Analyse: Gründer haben Google fest in der Hand
Mountain View (dpa) - Das Geld der Investoren haben die Google-Gründer Larry Page und Sergej Brin angenommen, um aus der Garagenfirma einen Weltkonzern zu formen. Doch die Macht behalten sie für sich.
Auch andere Gründer wie Facebooks Mark Zuckerberg haben Probleme mit dem Teilen.
„Don't be evil“, so lautet das vielzitierte Motto von Google. „Sei nicht böse!“ Die Gründer Larry Page und Sergej Brin sind dieses Versprechen auch gegenüber ihren Anlegern eingegangen, als sie ihr Baby 2004 an die Börse brachten. „Don't be evil“, überschrieben sie damals einen Brief an die Investoren, und philosophierten darüber, dass Google „kein normales Unternehmen“ sei und „Gutes für die Welt“ tun wolle.
Diese Worte dürfen heute einigen Investoren sauer aufstoßen. Zwar hatten die Anleger der aufstrebenden Internetfirma ihr Geld gegeben, und zugegebenermaßen auch nicht schlecht daran verdient. Aus einer Garagenfirma wurde ein Weltkonzern, der 212 Milliarden Dollar (161 Mrd Euro) wert ist. Doch wirklich mitreden durften die Mitbesitzer nie bei Google. Die Macht liegt weiterhin vor allem bei den zwei Gründern. Und so soll es auch bleiben.
„Unsere Herzen hängen an Google“, schrieben Page und Brin in ihrem jüngsten Brief an die Aktionäre, und erläuterten, warum es gut für das Unternehmen sei, wenn sie weiterhin die Fäden in der Hand hielten. „Wir haben Google vor Druck von Außen geschützt.“ Nur so habe sich der Internetkonzern zu dem entwickeln können, was er heute ist. Eine neue Klasse von Aktien, die keinerlei Stimmrechte und damit keinerlei Einfluss besitzt, soll den Status quo zementieren.
Bereits heute besitzen Page und Brin besondere, sogenannte B-Aktien, die zehn Mal so viele Stimmen haben wie die einfachen A-Aktien der anderen Aktionäre. Zusammen mit dem langjährigen Konzernchef und jetzigen Verwaltungsratsvorsitzenden Eric Schmidt kontrollieren sie damit annähernd 70 Prozent der Stimmrechte. Mit den neuen gänzlich stimmrechtslosen Aktien, die etwa Mitarbeiter als Teil ihres Gehalts erhalten könnten, würde die Schere zwischen wirtschaftlichem Anteil am Unternehmen und tatsächlichem Einfluss noch weiter auseinanderklaffen.
Page und Brin sind nicht die einzigen Gründer im Silicon Valley, die gerne die Kontrolle behalten. Auch der Chef des jüngst an die Börse gegangenen Spieleentwicklers Zynga („Farmville“), Mark Pincus, hat sich durch besonders stimmrechtsstarke Aktien abgesichert. Gleiches gilt für Facebook-Chef Mark Zuckerberg, dessen soziales Netzwerk in diesem Sommer den größten Börsengang einer Internetfirma aller Zeiten hinlegen dürfte. Ohnehin wollte Zuckerberg eigentlich gar nicht an die Börse - per Gesetz ist er aber dazu gezwungen, weil sein Unternehmen ohnehin schon mehr als 500 Anteilseigner hat.
„Wir haben entschieden, dass die Bewahrung des Gründer-basierten Ansatzes im besten Interesse von Google, unserer Anteilseigner und unserer Nutzer ist“, schrieben Page und Brin. Doch selbst innerhalb von Google scheint der Plan nicht unbedingt auf Gegenliebe gestoßen zu sein: Unabhängige Mitglieder des Verwaltungsrats - also ohne das Management - brüteten 15 Monate lang über dem Thema, bevor sie ihre Zustimmung gaben.
Nun muss noch die Hauptversammlung im Juni ihren Segen geben - aber das ist reine Formsache, wie Google-Chefjustiziar David Drummond unverblümt erklärte: „Angesichts der Tatsache, dass Larry, Sergej und Eric die Mehrheit der Stimmrechte kontrollieren und dieses Vorhaben unterstützen, rechnen wir damit, dass es durchgeht.“