Twitter begeistert Börsianer mit Nutzerwachstum
San Francisco (dpa) - Die Fußball-WM hat Twitter geholfen: Ein starker Anstieg der Werbeeinnahmen und der Nutzerzahlen lässt die Aktie des Kurznachrichtendienstes durch die Decke gehen. Der Kurs schoss im frühen Handel am Mittwoch zeitweise um 24 Prozent auf knapp 48 Dollar hoch.
Nach der rasanten Berg- und Talfahrt der vergangenen Monate waren die Aktien damit fast doppelt soviel wert wie beim Börsengang im November.
Twitter erwirtschaftete im zweiten Quartal einen Umsatz von 312 Millionen Dollar (233 Mio Euro) - mehr als doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. Haupteinnahmequelle ist die Werbung auf mobilen Geräten. Die Zahl der Nutzer stieg im gleichen Zeitraum um ein Viertel auf 271 Millionen.
„Wir sind überzeugt, dass wir Twitter einem noch breiteren Publikum nahebringen können“, erklärte Firmenchef Dick Costolo am Sitz in San Francisco. Alleine in den vergangenen drei Monaten kamen 16 Millionen neue Nutzer hinzu - das ist laut Costolo der stärkste Anstieg in fünf Quartalen. Zum Vergleich: Ausgerechnet in dem Quartal, in dem der Börsengang die volle Aufmerksamkeit auf Twitter gelenkt hatte, war der Dienst um lediglich 9 Millionen Nutzer gewachsen.
Twitter hatte massiv auf die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien gesetzt, um Nutzer anzulocken. Viele Spieler auch aus dem deutschen Weltmeister-Team griffen auf den Dienst zurück, um Fotos und Eindrücke zu teilen.
Costolo ist zugleich bemüht, den kurzfristigen Effekt der WM nicht zu groß aussehen zu lassen. Sie habe die Aktivität der bestehenden Nutzer beflügelt, der beschleunigte Kundenzuwachs gehe dagegen vor allem auf Änderungen am Produkt wie ein einfacheres Anmeldeverfahren zurück, sagte er dem Blog „Business Insider“.
Nun konnte das Management sogar seine Jahresprognose anheben. Es erwartet einen Umsatz von bis zu 1,33 Milliarden Dollar. Zuvor hatte die Erwartung bei maximal 1,25 Milliarden Dollar gelegen.
Die Anleger achten penibel auf die Nutzerzahlen, denn sie haben die grundsätzliche Sorge, dass Twitter von anderen Online-Netzwerken wie Facebook ausgebootet werden könnte. Die jetzige Begeisterung lässt sich einfach erklären: Je mehr Nutzer zu Twitter strömen, so die Logik, desto mehr Werbeeinnahmen werden auf Dauer fließen.
Facebook ist mit dieser Taktik zu einem hochprofitablen Unternehmen herangewachsen. Das größte Online-Netzwerk kam zuletzt auf 1,32 Milliarden Nutzer - ein Zuwachs von rund 40 Millionen im Quartal - und verdiente 791 Millionen Dollar.
Vom Geldverdienen konnte Twitter indes im vergangenen Quartal nur träumen. Wegen der aktienbasierten Vergütung der Mitarbeiter rutschte das Unternehmen sogar noch tiefer in die Verlustzone - und zwar von einem Minus von 42 Millionen vor einem Jahr auf 145 Millionen Dollar. Ohne diese Aufwendungen wäre die Firma profitabel gewesen, rechnete Twitter vor.
Nutzer könnten über Twitter bis zu 140 Zeichen lange Nachrichten absetzen, die auch Links zu Websites, Bildern oder Videos enthalten können. Der Dienst positioniert sich damit als Medium für die Verbreitung von schnellen Nachrichten.