Die Mobilfunkmesse wird zur Androidenparade
Barcelona (dpa) - Einerseits flach, groß und leistungsstark, andererseits sehr günstig: Das sind die Trends bei den Smartphones. Auf dem Mobile World Congress in Barcelona zeigt die Branche, was in den nächsten Monaten in die Geschäfte kommt.
Zum Auftakt präsentiert sich die weltgrößte Mobilfunk-Messe (27.2.-1.3.) als Androiden-Parade: Das Google-Betriebssystem ist bei vielen Neuheiten an Bord. So hat der taiwanische Hersteller HTC gleich eine neue Smartphone-Familie mit dem Google-Betriebssystem vorgestellt. Die drei neuen Geräte unter der Dachmarke One haben alle die neueste Version 4.0 installiert, außerdem eine weiterentwickelte Version der HTC-eigenen Oberfläche Sense. Besonders viel Mühe hat das Unternehmen nach eigenen Angaben auf die Kamerafunktion verwendet. Neben einer geringen Auslöseverzögerung und einem schnellen Autofokus sollen die Handys besonders lichtstarke Linsen bieten (f/2.0-Blende). Außerdem lassen sich Videos und Fotos gleichzeitig aufnehmen.
Um sich von anderen Android-Anbieter abzuheben, setzt Sony auf vernetzte Unterhaltungsdienste. Die neuen Smartphones NXT S, P und U sind an die Musik- und Video-Angebote des Unternehmens angebunden, das Sony Entertainment Network und die Dienste Music Unlimited und Video Unlimited. Das P und das U sollen im zweiten Quartal jeweils mit einem Zweikern-Prozessor (1 Gigahertz), NFC-Chips und Android 2.3 (Gingerbread) ausgeliefert werden und später ein Update auf Version 4.0 (Ice Cream Sandwich) erhalten.
Der südkoreanische Hersteller LG will mit dem Daten-Turbo LTE punkten. Dank zahlreicher Patente sei das Unternehmen gut gegen die Wettbewerber aufgestellt, sagte Michael Wilmes von LG. Bereits im Vorfeld der Messe hatte das Unternehmen das Optimus 4X HD angekündigt. Das Gerät hat einen Vierkernprozessor und hat die neueste Android-Version 4.0 installiert. Das Display beherrscht die Wiedergabe von hochauflösenden Inhalten in HD-Qualität. Und der chinesische Hersteller Huawei verspricht, mit dem Androiden Ascend D Quad das schnellste Smartphone auf den Markt zu bringen.
Der kriselnde Marktführer Nokia setzt dagegen bei seinen Smartphones auf das Microsoft-System Windows Phone. Das günstige Modell Lumia 610 soll mehr Nutzer für die Plattform gewinnen. Es hat ein 3,7 Zoll großes Display, kostet 225 Euro und ist das erste Windows-Smartphone, das die von Microsoft gelockerten Hardware-Anforderungen umsetzt. Die Bedienbarkeit soll den Angaben zufolge nicht unter dem verbauten preiswerteren Prozessor mit 800 Megahertz Takt und dem relativ kleinen Arbeitsspeicher von 256 Megabyte leiden. Verfügbar ist das 610 ab dem zweiten Halbjahr. Im gleichen Zeitraum wird das im Januar in den USA eingeführte Smartphone Lumia 900 für 570 Euro auch in Deutschland auf den Markt kommen - allerdings nicht mit LTE, sondern nur mit UMTS/HSPA.
Als Neuheit haben die Finnen das Foto-Handy Nokia 808 Pure View mit 4-Zoll-Display vorgestellt. Stolze 41 Megapixel soll der Sensor hinter dem Carl-Zeiss-Objektiv auflösen. Möglich macht das eine Pixel-Oversampling genannte Technologie. Als Besonderheit kann der Nutzer in das Bild hineinzoomen und den gewünschten Ausschnitt in hoher Qualität abspeichern, nachdem das Bild gemacht worden ist. Die Pixelzahl allein lässt allerdings keine Aussage über die Qualität der Bilder zu. Als Betriebssystem ist das angestaubte Symbian installiert.
Samsung enthüllte den neuen Tablet-Computer Galaxy Tab 2, der gegen das für Frühjahr erwartete nächste iPad-Modell von Apple antreten soll, sowie das Telefon Galaxy Beam mit eingebautem Projektor. Es kann ein Bild mit einer Diagonale von 50 Zoll (127 cm) an die Wand bringen. Außerdem wird es ein weiteres Tablet-Modell von Samsung geben: Eine Version des Smartphones Galaxy Note in iPad-Größe. Das Besondere an der Note-Reihe ist, dass die Geräte wieder einen Stift haben, der von den meisten Smartphone- und Tablet-Herstellern inzwischen verworfen wurde.
Ein Unternehmen fehlt allerdings: Apple, mit seinem iPhone zuletzt der führende Smartphone-Hersteller mit fast einem Viertel des Marktes, bleibt Barcelona wie immer fern.