American Express: Bezahlen per Handy im Kommen

Frankfurt/Main (dpa) - Der Handy-Bezahldienst von Google schockt den Kreditkartenanbieter American Express nicht. „Das belebt auch den Markt“, sagte American-Express-Deutschlandchef Werner Decker der Nachrichtenagentur dpa in Frankfurt.

„Eine Herausforderung wäre für uns, wenn Google zur Bank würde oder eine Bank gründen würde statt nur Durchlauferhitzer zu sein. Aber daran glaube ich nicht.“

Der Internetkonzern Google hatte sein System „Google Wallet“ vor gut einer Woche vorgestellt. Die Idee: Kunden halten an der Kasse zum Bezahlen ihr Handy vor ein Terminal. Dem Schritt wird Signalwirkung beigemessen. Seit Jahren wird über das Bezahlen per Handy gesprochen, doch noch dominieren Bargeld oder Bank- und Kreditkarten.

„Mobiles Bezahlen wird kommen, ganz klar. Jeder hat sein Mobiltelefon immer dabei, das ist der unschlagbare Vorteil. Gerade für kleine Beträge ist das gut nutzbar“, sagte Decker. „Man sollte dabei aber den Kunden nicht vergessen: Der will sein Produkt bequem, sicher und zu niedrigen Kosten.“ In den USA ist sogenanntes kontaktloses Bezahlen längst möglich, in Großbritannien führt American Express es gerade ein. Deutschland soll nach Deckers Vorstellung nach 2012 folgen.

„Deutschland ist für das Kreditkartengeschäft insgesamt ein schwieriger Markt“, erklärte der 48-Jährige das Hinterherhinken. „Auch deswegen, weil die Funktion einer Kreditkarte in Deutschland eine ganz andere ist als zum Beispiel in den USA: Dort muss man sich Liquidität über die Kreditkarte beschaffen, hier macht man das über sein zentrales Girokonto.“

Dazu komme: „Bei jeder neuen Technologie wird in Deutschland das Thema Sicherheit größer geschrieben als in anderen Ländern.“ Etwa 60 Prozent der Einkäufe im Einzelhandel bezahlen Verbraucher hierzulande nach wie vor mit Schein und Münze. Decker betonte: „Plastikgeld ist heute die sicherste Art zu bezahlen. Bargeld können sie verlieren. Eine Karte auch, aber dann trägt der Kunde nicht die Kosten.“

Hundertprozentige Sicherheit werden auch die neuen EMV-Chips nicht bringen, da ist Decker sicher. Das „Hase-Igel-Spiel“ mit Kriminellen werde sich fortsetzen. Allerdings: „Sicherheit fängt bei der Frage an: Wem geben sie so eine Karte überhaupt in die Hand?“

American Express kommt in Deutschland nach Branchendaten auf etwa 1,5 Millionen Karten und ist damit die Nummer drei hinter Mastercard (rund 15 Millionen Karten) und Visa (rund 14 Mio Karten). „Wir verstehen uns als Premiumanbieter. Unsere Karten sind nicht für jedermann gedacht, sondern in der Regel für eine Zielgruppe mit höheren Anforderungen“, erklärte Decker.