Technik-Test Apple drückt beim iPad Air M3 aufs Tempo

Berlin · Viele Jahre lang aktualisierte Apple seine Tablets eher gemächlich. Beim iPad Air geht es nun Schlag auf Schlag. Und mit dem neuen M3-Chip gibt es ordentlich Rechenkraft. Wer braucht da noch ein Pro?

Apple drückt beim iPad Air M3 aufs Tempo
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Apple bleibt beim iPad Air seinem klaren, minimalistischen Design treu. Das neue iPad Air M3 setzt auf das gleiche kantige Aluminium-Gehäuse wie die Vorgänger, der erst im Mai 2024 vorgestellt wurde. Mit den abgerundeten Ecken und einem Gewicht von 460 Gramm liegt es angenehm in der Hand.

Die Verarbeitung der siebten iPad-Air-Generation ist - typisch für Apple - makellos. Das Gerät wirkt hochwertig, die Tasten haben einen angenehmen Druckpunkt, und der Übergang zwischen Displayglas und Gehäuse ist praktisch nahtlos. Ein Detail am Gehäuse hat sich geändert: Der Schriftzug „iPad Air“ auf der Rückseite ist verschwunden.

Der M3-Chip gibt den iPad Air ordentlich Leistung

Der größte Unterschied zum Vorgänger steckt im Inneren: Apples M3-Chip sorgt für eine Leistung, die bisher dem iPad Pro oder den MacBooks vorbehalten war. Damit ist das neue iPad nicht nur für alltägliche Aufgaben wie Surfen, Videostreaming oder das Schreiben von Notizen gerüstet, sondern auch für Bildbearbeitung, 4K-Videoschnitt oder Gaming.

Zusätzliche Effizienz bringt das „Dynamic Caching“, das nur tatsächlich benötigte Daten in den lokalen Zwischenspeicher (Cache) lädt. Mit dem M3 hinkt das neue Air allerdings eine Chip-Generation hinter dem iPad Pro und den aktuellen Mac-Modellen mit einem M4 hinterher.

In der Praxis macht sich das kaum bemerkbar: So meistert das iPad Air nun auch mächtige Ballerspiele wie „War Thunder Mobile“ mit Bravour. Die Unterstützung für hardwarebeschleunigtes Raytracing ermöglicht dabei realistische Licht- und Schatteneffekte. Die „Hardwarebeschleunigung“ bedeutet, dass spezielle Teile des Chips diese Berechnungen übernehmen. Dadurch wird die Grafik schneller und effizienter erstellt, ohne den Prozessor zu überlasten. Das Ergebnis sind beeindruckende visuelle Effekte.

Die Leistung des M3-Chips kommt auch bei 3D-Anwendungen wie Morpholio Board, einer App für Innenarchitekten und andere Design-Enthusiasten zur Geltung. Mit dem Air kann man so spielend leicht ein Wohnzimmer entwerfen oder die konkreten Schritte für eine Küchenrenovierung planen.

Für KI bereit - wie auch immer sie aussehen mag

Das iPad Air M3 ist aber auch auf KI-Anwendungen vorbereitet: Der M3-Chip ist zum einen für das hauseigene KI-System „Apple Intelligence“ ausgelegt, arbeitet aber auch mit ChatGPT, Perplexity.ai oder You.com. Die Neural Engine des M3, quasi der Motor der KI-Apps, arbeitet bis zu 60 Prozent schneller als beim Vor-Vorgängerchip M1 und unterstützt KI-basierte Anwendungen wie Spracherkennung oder Bildbearbeitung. Wie leistungsstark die endgültige Version von „Apple Intelligence“ in der Praxis ist, wird man im April sehen. Dann soll die deutsche Fassung erscheinen.

Das iPad Air ist in zwei Größen erhältlich: Die kleinere 11-Zoll-Variante - unser Testgerät - kommt auf eine Auflösung von 2360 x 1640 Pixeln und erreicht eine Helligkeit von 500 Nits. Das größere 13-Zoll-Modell bietet eine Auflösung von 2732 x 2048 Pixeln und strahlt heller (600 Nits). Beide Modelle verwenden Liquid Retina Displays. Der bessere OLED-Bildschirm bleibt dem deutlich teureren iPad Pro vorbehalten.

