Elektronische Spionage-Attacken besonders effizient
Köln (dpa) - Die ausländischen Geheimdienste setzen beim Ausspähen von Behörden und Unternehmen immer stärker auf elektronische Attacken. Nachrichtendienste aus China und Russland forschen die Bundesrepublik seit Jahren besonders intensiv illegal aus, wie das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) warnt.
Früher schöpften vor allem als Diplomaten oder Journalisten getarnte Agenten wichtige Infos und Interna im Spionage-Zielland Deutschland ab. Seit einigen Jahren haben die elektronischen Attacken zugenommen, um damit an politische, militärische oder wirtschaftliche Daten zu kommen.
Der Bundesverfassungsschutz beobachtet seit 2005 eine beträchtliche Zahl von Angriffen auf Computersysteme. Die elektronischen Attacken erfolgen häufig via E-Mail und werden von Sicherheitsbehörden als extrem gefährlich eingestuft. Sobald ein Computer ans Internet angeschlossen ist, wird er auch angreifbar, warnen IT-Experten.
Für den Täter ist ein elektronischer Angriff effizient und fast risikolos. Mit kleinem Aufwand können große Datenmengen abgefischt, Netzwerke von Behörden und Unternehmen geknackt werden. Vor allem China versucht - auch durch wirtschaftliche Spionage - erhebliche Technologielücken zu schließen und greift Unternehmen, Banken und Forschungseinrichtungen via Computer an - auf der Suche nach Innovationen, Marktstrategien, Geschäftsgeheimnissen.
Aus Sicht der ausländischen Nachrichtendienste ist die deutsche Politik - Regierungsstellen, Behörden oder politische Stiftungen - besonders interessant als Ausspähziel. Denn der Bundesrepublik kommt wegen ihrer geopolitischen Lage, ihrer wichtigen Rolle in NATO und Europäischer Union eine besondere politische Bedeutung zu.
Aber auch menschliche Quellen bleiben attraktiv. Sie können oft zielgerichteter arbeiten und auch an sensible Daten herankommen: Der angebliche Diplomat oder Graduierte aus China kann das Vertrauen etwa eines frustrierten Behördenmitarbeiters oder eines Abgeordneten gewinnen - und diesen unbemerkt systematisch abschöpfen, so das Kalkül der ausländischen Nachrichtendienste.