Doppelt hält besser: Datensicherung mit Spiegel-Festplatten
Berlin (dpa/tmn) - Josef Reitberger kann es oft nicht fassen, wie sorglos viele Menschen mit den Daten umgehen. „Da sind die unwiederbringlichen Kinderfotos nur auf dem Laptop und das war's. Wenn dann die Festplatte kaputtgeht ist alles weg“, sagt der Chefredakteur der Computerzeitschrift „Chip“.
Mit einer anständigen Datensicherung passiert so etwas nicht. Allerdings ist das ständige Kopieren der Daten mühsam - es sei denn, man versucht es mit einer über WLAN verbundenen Doppelfestplatte mit Spiegelfunktion.
„Bei Schmuck gibt es ein Sicherheitsbewusstsein. Den packt man gut weg“, sagt Reitberger. „Bei Daten komischerweise nicht. Dabei ist das Video von den ersten Schrittes des Kindes doch mehr wert als ein Ring.“ Eine zweite Festplatte sollte Standard sein. „Natürlich ist es lästig, ständig die Daten zu kopieren. Deshalb ist es erstaunlich, dass die Festplatten mit Spiegelfunktion erst jetzt aufkommen.“
Denn solche Gehäuse mit zwei Festplatten sind eigentlich nicht neu, breit auf dem Markt sind sie aber erst seit einigen Monaten. Selbst beim Discounter gibt es sie. Das Prinzip ist simpel: Die beiden Festplatten kommunizieren untereinander und spiegeln sich ständig oder zu festen Zeiten. Schiebt man den Ordner mit den Urlaubsfotos auf Platte A, schickt diese sie an Kollegin B weiter. Raucht eine der Platten ab, ist da immer noch die zweite. Und als Netzwerkfestplatten stehen die zwar neben dem heimischen WLAN-Router - Zugriff hat man aber theoretisch von überall, wo man Internet hat. Ein weiterer Vorteil: Man kann vielen Nutzern Zugriff auf die Platten geben - etwa der ganzen Familie als gemeinsamen Datenspeicher.
Allerdings macht Reitberger auch klar: „Das ist kein Backup! Denn das ist für uns Informatiker eine Sicherungskopie, die gut weggepackt und nicht mit dem Computer und dem Netz verbunden ist.“ Da kann nichts aus Versehen gelöscht werden. Bei den Spiegelplatten spricht zudem das Prinzip gegen den Status als Sicherungskopie: Wenn man auf der einen Platte etwas löscht, verschwindet es auf der anderen ja auch.
Ganz billig ist solch eine Lösung nicht. Die „My Cloud“-Serie von Western Digital beispielsweise beginnt bei etwa 250 Euro, dafür bekommt man dann zwei Platten mit jeweils zwei Terabyte. Das größte Modell kostet mehr als 600 Euro, bietet dann aber auch gleich zweimal sechs Terabyte - das sollte eine Weile reichen. Auf Heimanwender zugeschnittene Modelle sind rasch installiert und können ohne große Vorkenntnisse eingerichtet werden.
Synology ist da eher etwas für Anwender mit Erfahrung. Das Konzept der Taiwanesen: Leergehäuse von 150 bis mehr als 800 Euro, die Platten muss man sich selbst besorgen. Das ist keine Rund-um-Lösung wie bei WD und auch teurer, dafür aber flexibler: Man kann seine Platten selbst aussuchen oder schon vorhandene benutzen. Fällt eine Platte aus, baut man eine neue ein.
„Wir sind mit der Lösung seit 2005 auf dem Markt und das Praktische ist, dass man jederzeit upgraden kann“, sagt Sabine Brückner von Synology. Wird die Platte zu klein, baut man ein größeres Modell ein. Beide Hersteller betonen, dass sie großen Wert auf doppelte Sicherheit legen - nicht nur gegen Verlust, auch gegen Diebstahl der Daten. Deshalb können nicht nur die Systeme als Ganzes, sondern manchmal auch die Festplatten selbst verschlüsselt werden.
Denn die Spiegelfestplatten sind auch Netzwerkfestplatten, die am heimischen Router hängen. So kommt man nicht nur zu Hause drahtlos an seine Daten, sondern notfalls auch von unterwegs. Einzige Einschränkung beim Zugriff unterwegs: Lädt man große Datenmengen herunter, braucht man daheim auch einen Internetanschluss mit einer hohen Uploadgeschwindigkeit - sonst dauert es lange. Und der Transfer funktioniert auch in die andere Richtung: Ist im Urlaub die Speicherkarte voll, kann man die Fotos vorausschicken und auf der heimischen Festplatte parken.
Die Sicherheitsrisiken der mit dem Internet verbundenen Platten hält Frank Timmermann vom Institut für Internet-Sicherheit an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen für kalkulierbar. „Grundsätzlich sind diese Systeme sicher, auch wenn man in die Verschlüsselung nicht reingucken kann und da dem Hersteller vertrauen muss“, sagt der Experte. „Ein Schwachpunkt ist immer, wenn mehrere Anwender den Speicher nutzen, denn dann muss man ja das Passwort weitergeben.“ Auch dieses Risiko sei aber akzeptabel. „Ansonsten dürfte man ja nirgendwo ein Kabel anschließen.“