Cyber-Abwehrzentrum soll vor Netz-Gefahren schützen

Bonn (dpa) - Täglich werden 13 Schwachstellen bei Standardprogrammen und 60 000 neue Schadprogramme im Netz entdeckt. Jeden Tag tauchen 20 000 infizierte Webseiten neu auf. Allein auf Regierungsnetze werden in Deutschland im 24-Stunden-Rhythmus vier bis fünf Trojaner gezielt angesetzt.

Die Verantwortlichen in Regierung, Parlament und den Ordnungsbehörden schlagen Alarm: „Die totale Vernetzung macht unsere Computersysteme verwundbar“, sagt Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU). Am Donnerstag eröffnete er offiziell das Nationale Cyber-Abwehrzentrum in Bonn, das die drohenden Gefahren erfassen, analysieren und Abwehrmaßnahmen entwickeln soll.

In allen Bereichen der Wirtschaft und der Gesellschaft werden der Cyberraum und seine Möglichkeiten umfassend genutzt. In der Wirtschaft hat das zu erheblichem Produktivitätszuwachs geführt. „Als Teil einer vernetzten Welt ist Deutschland auf das verlässliche Funktionieren von Informations- und Kommunikationstechniken des Internets angewiesen“, sagte Friedrich. Die Bundesregierung habe dazu in ihrer Sicherheitsstrategie Ziele und Maßnahmen verabschiedet.

Das Zentrum in Bonn ist keine neue Behörde. Es handelt sich um eine Informations- und Kooperationsplattform. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat die Federführung und stellt neben den Räumlichkeiten auch sechs der zehn Mitarbeiter. Jeweils zwei Mitglieder kommen vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK) und vom Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV). Seit diesem Donnerstag werden auch Verbindungsbeamte der Bundespolizei, des Bundeskriminalamts, des Bundesnachrichtendienstes, der Bundeswehr und des Zollkriminalamts einbezogen.

„Wir haben es mit hochprofessionellen Angreifern zu tun, die ausreichend Ressourcen haben“, sagt Hartmut Isselhorst vom BSI. Die erforderlichen Zutaten für einen Angriff aus dem Netz könnten recht problemlos beschafft werden. „Das Ganze kann man sowohl zu Spionage- als auch zu Sabotagezwecken machen, das haben wir spätestens seit Stuxnet gelernt“ - diese Schadsoftware richtete sich im vergangenen Jahr gezielt gegen Industrieanlagen im Iran.

Friedrich betonte, auch die Interessen der Wirtschaftsunternehmen, sich vor Kriminalität und Wirtschaftsspionage im Cyberraum zu schützen, sollten bei der Arbeit des Zentrums berücksichtigt werden. „Wir wollen eine offene und transparente Zusammenarbeit mit der Wirtschaft.“ Auch dort werde man sich immer mehr bewusst, welche Gefahren auf die Unternehmen lauerten. „Das Motto "Prävention ist der beste Schutz", gilt auch in diesem Bereich.“

Die Vorbeugung wird auch im Konzept der Bundesregierung betont. Sicherheitsvorsorge könne „am wirksamsten durch Frühwarnung und präventives Handeln erreicht werden“. Das Konzept strebt dafür unter anderem „eine gemeinsame, einheitliche und sichere Netzinfrastruktur der Bundesverwaltung“ an. Die Cyber-Strategie des Bundes stellt zivile Ansätze und Maßnahmen in den Vordergrund. „Sie werden ergänzt durch die Maßnahmen der Bundeswehr zum Schutz ihrer eigenen Handlungsfähigkeit und im Rahmen zugrunde liegender Mandate“, heißt es in dem Konzept.