Willich/Tönisvorst. Basis-Grüne spüren den Rückenwind nach Parteierfolgen
Willich/Tönisvorst. · Merlin Praetor (Willich) und Jürgen Cox (Tönisvorst) fühlen sich durch das grüne Spitzenduo motiviert.
„Die Demut der Verantwortung bleibt erhalten.“ Merlin Praetor, Vorsitzender der Grünen in Willich, kann’s wie sein „Chef“ Robert Habeck, den spätestens seit den erfolgreich absolvierten Landtagswahlen in Bayern und Hessen jeder auch außerhalb Schleswig-Holsteins kennt.
„Ein bisschen Pathos auch an der Basis kann nicht schaden“, sagt Praetor. Er ist nicht der Einzige, der sich durch die Parteierfolge vor Ort motiviert fühlt. „Die Stimmung in unserem Team ist gepusht. Da legt man sich noch mal mehr für die Partei ins Zeug.“
In Willich sieht Praetor die Grünen gut aufgestellt. Er könne sich, wenn er auf einen aktiven Aktionsapparat zurückgreifen wolle, auf 60 bis 70 Personen stützen. „Der Indikator Mitgliedschaft greift bei uns allerdings zu kurz. Auf ein Mitglied kommen zwei bis drei Personen, die bei uns mitarbeiten, ohne Mitglied zu sein.“
Praetor, Jahrgang 1981, hat sich 2012 den Grünen in Willich angeschlossen. Er sieht einen Grund für die Wählerstimmen in der „Zukunftsbezogenheit der grünen Politik“ – lokal bis bundesweit. Die Partei habe durchweg ihre Kernthemen besetzt – die ökologische Nachhaltigkeit und den Kampf für soziale Gerechtigkeit.
Ihm persönlich liege es an fairer Sacharbeit. Problem erkennen und mit einem Antrag eine politische Lösung auf den Weg bringen. Dabei sei die politische Partnerschaft mit der CDU bei Richtungsentscheidungen von Vorteil. Abgehoben wolle er nicht sein.
„Ich fühle mich mehr als Bürger, suche das Gespräch in der Nachbarschaft.“ Kommunikation sei das A und O in der Politik. Mit den Bürgern, und auch innerhalb der Partei. „Die Wechselwirkung zwischen Spitze und Basis ist besser geworden.“
Politik in Echtzeit machen – pragmatisch und problembewusst. Das ist Praetors Maxime. Gefragt nach seinem größten Erfolg als Politiker nennt Praetor das Park-Entwicklungs-Konzept für Willich. Er habe sich mehrere Jahre damit beschäftigt. Es sei ökologisch nachhaltig und werte auch den Sozialraum auf.
In Tönisvorst meldet der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Jürgen Cox, ankommenden Rückenwind und „fünf Neuzugänge“. 40 bis 50 Mitglieder zähle der Ortsverband aktuell, 15 bis 20 Leute arbeiten laut Cox vor Ort aktiv mit. Von der Bundesspitze werde man momentan mitgerissen und begeistert, sagt der Fraktionsvorsitzende.
„Das Thema Migration haben wir nicht hochgehalten, sondern uns anderen Problemen gewidmet. Man traut uns auch Kompetenzen in anderen Bereichen zu.“ Neben dem Kernthema Umweltschutz, für den zurecht „radikale Forderungen“ formuliert würden, seien das beispielsweise Bildung und die sich verändernde Arbeitswelt.
Überhaupt, sagt Jürgen Cox, seien die aktuellen Veränderungen das, was die Menschen bewege, zuweilen ängstige. „Wir erleben eine politische Zeitenwende. Die Menschen suchen Sicherheit. Man muss ihnen zuhören, zeigen wofür man steht und was man macht.“ Mit der personellen Bundesspitze ist Cox auch kommunikativ sehr zufrieden. „In NRW ist der Hype noch nicht ganz angekommen.“ Von der Basis aus stärker auf den eigenen Landesverband einzuwirken, dazu fehlten aber noch die Kapazitäten. Cox: „Wir konzentrieren uns auf Tönisvorst.“