Werkstatt in der Satteltasche - Rüstzeug für Fahrradpannen
Berlin (dpa/tmn) - Man muss kein Pessimist sein, um auf einer Radtour mit Pannen zu rechnen. Vielmehr gehört die Zusammenstellung des passenden Bordwerkzeugs zur Vorbereitung. Was man einpacken sollte, ist von der Länge und dem Ziel der Tour abhängig.
Wenn die Regentage weniger werden, steigt die Lust bei Radfahrern, sich auf Tour zu begeben. Doch die kann viel zu früh im Taxi enden, wenn man nicht auf Pannen vorbereitet ist. Deshalb sollte passendes Bordwerkzeug immer dabei sein.
Was man einpackt, hängt davon ab, wie lange man unterwegs ist und wo. Doch auch wer das Nötigste mitnimmt, wird selten auf Hilfsmittel verzichten, mit denen sich ein platter Reifen beheben lässt. Wobei es für Tourenräder Mäntel gibt, die einen Platten fast ausschließen können. Insofern ließe sich laut René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) sogar darauf verzichten.
Für Rennräder mit ihren anfälligeren Reifen gilt das indes nicht. „Da sollte man einfach einen Ersatzschlauch in die Trikot-Tasche stecken“, rät Filippek. Dazu gehören Reifenheber aus Kunststoff, mit denen sich der Mantel von der Felge heben lässt.
Flickzeug ist laut Uwe Wöll vom Verbund Service und Fahrrad (VSF) nur für ausgedehntere Reisen notwendig. „Da behebt man den Platten vor Ort mit einem Ersatzschlauch und kann dann am Etappenziel in Ruhe den kaputten Schlauch flicken.“ Schon am Ort der Panne wird eine Luftpumpe benötigt. Gunnar Fehlau vom Pressedienst Fahrrad (pd-f) empfiehlt eine Minipumpe: „Für 20 bis 30 Euro bekommt man eine solide, gut handhabbare Pumpe, die wenig Platz wegnimmt.“
Selbst auf kurzen Touren sollte ein sogenanntes Multitool nicht fehlen, das wie ein Taschenmesser zahlreiche Werkzeuge vereint. Ein solides Faltwerkzeug kostet laut Fehlau zwischen 20 und 40 Euro. Wöll rät, die Werkzeuge in die Hand zu nehmen und Hebelwirkung aufzubauen. „Wenn dann die Hände wehtun, hat der Hersteller was falsch gemacht.“ Ganz wichtig: Das Mulitool muss zu den Schrauben am Rad passen.
Neben den passenden Schraubenschlüsseln enthalten manche Multitools auch noch weitere Werkzeuge. Fehlau gibt allerdings zu bedenken, dass die Faltwerkzeuge in der Regel alles ein bisschen können, aber nichts so richtig. Insofern kann auch die Mitnahme separater Werkzeuge sinnvoll sein. René Filippek vom ADFC empfiehlt, etwa einen Kettennieter und Ersatz-Kettenglieder dabei zu haben. Zwar würde die Kette nur selten reißen, aber „ein Kettennieter trägt ja nicht auf“. Und wenn die Kette doch mal reißt, sitze man schließlich fest.
Wesentlich häufiger reißen Brems- oder Schaltzüge, weshalb Radler immer mindestens einen von jeder Sorte in der Hinterhand haben sollten. „Außerdem empfiehlt es sich, ein kleines Döschen mit Kleinteilen wie Schrauben mitzunehmen“, sagt Fehlau. Für unerwartete Pannen hat er auch immer Klebeband und Kabelbinder dabei. „Das ist Improvisationsmaterial, mit dem man alles Mögliche zumindest kurzfristig reparieren kann.“
Flippek empfiehlt, auf längere Touren Ersatzspeichen mitzunehmen. „Denn wenn man mit viel Gepäck unterwegs ist, kann die Belastung auf die Laufräder sehr hoch sein.“ Welche Speichenlänge man braucht, sollte man vorher ausmessen. Die Ersatzspeichen lassen sich platzsparend mit Klebeband am Rahmen befestigen.
Wer auf die Mitnahme von Ersatzspeichen verzichtet, sollte trotzdem einen Zentrierschlüssel einpacken. Damit lässt sich das Laufrad bei einem Speichenriss wieder einigermaßen rund bekommen.
Natürlich wird man auf längeren Reisen auch immer wieder mit Pannen konfrontiert, für die man kein Spezialwerkzeug dabei hat. Daher steckt Filippek meist noch einen Rollgabelschlüssel - einen sogenannten Engländer - ein. Und eine Zange kann auch nicht schaden.
Etwas Öl mitzunehmen, ist ebenfalls sinnvoll. Denn bei Regen kann die Schmierung der Kette schnell auswaschen und sollte aufgefrischt werden. Ölige Hände bekommen Radler gut mit Citrustüchern sauber.
Dabei hofft natürlich jeder, sich die Hände nicht schmutzig machen zu müssen. Weshalb man nur mit einem gut gewarteten Rad auf Reisen gehen sollte. Das Schönste, so Fehlau, sei ja schließlich, „wenn man das Multitool nur zum Brot schmieren oder Apfel schälen braucht“.