Apple-Chef Jobs stellt iPad 2 vor
San Francisco/Berlin (dpa) - Steve Jobs ist angeschlagen. Daran besteht kein Zweifel. Der Chef von Apple hat eine Krebserkrankung und eine Lebertransplantation hinter sich. Auch am Mittwoch wirkt er hager und von seiner Krankheit gezeichnet, als er das neue iPad in San Francisco vorstellt.
Doch hat dieser Mann, der da auf der Bühne steht, nur noch Wochen zu leben, wie die US-Boulevardpresse prophezeit hat? Wohl kaum. Dem Apple-Chef schallt bei seinem ersten öffentlichen Auftritt in diesem Jahr tosender Beifall entgegen. Die im Saal versammelten Apple-Mitarbeiter, Unternehmenspartner und Journalisten sind einfach froh, einen quicklebendigen Steve Jobs vor sich zu haben. Der Kultmanager sieht aus wie immer: Angegrautes Haar, Stoppelbart, runde Brille, ausgewaschene Blue Jeans und schwarzer Pullover. Nur noch dünner als sonst.
Jobs redet mit kräftiger Stimme, als er der erstaunten Menge verkündet, warum er so überraschend auftaucht, wo er doch eigentlich seit Mitte Januar eine Auszeit wegen seiner angeschlagenen Gesundheit nimmt. „Wir haben so lange an diesem Produkt gearbeitet und ich wollte den heutigen Tag einfach nicht verpassen.“
Mehr sagt Jobs nicht über sich selbst. Aber er ist da. Und nur das zählt. Der Aktienkurs der Apple-Aktie springt im gleichen Moment hoch, als Jobs die Bühne betritt. Denn der Konzernchef gilt als Erfolgsgarant für Apple, als geistiger Vater der Erfolgsprodukte vom iPod-Musikspieler bis zum iPhone-Handy. Ein Perfektionist, der sich persönlich um winzige Details der Apple-Produkte kümmert. Dass das iPad 2 an diesem Tag kommen würde, war klar. Ob Jobs kommen würde, war das große Fragezeichen.
Der 56-Jährige gab sich gewohnt kämpferisch. 2011 werde das Jahr des iPad 2, sagte er. Die Konkurrenz stempelte er als „Nachmacher“ ab. So kennen die Apple-Fans ihren Steve Jobs. Immer einen bissigen Kommentar auf der Zunge und vollkommen überzeugt von der eigenen Überlegenheit.
Seitdem Apple in knappen Sätzen verkündet hatte, dass bis auf weiteres Kronprinz Tim Cook den Konzern führen würde, war über die Gründe von Jobs' Auszeit spekuliert worden. War der Bauchspeicheldrüsen-Krebs wieder ausgebrochen, den er 2004 eigentlich hinter sich gelassen hatte. Oder stößt sein Körper plötzlich die Spenderleber ab, die er 2009 bekommen hatte?
Über Wochen hielten sich die US-Medien an Jobs' Bitte, seine Privatsphäre zu respektieren. Nichts drang nach außen. Doch Mitte Februar druckte das Revolverblatt „National Inquirer“ Fotos eines offenbar stark abgemagerten Steve Jobs auf dem Weg in eine Krebsklinik. So schrieb es zumindest die Zeitung und titelte fett über zwei Seiten: „Apple-Gründer Steve Jobs - 6 Wochen zu leben!“
Die Promi-Website Radar Online, die sich sonst auf abgehalfterte Stars wie Charlie Sheen stützt, schlug in die gleiche Kerbe und veröffentlichte später sogar ein Video, das einen bis auf die Knochen abgemagerten Mann zeigte, der sich kaum noch auf den Beinen halten kann - angeblich ebenfalls Steve Jobs, angeblich aufgenommen nach einer Krebstherapie.
Gleichwohl sich die seriösen US-Medien weiter stark zurückhielten, erreichten die Schlagzeilen doch in Windeseile eine breitere Öffentlichkeit und setzten die Aktie von Apple unter Druck. Mit seinem jetzigen Auftritt hat Steve Jobs diejenigen Lügen gestraft, die ihn schon für tot erklärt haben. „Ich habe Jobs die ganze Präsentation über beobachtet, auch während er sich im Backstage- Bereich aufhielt“, twitterte US-Journalist Robert Scoble live von der Apple-Veranstaltung. „Er hat die ganz Zeit gestanden, sieht gesünder aus als ich.“