Analyse: Deutsche Händler wollen Teil von Amazons E-Book-Kuchen
Berlin (dpa) - Sie sind leichter, komfortabel und genauso spannend wie die gedruckte Variante: Digitale Bücher sind auf dem Vormarsch. Bisher profitiert vor allem der amerikanische Branchenriese Amazon von dem Trend.
Die deutschen Buchhändler dagegen sehen sich durch die wachsende Digitalisierung immer größerem Druck ausgesetzt. Große Ketten müssen Filialen schließen. Jetzt wollen sie sich ein Stück vom E-Book-Markt sichern - und tun sich gegen Konkurrenz aus den USA zusammen.
Elektronische Bücher sind längst zu einem Millionenmarkt geworden. Nach Zahlen der Marktforscher von Media Control wurden im vergangenen Jahr rund 12,3 Millionen E-Books in Deutschland gekauft. Innerhalb eines Jahres hat sich der Absatz mehr als verdoppelt. Zwar stellen die E-Books noch immer nur rund zwei Prozent des Gesamtbuchmarktes - der Umsatz sprang nach Angaben der Buchhändler unter Berufung auf das Marktforschungsunternehmen GfK aber immerhin auf 102 Millionen Euro.
„Im Jahr 2015 werden rund ein Viertel aller Bücher digital gelesen werden“, sagt der Chef der angeschlagenen Douglas-Tochter Thalia, Michael Busch, voraus. Noch haben die deutschen Buchhändler auf dem wachsenden Markt das Nachsehen. Doch die Zukunft der deutschen Buchbranche dürfe „nicht in den Händen börsennotierter amerikanischer Konzerne“ liegen, sagt Weltbild-Chef Carel Halff. Deshalb schließen sich Thalia, Hugendubel, Weltbild und der Club Bertelsmann zusammen.
Zum einen wollen sie die Kunden mit dem „tolino“, einem neuen Lesegerät, locken. Der Clou der strategischen Allianz aber ist eine mit der Telekom entwickelte Internet-Plattform. Hier werden bei unterschiedlichen Händlern gekaufte Bücher abgelegt und können dann auf dem iPad, dem E-Reader oder dem Computer gelesen werden - Lesezeichen inklusive. Anders als bei Amazon, wo mit dem Kindle nur Bücher aus dem eigenen Shop lesbar sind, können Nutzer ihre Bücher also bei beliebigen Anbietern erstehen.
Die in Branchenkreisen erhoffte gemeinsame Verkaufsplattform, quasi eine deutsche iTunes-Variante, gibt es dagegen nicht. „Wir wollen Konkurrenten bleiben“, betont Weltbild-Chef Carel Halff. Punkten wollen die Buchhändler stattdessen mit persönlicher Beratung: Die Kunden können mit ihrem Gerät in die Buchhandlung kommen, sich Bücher empfehlen und aufspielen lassen.
Das könne auch die klassische Buchhandlung wieder beleben, stellt sich Halff vor. Wegen der Konkurrenz aus dem Internet haben diese derzeit überall zu kämpfen. Der Börsenverein des deutschen Buchhandels fürchtet, dass sich die Konzentration in der Branche fortsetzen wird. Filialen der großen Ketten werden geschlossen, doch vor allem immer mehr kleine Händler geben auf.