Fliegende Nomaden: Was das digitale Telefonieren bietet

Berlin (dpa) — Das digitale Telefonieren per VoIP wird das analoge Festnetz in den nächsten Jahren komplett ablösen. Die Umstellung bringt eine Reihe neuer Features. Diese können jede Menge Zeit und Geld sparen.

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Auch die Reichweite der Festnetztelefonie wird erweitert.

Das analoge Festnetz stirbt, es lebe VoIP. Bis 2018 will die Telekom komplett auf die digitale Telefonie umgestellt haben. Für den Verbraucher ergeben sich daraus viele neue Möglichkeiten. So kann er seinen Festnetzanschluss zum Beispiel von unterwegs nutzen, über eine Nummer auf mehreren Anschlüssen erreichbar sein oder blitzschnell vom Telefon zum Smartphone wechseln. Allerdings sollte man sich vorher informieren, welche Merkmale ein Provider unterstützt, rät Johannes Weicksel vom IT-Verband Bitkom. Denn nicht alle Anbieter machen alles mit. Einige interessante Features im Überblick:

Fliegender Wechsel:Das Gespräch am Festnetztelefon kommt einfach nicht zu einem Ende. Dabei muss man dringend zu einem Termin. Kein Problem mehr: „Mit der entsprechenden Technik kann das Gespräch aufs Smartphone verlegt werden“, erklärt Weicksel. VoIP-Protokolle, speziell SIP (Session Initiation Protocol), bieten die Möglichkeit, solche fliegenden Wechsel zu realisieren. Einzige Voraussetzung: Das Handy muss mit dem Internet verbunden sein.

Günstige Alternativen: Wer ins Ausland lieber über einen günstigen Alternativanbieter telefonieren will, kann eine entsprechende Wahlregel in seinem Router festlegen, sagt Christian Just von der Zeitschrift „Computerbild“: „Das geht für bestimmte Nummernbereiche.“ Tippt der Nutzer dann eine bestimmte Ländervorwahl ein, wird automatisch über den alternativen Anbieter telefoniert. Das richtig einzustellen, ist aber eher ein Fall für Kenner.

Hinzu kommt: Es klappt nicht bei allen Routern. „Bei Geräten, die von Internetzugangs-Anbietern zur Verfügung gestellt werden, ist diese Funktion oft gesperrt“, sagt Daniel Behrens, Redakteur der „PC Welt“. Anders ist das bei selbst gekauften Routern. „Bei denen ist diese Einstellung recht komfortabel vorzunehmen“, erläutert Christan Just. Probleme sind dennoch möglich: Viele Provider geben die Zugangsdaten zum VoIP-Anschluss nur ungern oder gar nicht heraus.

Solche Hürden umgehen kann man mit der Installation einer SIP-VoIP-App auf dem Smartphone. „Dort werden die Zugangsdaten des freien Anbieters eingegeben“, erklärt Behrens. Damit kann ein funktional eingeschränkter Router überlistet werden. Dieser ist dann für Gespräche, die über den freien Anbieter laufen, keine IP-Telefonanlage, sondern nur Datenübermittler. So kann über die VoIP-App auf dem Handy zu den günstigeren Tarifen des alternativen Anbieters telefoniert werden.

Nomadische Nutzung: Mit dem Smartphone lässt sich der VoIP-Festnetz-Anschluss auch unterwegs verwenden. Diese Funktion nennt sich nomadische Nutzung. „So kann die Festnetznummer überall genutzt werden, zum Beispiel am Arbeitsplatz, im Urlaub und unterwegs — zu den gleichen Tarifen wie zu Hause“, erläutert Daniel Behrens. Ein weiterer Vorteil: „Der Angerufene sieht die VoIP-Festnetz- und nicht die Mobilnummer.“ Die nomadische Nutzung klappt aber nur, wenn das Handy mit dem Internet verbunden ist, am besten per WLAN.

Aber: Nicht jeder Anbieter biete diese Technik ohne Einschränkung an, warnt der Experte. Bei der IP-Telefonie der Telekom funktioniere das etwa nur, wenn das Smartphone auch über einen Telekom-Anschluss mit dem Internet verbunden ist. Bei anderen Anbietern sei das ähnlich. Bei manchen Anbietern jedoch, darunter 1&1, funktioniert die nomadische Nutzung laut Daniel Behrens von allen Internetverbindungen aus.

Parallelruf: Manche Anbieter ermöglichen die Option des Parallelrufs. Für eine VoIP-Festnetznummer können dabei mehrere andere Anschlüsse festgelegt werden, die bei einem Anruf klingeln. „Zusätzlich zum Telefon zuhause etwa auch das Handy meiner Frau und meine Nummer im Büro“, nennt Daniel Behrens ein Beispiel. Wer zuerst abnimmt, kann das Telefonat führen.