Experte: Trend zur Regionalisierung im Netz wächst

Berlin (dpa) - Bei der Weiterentwicklung des Internets werden lokale Dienste nach Einschätzung der Regiodot GmbH eine immer größere Rolle spielen.

„Heimat wird als Wurzel des Lebens noch ein unheimlicher Trend werden“, sagte Bernhard Lüders, Geschäftsführer des Unternehmens, das zu den Bewerbern für neue Adressräume im Internet zählt. „Die Regionalisierung im Netz ist noch lange nicht abgeschlossen.“

Die nordrhein-westfälische Regiodot aus Essen hatte sich im Zuge der geplanten Erweiterung der Adressräume im Netz für die neue Top Level Domain (TLD) „.ruhr“ beworben. Die Internet-Verwaltung ICANN hatte am Mittwoch die knapp 2000 Anträge auf neue Endungen bekanntgegeben. Nach Zählung des Branchenverbands eco waren darunter 66 Interessenten, die sich für eine geografische TLD nach dem Muster .region oder .stadt beworben hatten.

„Wir wollen der Region einen gemeinsamen Namen geben“, sagte Lüders. Die neuen Möglichkeiten der Adressierung im Netz würden viele regionale Anbieter als Bekenntnis zur eigenen Region nutzen. Rund 10 000 Unternehmen hätten bereits den regionalen Bezug Ruhr in ihrer Internetadresse, es bestehe also ein großer Bedarf.

Für den neuen Adressraum .ruhr dürften über 30 000 Kunden gewonnen werden, schätzt Lüders. Selbst kleine Gewerbetreibende wie etwa Handwerksbetriebe dürften sich von Mehrkosten in Höhe von rund 30 Euro im Jahr nicht abschrecken lassen. Betriebe könnten sich deutlich besser im Netz finden lassen und zeigten gleich einen Bezug auf die Region. „Wenn .ruhr dransteht, ist es einer von hier.“

In einem historischen Schritt, der das Internet grundlegend verändern soll, wird künftig erstmals eine nahezu beliebige Zahl an neuen Top Level Domains zugelassen. Die bislang eingegangenen Anträge dafür hatte die Netzverwaltung ICANN am Mittwoch bekanntgegeben. Während es sich bei der überwiegenden Zahl der Einreichungen um Markennamen wie .apple oder .sony handelt, bewerben sich über 60 Registrare um eine geografische Endung, darunter auch .hamburg und .berlin. Nach eingehender Prüfung dürften die ersten neuen Endungen allerdings nicht vor Ende des Jahres an den Start gehen.