Immerhin hat Apple das Display des iPad Air mit einer Antireflexbeschichtung versehen und die Scheibe auf das Panel laminiert. Bei Displays ohne Panel-Laminierung wie beim Standard-iPad entsteht nämlich ein Luftspalt zwischen Bildschirm und vorgesetzter Scheibe: Dabei kann es zu zusätzlichen Lichtbrechungen mit Doppelspiegelungen kommen.

Ein Display mit 60 Hertz ist nicht mehr zeitgemäß

An einer anderen Stelle hat Apple leider gespart. Im Apple-Universum sind flexible Bildwiederholungsfrequenzen bis 120 Hertz ein Luxus, der allein den Spitzenmodellen vorbehalten ist. Das iPad Air muss wie das Vorgängermodell mit 60 Hertz auskommen. Bei anderen Herstellern ist die flüssigere Darstellung mit höheren Bildwiederholungsfrequenzen längst im Mainstream angekommen.

Wenig verändert hat sich bei den Kameras: Die Frontkamera (12 MP Ultraweitwinkel) unterstützt Center Stage für Videokonferenzen, während die Rückkamera (12 MP Weitwinkel) mit f/1.8-Blende solide Fotos und Videos ermöglicht. Beide Kameras sind jedoch eher auf Alltagsaufgaben ausgelegt und nicht mit den Pro-Modellen vergleichbar.

Freunde der Stiftbedienung können zwischen zwei Varianten auswählen, dem Apple Pencil Pro und dem Apple Pencil (USB-C). Die Pro-Variante für 149 unterstützt Druckempfindlichkeit, wodurch die Dicke der gezeichneten Linien variiert werden kann. Dies ist besonders für Künstler und Designer wichtig. Der einfachere Apple Pencil (89 Euro) besitzt dagegen keine Druckempfindlichkeit. Die Linien bleiben unabhängig vom Druck gleich dick, was ihn eher für Notizen oder Skizzen geeignet macht.

Karma-Punkte bei der Tastatur

Zusammen mit dem iPad Air M3 hat Apple ein neues Magic Keyboard eingeführt. Es bietet ein größeres Trackpad und Funktionstasten für Helligkeit und Lautstärke. Es macht das iPad Air zu einer Laptop-Alternative. Die neue Tastatur passt übrigens auch an die Vorgängermodelle bis hin zum iPad Air A14 aus dem Jahr 2020. Und die alte Version des Magic Keyboards ohne Funktionstasten kann auch mit dem neuen iPad Air M3 verwendet werden. Das ist sehr erfreulich, weil dadurch unnötiger Elektroschrott vermieden wird.

Das Magic Keyboard für das 11-Zoll-iPad-Air kostet 330 Euro, für den 13-Zöller werden 350 Euro fällig. Es wird ausschließlich in Weiß angeboten.

Größere Vielfalt gibt es dagegen bei iPad Air selbst: Es ist in den Farben Blau, Pink, Gelb und Silber erhältlich.

Das kleinere iPad Air M3 ist ab 699 Euro zu haben. Mit 5G-Mobilfunk kostet es 869. Der 13-Zöller kostet jeweils 250 Euro Aufschlag.

Fazit: Viel Leistung, noch Platz nach oben - günstiger geht auch

Das iPad Air M3 ist ideal für Nutzer, die ein leistungsfähiges Tablet mit vielseitigen Einsatzmöglichkeiten suchen, ohne direkt zum teureren iPad Pro (ab 1.199 Euro) greifen zu müssen. Wer jedoch mit dem Tablet vor allem im Web surft, Videos schaut oder keine hohe Rechenleistung benötigt, könnte auch zum Standard-iPad greifen, das ab 399 Euro zu haben ist.

© dpa-infocom, dpa:250310-930-399206/1

(dpa)