Bundesnetzagentur ebnet Weg für schnelles Internet mit Vectoring

Bonn (dpa) - Die Deutsche Telekom kann in Städten und Ballungszentren beim Breitbandausbau auf die Tube drücken.

Die Bundesnetzagentur gestattete dem Bonner Konzern in den Gebieten, in welchen Kunden auch auf Kabelnetzanbieter und Glasfasernetze zugreifen können, die Aufrüstung des Netzes mit der sogenannten Vectoring-Technik. Aber auch die Wettbewerber werden den superschnellen Datenturbo nutzen können, für alle Marktakteure sei der Einsatz der neuen Technik möglich, erklärte der Präsident der Behörde, Jochen Homann am Dienstag.

Durch Vectoring kann die VDSL-Geschwindigkeit bei der Datenübertragung auf bis zu 100 Megabit pro Sekunde verdoppelt werden. Die Telekom muss den Wettbewerbern ein entsprechendes Vorleistungsprodukt anbieten, damit auch deren Kunden schnelles Internet nutzen können. Mit der neuen Technik kontern die Unternehmen vor allem den Kabelnetzbetreibern wie Kabel Deutschland und Unity Media, die in ihren Netzen bereits diese Geschwindigkeiten schon heute erreichen.

Seit Monaten streiten Telekom und Wettbewerber über die Nutzung des schnellen Datenanschlusses via Vectoring. Die Konkurrenten befürchten, dass der Ex-Monopolist sie vom Breitbandwachstum ausschließen könnte. Eingesetzt wird Vectoring am sogenannten Kabelverzweiger, das sind die grauen Schaltkästen am Straßenrand. Von diesem letzten Knotenpunkt des Netzes laufen die Leitungen in die Haushalte. Wegen Störsignalen, die beim Vectoring von anderen Nutzern an den Schaltstellen ausgehen, sollte nur ein Anbieter die Schaltkasten kontrollieren.

Die Telekom begrüßte den Entscheidungsentwurf der Behörde, der unter anderem noch von der EU-Kommission gebilligt werden muss. Ein Konzernsprecher nannte den Entwurf eine wichtige Voraussetzung für die geplanten Investitionen der Deutschen Telekom in neue hochleistungsfähige Breitbandnetze: „Wir wollen weiterhin 65 Prozent der Haushalte mit Vectoring versorgen.“ Im vergangenen Jahr hatte Konzernchef René Obermann massive Investitionen in den Ausbau der Netze angekündigt. Die Telekom will zwar auch weiterhin Glasfaseranschlüsse ausbauen, aber mit Vectoring fallen die Kosten für die Aufrüstung des Netzes erheblich niedriger aus.

In Gebieten ohne einer zweiten Netzinfrastruktur dürfe die Telekom den Wettbewerbern den Zugang zu den Schaltkästen nicht verweigern, wenn diese den Kabelverzweiger als erste für das schnelle Internet erschlossen haben, hieß es in der Mitteilung der Bundesnetzagentur weiter. Ab 2017 müssten sie dann aber auch Vectoring einsetzen und der Telekom umgekehrt ein entsprechendes Produkt anbieten.

Der Geschäftsführer des Telekom-Verbandes VATM, Jürgen Grützner, sprach von einer Entscheidung, die in die richtige Richtung gehe. „Sie bietet ausreichenden Schutz, damit alle Unternehmen in Breitband investieren können“. Dagegen kritisierte der Verband der Stadtnetzbetreiber den Entwurf. Der Breitbandausbau werde massiv erschwert, bemängelte der Verband. Die Betreiber hätten keinen echten Zugang zur letzten Meile und ihre bereits getätigten Investitionen würden entwertet. Mit der Abkehr vom entbündelten Zugang zur letzten Meile sei das Regulierungsregime aus den Angeln gehoben worden, sagte Breko-Geschäftsführer Stephan Albers der dpa.