Da geht's zum Gate - Navigieren in Gebäuden

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Die Navigation im Freien oder auch im Auto gehört längst zum Alltag. In Gebäude dringt hingegen kaum ein GPS-Signal. Neue Technologien sollen künftig auch dort bei der Navigation helfen - eine Gratwanderung zwischen Komfort und Datenschutz.

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Auf dem Frankfurter Flughafen herrscht das tägliche Treiben. Hektisch sind die Passagiere auf der Suche nach dem richtigen Gate. Abwechselnd wandern ihre Blicke zuerst auf ihr Flugticket, dann wieder hilfesuchend in die Luft. Wer hier nicht einen gewissen Orientierungssinn mitbringt, verzettelt sich schneller, als es ihm lieb ist. Eine Navigation wie im Auto oder im Freien mit dem Smartphone käme vielen sehr gelegen.

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Was andernorts noch in der Entwicklung steckt, schafft am Flughafen in Frankfurt bereits Abhilfe: die Navigation in geschlossenen Räumen. „Die Indoor-Navigation dient am Flughafen der Orientierung, um zum Beispiel sein Gate schneller zu finden“, sagt Informatiker André Hinkenjann von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Auch der Check-in-Schalter, Restaurants oder Einkaufsmöglichkeiten können mit der entsprechenden App bequem angesteuert werden.

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Beim Einkauf um die Ecke könnte die Indoor-Navigation ebenfalls bald zur Normalität werden, in einigen Supermärkten ist sie sogar schon im Einsatz. Davon profitiert nicht nur der Kunde, sondern auch das Unternehmen. „Einerseits wird der Einkäufer mehr oder weniger effizient durch den Markt navigiert und kann auf Werbeangebote und Schnäppchen aufmerksam gemacht werden“, sagt Hinkenjann. Andererseits seien die Händler am Einkaufsverhalten ihrer Kunden interessiert, um anhand von Bewegungsprofilen den Umsatz zu erhöhen und ihre Produkte besser zu platzieren.

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Auch die Kataloge in Museen sind bereits teilweise durch Apps für mobile Geräte abgelöst worden. Zwischen Bildern und Statuen wird das Smartphone zum persönlichen Guide. „Neben der Navigation durch das Gebäude bietet sie dem Besucher Zusatzdienste wie das Einblenden von Filmen“, sagt Karin Loidl vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (ISS).

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Anders als im Freien stößt das GPS-Signal von Satelliten in der Erdumlaufbahn in Gebäuden schnell an seine Grenzen. „Mit GPS kommt man in Gebäuden nur bedingt weiter, denn die Gebäudehülle schwächt das Signal deutlich ab“, sagt der Geoinformatiker Ralf Bill von der Universität Rostock. Innen müssen Alternativen her - und davon gibt es viele. „Es ist ein Bereich, in dem immer noch ein Wandel stattfindet“, sagt Karin Loidl. Die Indoor-Navigation sei zwar sehr interessant, „sie muss aber auch sehr verlässlich sein - und daran hapert es oft noch“, so Ralf Bill. In Zukunft sei wahrscheinlich die Kopplung von verschiedenen Technologien „das Mittel der Wahl“.

Noch aber stehen die einzelnen Technologien größtenteils für sich selbst. Allein über zehn von ihnen werden vom Fraunhofer ISS entwickelt und mit anderen Lösungen kombiniert. So zum Beispiel die App „Awiloc“, eine WLAN-basierte Lokalisierungstechnologie des Instituts. „Awiloc“ wird bereits in einigen Museen eingesetzt und die Entwickler versprechen eine Genauigkeit von wenigen Metern. Mobile Geräte können über die App erkennen, bei welchen Exponaten sich der Besucher gerade aufhält - und obendrauf werden die passenden Multimediainhalte gleich mit angeboten.

„Awiloc“ benötigt kein eigenes Signalnetz, sondern nutzt die charakteristische Feldstärkenverteilung vorhandener Funknetzwerke. Mobile Geräte können so über die Signalstärke von WLAN-Basisstationen ihre Position bestimmen. Reisende soll die App auf diese Weise im öffentlichen Nahverkehr ohne Umwege zur richtigen Haltestelle, zum Gleis oder zum richtigen Sitzplatz im Waggon führen.

Auch andere Technologien werden erprobt - manche sind mehr, manche eher weniger prominent. Die beispielsweise von Apple verwendete Beacon-Technologie (dt. Leuchtfeuer) etwa basiert auf dem Standard Bluetooth Low Energie (BLE), was den Stromverbrauch gering hält. Als Beacon können Smartphones oder Minisender agieren. Bei der Entwicklung von SoundLoc, einer weiteren Technologie, orientieren sich US-Forscher am Ortungssystem von Fledermäusen. Per Echoortung werden Größe und Form von Räumem dreidimensional erfasst.

Für den Nutzer bringen die verschiedenen Technologien aber auch Nachteile mit sich. „Die meisten verwendeten Verfahren beanspruchen den Akku des Smartphones, da auf viele Geräteressourcen zurückgegriffen wird“, sagt André Hinkenjann, der außerdem zu bedenken gibt: „Auch sollten die Datenschutzerklärungen der angebotenen Apps genau studiert werden, um die Anonymität des Verbrauchers zu schützen.“