mercedes enthüllte vor ein paar Wochen die Studie Vision SUV Coupé. Nach diesem Vorbild soll laut dem Hersteller Anfang nächsten Jahres ein dynamisch designter Ableger der M-Klasse folgen. Auch Audi schmiedet Pläne: Bei der Ingolstädter Marke sollen die Lücken zwischen den konventionellen SUVs Q3, Q5 und Q7 peu à peu gefüllt werden. Ein viertüriges Coupé auf Basis des nächsten Q7 bestätigte Pressesprecher Christian Bangemann bereits. Ableger der kleineren Baureihen werden zumindest nicht dementiert.

Während Audi bei den Mischformen aus Geländewagen und Coupé der Konkurrenz hinterherhinkt, will das Unternehmen mit einer anderen Kreuzung erster sein: Zumindest denken die Entwickler der Marke über eine hochbeinige Variante des Sportwagens TT nach. Erste Studien wie den Allroad Shooting Brake und das TT Offroad Concept zeigte Audi bereits auf Messen. Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg betonte schon mehrfach, dass für ihn die TT-Geschichte bei Coupé und Roadster noch nicht zu Ende geschrieben ist.

Auch bei der Konzernmutter VW kommt man offenbar auf den Geschmack. Informationen aus Unternehmenskreisen zufolge arbeiten die Design- und Entwicklungsabteilungen an einer Coupé-Version des nächsten Tiguan. Auch die normalen Pkw werden zunehmend in ein Abenteuer-Gewand gesteckt. So wird es einen Offroad-Käfer geben wie ihn die auf der Automesse in Detroit im Januar gezeigte Studie Dune in Aussicht stellte. Wahrscheinlich kommt der Wagen mit erhöhter Bodenfreiheit und robusten Anbauteilen 2015 zu den Händlern. Auch den Golf Sportsvan könnte es bald als Cross- oder Alltrack-Modell geben, das aber ist bei VW bislang nur ein Gedankenspiel.

Dass beim Kreuzen der Fahrzeuggattungen nicht immer Offroad-Komponenten eine Rolle spielen müssen, zeigt Mercedes bereits seit 2012 am Beispiel CLS: Das viertürige Coupé gibt es seitdem auch als Shooting Brake - eine Kombination von Coupé und Kombi. Für diesen Sommer ist ein Facelift geplant, und bald wird das Modell einen kleinen Bruder bekommen: „Auch den CLA wird es als Shooting Brake geben“, kündigt Designchef Gorden Wagener an.

Zwar gelten Crossover als großer und nachhaltiger Trend unter den Autobauern. Doch allein seligmachend sind die Konstruktionen offenbar nicht. Das jedenfalls zeigt sich bei Nissan am SUV Murano in der Cabrioversion. Mit dem anstehenden Generationswechsel nimmt der Hersteller die in den USA als „erste und einzige moderne Kreuzung aus SUV und Cabrio“ angebotene Frischluft-Version nach Angaben der US-Pressestelle mangels Nachfrage wieder vom Markt.