Winterreifen-Pflicht bringt Autofahrer ins Schleudern

Die Regale der Reifenhändler sind fast leer, und Nachschub ist nicht in Sicht. Dafür sind die Preise stark gestiegen.

Düsseldorf. Gesetzgeber, Reifenhändler und Petrus scheinen sich abgesprochen zu haben: Pünktlich zur gesetzlichen Winterreifen-Pflicht bedeckt Schnee das Land, und die Pneus werden knapp.

Dadurch kommen all jene Autofahrer ins Schleudern, die ihre Fahrzeuge noch nicht nachgerüstet haben: Winterreifen bekommen sie nur noch mit viel Glück - und zu stark erhöhten Preisen.

"Wir haben wegen des langen Winters im vergangenen Jahr keine größeren Vorräte mehr", bestätigen übereinstimmend Sprecher der Hersteller Continental und Michelin. Allenfalls über den Großhandel seien noch Winterreifen erhältlich.

Doch auch dort leeren sich die Lager. Thomas Schmidt, Geschäftsführer von RS Exclusiv, einem der führenden deutschen Großhändler: "Die Lage ist eine kleine Katastrophe. Wir verkaufen täglich knapp 16.000 Reifen - aber unser Bestand an Winterreifen reicht höchstens noch drei bis vier Tage."

Nachschub ist laut Schmidt nicht in Sicht: "Die Industrie produziert ab Januar Sommerreifen." Auch Zukäufe aus Asien funktionieren nicht: "Reifen etwa aus China kommen per Schiff und haben mindestens acht Wochen Lieferzeit. "

Der Zwischenhandel, wie etwa Reifen Scholl in Tönisvorst, hat einzelne Größen bereits nicht mehr im Angebot. Verkaufsleiter Joachim Witt: "Für einen VW-Bus oder einen Mercedes Viano ist absolut nichts mehr zu bekommen. Für andere Größen telefonieren wir uns die Finger wund, können manchmal noch etwas ergattern."

Tankstellen und Werkstätten können den Endkunden nur noch selten Reifen anbieten - und müssen sie dann zu hohen Preisen verkaufen. "Die Preise sind in den vergangenen Wochen um 20 Prozent gestiegen, teilweise um bis zu 100 Prozent", sagt ein Tankstellenbetreiber aus Meerbusch. "Die Aufschläge machen aber nicht wir, sondern die geben wir nur weiter."