Erdbeben in Japan erschüttert Geschäft mit Festplatten
Berlin (dpa) - Nach der Erdbebenkatastrophe in Japan rechnet der Festplatten-Hersteller Western Digital mit einer Unterbrechung seines zuletzt stetigen Wachstums.
In mehreren Betrieben von Zulieferern sei die Produktion erheblich gestört und werde erst jetzt allmählich wieder aufgenommen, sagte Vorstandschef John Coyne. „Wir haben Engpässe bei der Versorgung.“ Da die Branche zuletzt zudem eine sehr gute Konjunktur erlebt habe, werde es bei Umsatz und Gewinn im laufenden Geschäftsjahr bis Ende Juni allenfalls einen sehr bescheidenen Zuwachs geben, sagte Coyne am Rande einer Firmenkonferenz der Nachrichtenagentur dpa.
Western Digital steht gleichwohl vor einem großen Sprung, wenn die Kartellbehörden die Anfang März angekündigte Übernahme des Festplattengeschäfts von Hitachi genehmigen. Damit würde Western Digital am Konkurrenten Seagate vorbeiziehen, der wiederum im April den Kauf des Festplattengeschäfts von Samsung bekanntgegeben hat. Coyne sagte, er hoffe auf einen Abschluss des Hitachi-Deals bis September. Die Arbeiten zur Integration beider Unternehmen hätten bereits begonnen. Western Digital lässt sich die Übernahme 4,3 Milliarden Dollar kosten.
Zu den möglichen Auswirkungen auf die Arbeitsplätze sagte Coyne: „Einige redundante Stellen werden wegfallen.“ Dies lasse sich bisher aber noch nicht beziffern. Die Übernahme biete Western Digital zusätzliche Kostenvorteile aufgrund der gestiegenen Größenordnung der Produktion.
In dem Anfang Juni abgeschlossenen Geschäftsjahr 2009/10 hatte Western Digital einen Umsatz von 9,89 Milliarden Dollar (plus 18,5 Prozent) und einen Gewinn von 1,19 Milliarden Dollar (plus 11,6 Prozent) erzielt. Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres fielen Umsatz (2,25 Milliarden Dollar) und Gewinn (146 Millionen Dollar) deutlich niedriger aus als ein Jahr zuvor.
Neben dem Wettbewerb mit konkurrierenden Unternehmen sieht sich Western Digital auch mit der Herausforderung neuer Speichertechnologien konfrontiert. Die Magnettechnik biete aber weiter erhebliche Vorteile gegenüber dem optischen Speicher der SSD-Technik, sagte Western-Digital-Manager Rich Rutledge. „Wir können mehr Bits für weniger Geld speichern.“ Die Branche erhofft sich neue Impulse vom Trend zum Cloud Computing mit großen verteilten Rechenzentren ebenso wie von der weiter zunehmenden Digitalisierung in den privaten Haushalten. „Mit jedem Rechenzentrum können wir 200 000 bis 500 000 Festplatten verkaufen“, sagte Rutledge.