Apple stoppt überhöhte Vermittlungsgebühren bei Zulieferern
Cupertino (dpa) - Arbeiter von Apple-Zulieferbetrieben haben überhöhte Gebühren erstattet bekommen, die lokale Agenturen für die Vermittlung eines Jobs bei Zulieferern des iPhone-Herstellers verlangt hatten.
„Insgesamt wurden 3,96 Millionen Dollar an Beschäftigte in Drittfirmen zurückgezahlt, denen Arbeitsvermittlungsfirmen diese maßlosen Gebühren abgenommen hatten“, sagte Jeff Williams, der bei Apple als Senior Vice President für die Produktion verantwortlich ist. Weltweit wurden im vergangenen Jahr 633 Zulieferbetriebe überprüft, bei denen insgesamt 1,6 Millionen Beschäftigte arbeiten.
In 210 Betrieben sei 2014 erstmals eine Überprüfung dieser Art vorgenommen worden. In manchen Firmen habe man festgestellt, dass Beschäftigte unbezahlte Überstunden in einem erheblichen Umfang leisten mussten. Auch hier habe man die Mängel abstellen lassen, und die Zulieferer mussten den Betroffenen insgesamt 900 000 Dollar an Entschädigung zahlen. „Und die zu jungen Arbeiter, die wir entdeckt haben, wurden bei fortlaufenden Lohnzahlungen in die Schulen zurückgeschickt.“
Insgesamt wurden dem Bericht zufolge von den Prüfern zwölf zu junge Arbeiter entdeckt. In vier weiteren Fällen wurden die Beschäftigten zu jung eingestellt, hatten aber zum Zeitpunkt der Kontrollen das Mindestalter erreicht. In 73 Betrieben hätten Beschäftigte im Alter unter 18 Jahren entgegen Apples Vorgaben Überstunden oder Nachtschichten arbeiten müssen. Bei Apple-Zulieferern dürfen Mitarbeiter ab einem Alter von 15 Jahren beschäftigt werden, auch wenn lokale Mindestgrenzen tiefer liegen.
Die Arbeitsverhältnisse in den Zulieferfirmen von Apple werden immer wieder kritisch beobachtet, auch weil es vor Jahren mehrere Selbsttötungen von Arbeitern beim Apple-Partner Foxconn in China gab.
Williams verwies auf ein breit angelegtes Schulungsprogramm, mit dem bislang 2,3 Millionen Arbeitnehmer auf die Standards von Apple und auf ihre Rechte als Beschäftigte hingewiesen worden seien. Über 600 Fabrik-Manager seien in einem 18-monatigen Trainingsprogramm zu den Themen Sicherheit, Umwelt und Gesundheit am Arbeitsplatz geschult worden. Rund 30 000 Arbeiter seien nach Inspektionen angerufen worden, um sicherzugehen, dass sie für ihre Kooperation mit den Prüfern nicht bestraft wurden.
In der Vorbereitung des Marktstarts des neuen iPhone 6 habe allerdings fast jeder Vierte der untersuchten Betriebe im September 2014 Probleme gehabt, die vorgeschriebene Zahl von maximal 60 Arbeitsstunden pro Woche einzuhalten. Im Dezember lag der Anteil der Arbeiter mit 60 und mehr Wochenstunden wieder unter zehn Prozent.
Im Schnitt sei bei Zulieferern unter 49 Stunden pro Woche gearbeitet worden. Im Jahresdurchschnitt hätten 92 Prozent der Beschäftigten weniger als 60 Stunden pro Woche gearbeitet. Dies bedeutet eine leichte Verschlechterung: Im Jahr 2013 lag der Wert noch bei 95 Prozent. Damals war die durchschnittliche Wochenarbeitszeit mit 50 Stunden aber auch höher. Apple wertete die Arbeitsstunden von 1,1 Millionen Beschäftigten pro Woche aus.
Die für westliche Verhältnisse langen, in China aber durchaus üblichen Arbeitszeiten waren in der Vergangenheit immer wieder von westlichen Gewerkschaften kritisiert worden.
Apple hatte die Inspektionen bei Zulieferern in den vergangenen Jahren massiv ausgeweitet. 2013 waren es noch 451 Kontrollen gewesen, im Vergleich zu 2012 wurde die Zahl im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Im Jahr des iPhone-Starts 2007 hatte es nur 39 Inspektionen gegeben. Jetzt erschienen die Prüfer allein 40 Mal unangemeldet. Irgendwelche Verstöße würden bei jeder einzelnen Überprüfung festgestellt. Die Zusammenarbeit mit bisher 18 Zulieferern sei wegen wiederholter Vergehen beendet worden.
In 18 Betrieben seien Mitarbeiter unter dem lokal vorgeschriebenen Mindestgehalt bezahlt worden, den Betroffenen seien 24 000 Dollar erstattet worden.
In dem Bericht nimmt Apple auch Stellung dazu, woher der Konzern seine Rohstoffe bezieht. Ziel eines im Jahr 2011 gestarteten Programms ist es, komplett auf Mineralien zu verzichten, die in Konfliktregionen gefördert oder verarbeitet werden. Zu vier Erzhütten habe man die Geschäftsbeziehungen aufgeben müssen, weil sie sich einer unabhängigen Überprüfung der Standards verweigert hätten, sagte Williams. Man habe inzwischen 225 Erzhütten in der Lieferkette, die verlässlich Gold, Tantal, Zinn oder Wolfram „konfliktfrei“ liefern können.
Insbesondere Tantal-Erze wie Tantalit und Coltan werden teilweise als sogenannte Konfliktmineralien eingestuft, da die Förderminen in bestimmten Teilen der Demokratischen Republik Kongo von Rebellen kontrolliert werden. Diese Betriebe stehen im Verdacht, Menschenrechtsverletzungen mitzufinanzieren.
Apple erzielte im vergangenen Quartal einen Rekordgewinn von 18 Milliarden Dollar und sitzt auf Reserven von 178 Milliarden Dollar.