Chaos Computer Club schließt Domscheit-Berg aus
Berlin (dpa) - Der Chaos Computer Club (CCC) hat den WikiLeaks-Aussteiger Daniel Domscheit-Berg aus seinen Reihen ausgeschlossen. Als Grund nannte der Vorstand die Präsentation von Domscheit-Bergs Whistleblower-Plattform OpenLeaks auf dem Sommercamp des CCC in der brandenburgischen Ortschaft Finowfurt.
Dabei habe Domscheit-Berg den Eindruck erweckt, dass der CCC „eine Art Sicherheitsüberprüfung“ für das neue Projekt übernommen habe, und so den Ruf des Vereins ausgenutzt, heißt es in der Begründung des einstimmig gefassten Vorstandsbeschlusses.
CCC-Sprecher Andy Müller-Maguhn sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.“ Zuvor gab es massive Unstimmigkeiten, weil Müller-Maguhn keinen Erfolg bei Bemühungen hatte, zwischen Domscheit-Berg und WikiLeaks zu vermitteln. Dabei geht es um vertrauliche Daten, die bei WikiLeaks eingereicht wurden, und die Domscheit-Berg bei seinem Ausstieg im vergangenen Jahr mitgenommen hat. Der Ausschluss ist nach Angaben Müller-Maguhns erst der zweite in der 30-jährigen Geschichte des Vereins.
Der Betroffene reagierte mit Unverständnis und Bedauern auf die Entscheidung. Man habe ihm am späten Samstagabend den Beschluss überreicht, ohne mit ihm darüber geredet zu haben, sagte Domscheit-Berg. Dabei sei er gar nicht Mitglied der allgemeinen Organisation, sondern nur Mitglied beim CCC Berlin. In einem Workshop zu OpenLeaks auf dem Sommercamp habe es sehr viel positives Feedback zu dem Projekt gegeben. „Ich finde es sehr schade, dass dies nicht gesehen wird.“
Eigentlicher Grund für den Ausschluss sei seine Weigerung, auf eine Vermittlung im Streit um die WikiLeaks-Dokumente einzugehen, sagte Domscheit-Berg im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Ich kann da aber nichts tun, was eine Quelle potenziell in Schwierigkeiten bringen würde.“
Domscheit-Berg war Sprecher der Enthüllungsplattform WikiLeaks, verließ das Projekt aber im vergangenen Jahr nach Streitigkeiten mit dessen Gründer Julian Assange. In seinem Buch „Inside Wikileaks. Meine Zeit bei der gefährlichsten Website der Welt“ beschreibt er, wie er sich mit „diesem verrückten Australier“ überworfen habe.
Domscheit-Bergs Alternativprojekt OpenLeaks will nicht mehr selbst Enthüllungen dokumentieren, sondern nur als neutraler Vermittler dienen zwischen Whistleblowern - also Leuten, die brisante Interna an die Öffentlichkeit bringen - und den Medien sowie Nichtregierungsorganisationen.
Der Start von OpenLeaks verzögerte sich lange Zeit. Am vergangenen Mittwoch sagte Domscheit-Berg, jetzt werde die Technik beim Sommertreffen des CCC von Experten auf ihre „Penetrierbarkeit“ getestet. Danach solle das Portal in den Dauerbetrieb gehen. Als erste Kooperationspartner nannte OpenLeaks unter anderem die Tageszeitung „taz“, die Wochenzeitung „Der Freitag“ und die Verbraucherorganisation Foodwatch.
Die Tests sollen nach Angaben Domscheit-Bergs noch bis Dienstag fortgesetzt werden. „Dann werten wir das alles in Ruhe aus und erläutern die Ergebnisse in einem Blog-Beitrag.“ Der CCC erklärte zu seiner Ausschlussentscheidung, OpenLeaks sei intransparent. Der CCC könne nicht beurteilen, ob potenzielle Whistleblower, die sich OpenLeaks anvertrauten, nachhaltig geschützt werden könnten.