AV-Receiver: Schaltzentrale der Heimkino-Unterhaltung

Berlin (dpa/tmn) - AV-Receiver dienen als Schaltzentrale für das Heimkino. Lange galten die Geräte als besonders exklusive Lösung. Nach einem gewaltigen Preissturz in den vergangenen Jahren sprechen sie inzwischen einen deutlich erweiterten Nutzerkreis an.

AV-Receiver sind wahre Multitalente. Als Herzstück einer Heimkinoanlage sorgen sie für räumliche Akustik. Ob DVD-Player, Video-Rekorder oder Spielekonsole - angeschlossen an den Verstärker werden die Töne decodiert, auf die verschiedenen Kanäle verteilt und als Surround-Sound über die Boxen wiedergegeben. Auch auf die verschiedensten Video-Formate verstehen sich die aktuellen Geräte (AV steht für Audio und Video). Sie kommen mit den unterschiedlichsten Videodaten zurecht und rechnen bei Bedarf auch Standard- in HD-Videobilder um. Inzwischen gibt es Geräte für nahezu jeden Geldbeutel.

„Die Preise sind in den letzten Jahren extrem gefallen“, sagt Nico Jurran, Fachredakteur der Zeitschrift „c't“. Während man vor 10, 15 Jahren für einen Mehrkanal-Receiver mit THX-Siegel, Dolby Surround und analogem 5.1-Eingang noch locker über 3000 D-Mark investierte, gebe es inzwischen leistungsfähige und komplett ausgestattete Modelle ab 300 Euro. Zwar gibt es für eine exklusive Zielgruppe auch heute noch High-End-Geräte für einige Tausend Euro. In der Preisklasse um 400 Euro seien aber eine Menge Receiver zu haben, die zum Beispiel zusätzlich ein Internet-Radio integriert haben und bis zu acht Lautsprecher ansteuern, sagt Branchenexperte Wolfgang Tunze.

Wichtig für die Auswahl des geeigneten Modells sei es, wie viele Ein- und Ausgänge vorhanden sind und wie viele Formate die Modelle erkennen, sagt Jurran. „Da trennt sich schnell die Spreu vom Weizen.“ Wer zum Beispiel sowohl einen Fernseher als auch einen Beamer in Gebrauch hat und noch einen Blu-ray-Player anschließen will, sollte auf eine ausreichende Zahl an HDMI-Ausgängen achten. Auch bei den angebotenen Bildbearbeitungsfunktionen gibt es Unterschiede.

Früher sei es üblich gewesen, dass der Nutzer die Anlage selbst einstellt, sagt Jurran. Vor allem das Einpegeln sei eine recht aufwendige Angelegenheit gewesen. Heute erkennen auch preiswertere Geräte über eine Einmessautomatik, wie die Lautsprecher im Raum zum Hörer stehen und welche Frequenzen sie störungsfrei übertragen können.

Der Trend gehe derzeit zudem hin zur Ausstattung mit zahlreichen Zusatzfunktionen wie Internet-Radio und die Unterstützung von Apples iPod oder iPhone, die den AV-Receiver zum Mittelpunkt für die Heimvernetzung macht, sagte Tunze.

Dennoch sind AV-Receiver bis heute nicht zur Massenware geworden. Während der Unterschied zwischen den Bildauflösungen SD und HD für jeden sofort sichtbar sei, hörten viele Nutzer die Qualität von verlustfreiem HD-Sound gar nicht wirklich heraus, sagt Jurran. Und das THX-Siegel beispielsweise, das gewährleisten soll, dass der Sound auch zu Hause wie im Kino klingt, habe mittlerweile seinen Glanz verloren - nicht zuletzt, weil viele Verstärker die Norm aus technischer Sicht locker erfüllen.

Dazu komme, dass ein AV-Receiver allein nicht reiche: „Man braucht auch die entsprechenden Boxen dazu“, sagt Jurran. Wer auf Profi-Qualität setzt, habe zusätzlich das Problem, die bis zu acht Lautsprecher im Wohnzimmer unterzubringen. „Das gibt schnell das klassisches Mann-Frau-Problem.“

Laut Cemix-Index, der unter anderem von der Gesellschaft für Unterhaltungselektronik gfu regelmäßig erstellt wird, war der Absatz von Heimkino-Systemen gemessen an den verkauften Stückzahlen in Deutschland in diesem Jahr nahezu unverändert, der Preis ging allerdings um 9,4 Prozent zurück. Der klassische AV-Markt sei eher rückläufig, sagt auch Tunze.

Zunehmend könnten auch die Soundbars den AV-Receivern in die Parade fahren, die TV-Geräten ohne viele Lautsprecher einen räumlichen Klang verpassen sollen. Die unten an die Bildschirme angebrachten oder bereits integrierten Audio-Komponenten bieten ebenfalls immer öfter Audio- und Video-Eingänge für den Anschluss von Blu-ray-Player, Konsole oder iPad, sagt Jurran. In Sachen 360-Grad-Klang könnten die Soundbars zwar mit einer 5.1 oder 7.1-Anlage bislang nicht mithalten. „Sie fügen sich dafür aber unauffälliger ins Wohnzimmer ein.“