E-Plus und Telefónica stehen in den Startlöchern
Düsseldorf (dpa) -Für den Mobilfunker E-Plus neigt sich eine Epoche dem Ende zu: 21 Jahre nach seiner Gründung kommt der Branchendritte in diesem Herbst unter das Dach des Konkurrenten Telefónica Deutschland.
Beide Anbieter veröffentlichten nun letztmals getrennte Quartalszahlen.
Wenige Wochen vor der Übernahme präsentiert sich E-Plus in bester Laune. „Nach einem starken ersten Quartal haben wir im abgelaufenen unser hohes Tempo gehalten“, erklärte der E-Plus-Chef und designierte Vorstandsvorsitzende der Telefónica Deutschland Holding, Thorsten Dirks, in Düsseldorf. Das Unternehmen, das noch zum niederländischen Telekom-Konzern KPN gehört, zählt seit einigen Jahren zu den Mobilfunkbetreibern mit den höchsten Kundenzuwächsen.
Bei einem Umsatz von 1,6 Milliarden Euro steigerten die Düsseldorfer mit ihren Marken (BASE, Simyo, Blau.de, Aldi-Talk, Ay Yildiz) die Kundenzahl im ersten Halbjahr 2014 um fast 900 000 auf 25,8 Millionen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte um 3,8 Prozent auf 448 Millionen Euro. Dirks kündigte an, gemeinsam mit Telefónica ein „führendes digitales Telekommunikationsunternehmen“ zu schaffen.
Unterdessen bleibt der deutsche Ableger des spanischen Telekomriesen Telefónica kurz vor der Übernahme in den roten Zahlen. Im zweiten Quartal verbuchten die Münchner bei einem Kundenbestand im Mobilfunk von 19,4 Millionen und Umsatzerlösen von 728 Millionen Euro einen Verlust von 24 Millionen Euro. Dieser summierte sich für das erste Halbjahr auf einen Betrag von 64 Millionen Euro.
Bei der Entwicklung der Umsätze seien im Ablauf der beiden vergangenen Quartale aber positive Tendenzen erkennbar, hieß es in einer Mitteilung. Hierzu trügen vor allem das mobile Datengeschäft und positive Impulse bei der Kernmarke O2 bei.
Der Unternehmensvorstand von Telefónica zeigte sich zuversichtlich, die Übernahme von E-Plus im dritten Quartal abschließen zu können. Erste Schritte im Hinblick auf die neue Organisation seien bereits festgelegt worden, hieß es. Die neue Mobilfunkallianz, die die EU-Kommission Anfang Juli unter Auflagen genehmigt hatte, wird gemessen an der Kundenzahl mit mehr als 45 Millionen verkaufter SIM-Karten der größte deutsche Anbieter sein.
Bundeskartellamt, Monopolkommission und Verbraucherschützer befürchten durch die Zusammenballung von Marktmacht auf dem ohnehin engen Mobilfunkmarkt unterdessen Nachteile für die Verbraucher. So könnte die Fusion die Wettbewerbskräfte erlahmen und die Endkundenpreise ansteigen lassen.
Die beteiligten Unternehmen weisen das zurück. Angesichts der Vielzahl der Marken - erst vor wenigen Tagen hatte die Elektronikkette Media-Markt den Einstieg ins Mobilfunkgeschäft angekündigt - bleibe die Branche umkämpft. Vor allem E-Plus hatte im Discountgeschäft in der Vergangenheit mit einer aggressiven Preisstrategie gepunktet und die Wettbewerber herausgefordert. Derzeit ist offen, ob und welche Marken künftig verschwinden werden.
Das neue Unternehmen stehe jetzt auf Augenhöhe mit den Branchenriesen Telekom und Vodafone und könne diesen Paroli bieten, hieß es. Das gelte vor allem für die enormen Investitionen in den Ausbau schneller Netze. Von dem Zusammenschluss erhoffen sich Telefónica und E-Plus mittel- und langfristig erhebliche Einsparungen.