Atmos, Bars und Bases: Heimkino-Sound für die gute Stube
Berlin (dpa/tmn) - Mit Ultra HD tut sich nicht nur etwas beim Bild, derzeit zieht auch ein neues 3D-Surround-Sound-Format ins Wohnzimmer ein. Wer die dritte Klangdimension dort nicht haben will, kann auf anderen Wegen einen besseren Klang aus dem Fernseher kitzeln.
Wo Dolby draufsteht, kommt meist Surround-Sound raus. Auf der IFA in Berlin waren viele neue AV-Receiver zu bestaunen, die dieses Versprechen einlösen - und mehr: Mit dem fürs Heimkino neuen Atmos-Multikanal-Tonformat wird aus dem Surround- ein 3D-Klang. Denn Dolby-Atmos-Receiver können auch Lautsprecher ansteuern, die zum Beispiel unter der Decke hängen. Eine andere Möglichkeit, Fernsehen und Filme klanglich aufzuwerten, stellen Soundbars und Soundbases dar, die sich teils auch zum Abspielen von Musik empfehlen.
Dolby Atmos ist seit 2012 schon in diversen Kinos installiert und als Technologie daheim abwärtskompatibel zu älteren Surround-Sound-Formaten. Im Hintergrund kann Atmos zahllose Klänge an die verschiedenen Lautsprecher im Raum verteilen und die Klänge auch umherbewegen. Die genaue Position eines Klangereignisses hat ein Toningenieur codiert. Außerdem sieht das Format zusätzliche Boxen zu den üblichen Surround-Ensembles vor, etwa Deckenlautsprecher.
Mit ihnen sitzt der Zuschauer in einem 3D-Klangraum, in dem etwa Flugzeuge über seinem Kopf hinwegbrausen oder Vögel zwitschern können. Damit sie funktionieren, müssen sie nicht in jedem Fall an die Decke geschraubt werden, sondern können etwa auch als kleine, den Schall nach oben an die Decke abstrahlende Zusatzboxen auf den Frontlautsprechern positioniert oder an der Wand angebracht werden. Durch die Reflexion wird der Schall dann idealerweise von oben kommend wahrgenommen.
Basis für Atmos ist in der Regel immer ein klassischer 5.1- oder 7.1-Lautsprecher-Aufbau, wobei 5 oder 7 die Anzahl der Front-, Center- und Rücklautsprecher meint und die 1 für den Subwoofer steht. Mit zwei Deckenlautsprechern werden die Konfigurationen dann auch als 5.1.2 oder 7.1.2 bezeichnet, mit vier als 5.1.4 oder 7.1.4. Damit steht die letzte Zahl für die Anzahl der zusätzlichen Atmos-Boxen.
Bei Onkyo kommen die neuen Oberklasse-Netzwerk-AV-Receiver TX-NR1030 und TX-NR3030 sowie der neue Netzwerk-AV-Controller PR-SC5530 Mitte Oktober ab Werk mit Atmos-Unterstützung. Für die Mittelklasse-Modelle TX-NR636, TX-NR737 und TX-NR838 hat der Hersteller für Ende September ein Firmware-Update angekündigt.
Mit dem HT-S7705 hat Onkyo außerdem einen Atmos-fähigen AV-Receiver mit 5.1.2-Lautsprecherpaket (999 Euro) und mit den SKH-410 (129 Euro) ein Erweiterungsset aus zwei Boxen für die Decken-Reflexion im Programm, ebenso der US-Hersteller Definitive Technology mit dem Set A60 Elevation sowie der Berliner Lautsprecherspezialist Teufel mit den massiven Alu-Säulenlautsprechern LT5, die bis Ende des Jahres verfügbar sein sollen.
Pioneers AV-Receiver SC-LX88, SC-LX78 und SC-LX58 können per Firmware-Update fit für Atmos gemacht werden. Yamahas neue Avantage-Geräte RX-A1040, RX-A2040 und RX-A3040 haben das Format bereits an Bord, ebenso wie Denons AV-Receiver AVR-X5200W und AVR-X4100W sowie die Geräte SR7009 und SR6009 von Marantz.
Atmos-Filme sind bereits verfügbar, die ersten sollen noch in diesem Jahr auf Blu-ray erscheinen. Receiver, die Atmos-Daten von Blu-rays nicht verstehen, geben einfach die kanalgebundenen Dolby-Basis-Formate wieder und ignorieren die zusätzlichen Positionsinformationen für Klänge.
Wem Surround-Sound zu aufwendig ist, kann den Klang des Fernsehers aber auch mit einfacheren Mitteln verbessern - etwa durch Soundbars, die unten vor das TV-Gerät gestellt werden. Gleiches ist mit platzsparenden Soundbases möglich, auf die der Fernseher wie auf einen kleinen Sockel gestellt wird.
Yamaha verspricht mit der neuen Soundbar YAS-203 (399 Euro), zu der ein drahtloser Subwoofer gehört, Sieben-Kanal-Surround-Sound. Als Design-Alternative hatte der Hersteller den sogenannten TV-Soundbooster NX-B150 (249 Euro) mit zur Messe gebracht, drahtlose Boxen im Metallgehäuse, die neben dem Fernseher aufgestellt oder an der Wand montiert werden können. Beide Systeme erlauben auch Musik-Streaming per Bluetooth.
Die Cinebar 52 THX von Teufel steckt in einem Gehäuse aus vibrationsdämpfendem Aluminium. Kinoreifen Klang verspricht das THX-Test-Zertifikat, das der Soundbar einen Schalldruck von über 100 Dezibel attestiert. Zusammen mit schlankem Subwoofer ist die Soundbar für 900 Euro zu haben.
Die Hälfte kostet die Philips-Soundbar Fidelio HTL6145C, deren ebenfalls kompakter Subwoofer etwa platzsparend unters Sofa geschoben werden kann. An Bord sind Bluetooth (apt-X- und AAC-Unterstützung) sowie NFC zum schnellen Koppeln.
Die Soundbar-Subwoofer-Kombination Fidelio HTB9150 (1000 Euro) bringt sogar W-Lan und einen Blu-ray-Player mit. Neu ist auch die Fidelio B5 Soundbar (800 Euro). Ihre Besonderheit: Nicht nur der zugehörige Subwoofer arbeitet kabellos, sondern auch die zwei abnehmbaren Rücklautsprecher, mit denen die Bar zum Surround-System umgebaut werden kann. Außerdem lassen sich die beiden Rücklautsprecher flexibel als Bluetooth-Boxen nutzen.
Auch Grundig (GSB 980) oder Sony (HT-GT1) zeigten Soundbars auf der IFA. Samsung hat speziell für Curved-TV die gebogenen Klangspender HW-H7507/-H7501 für 55 oder 65-Zoll-Geräte entwickelt. Soundbases als Fernsehsockel kommen etwa von Yamaha mit der SRT-1000, von Onkyo mit der LS-T30 (399 Euro) oder von Teufel mit der Cinebase (499 Euro). Und auch die Harman-Marke JBL hat eine Kombi aus Soundbase und drahtlosem Subwoofer namens Cinema SB350 (399 Euro) neu im Programm.