Facebook-Börsengang voraussichlich ab April 2012

New York (dpa) - Der Mega-Börsengang der Internetbranche könnte schon bald kommen: Facebook erwägt laut einem Zeitungsbericht, ab April 2012 seine Aktien an der Wall Street zu platzieren.

Dabei wolle das weltgrößte Online-Netzwerk den Börsenwert bei 100 Milliarden Dollar ansetzen, berichtete das „Wall Street Journal“ am Dienstag. Mit angepeilten Einnahmen von 10 Milliarden Dollar wäre es mit Abstand der bisher größte Börsengang eine Internet-Unternehmens.

Der Antrag bei der US-Börsenaufsicht SEC könne noch dieses Jahr gestellt werden, schrieb die Zeitung. Gründer Mark Zuckerberg habe darüber aber noch nicht endgültig entschieden. Auch die Finanznachrichtenagentur Bloomberg hat Informationen, dass Facebook im kommenden Jahr zehn Prozent seiner Aktien an die Börse bringen wolle.

Der Börsenwert von 100 Milliarden Dollar, die das Internet-Unternehmen damit erreichen würde, ist genau die Marke, über die schon seit einigen Monaten spekuliert wird. Facebook wäre damit zum Beispiel doppelt so viel wert wie aktuell der weltgrößte PC-Hersteller Hewlett-Packard. Mit dem Platzierungs-Volumen von 10 Milliarden Dollar wäre es der mit Abstand größte Börsengang eines IT-Unternehmens. Google hatte im August 2004 rund 1,9 Milliarden Dollar eingenommen. Den aktuellen Rekord stellte 2006 die Industrial and Commercial Bank of China mit 21,9 Milliarden Dollar auf.

Facebook müsste vermutlich nach US-Vorschriften ohnehin ab April 2012 seine Geschäftszahlen offenlegen, da das Unternehmen in diesem Jahr mit ziemlicher Sicherheit die Marke von 500 Anteilseignern überschritten haben wird. Verzichtet Zuckerberg auf einen Börsengang, müsste er sich in die Bücher schauen lassen, ohne zusätzliches Eigenkapital zu beschaffen. Deshalb wurde der Gang aufs Parkett in diesem Zeitraum schon lange erwartet. Jetzt hieß es, der wahrscheinliche Zeitrahmen liege „zwischen April und Juni“.

Zuckerberg, der die Kontrolle über sein Unternehmen nicht aus der Hand geben will, hatte einen Börsengang so lange wie möglich hinausgezögert. Jetzt „erwärme“ er sich für die Idee, berichtete die Zeitung. Das Unternehmen kommentiert die schon lange andauernden Gerüchte nicht.

Mit inzwischen rund 800 Millionen Nutzern ist Facebook die unangefochtene Nummer eins unter den Online-Netzwerken. Trotz Kritik von Datenschützern und Politikern am Umgang mit Nutzerinformationen wächst das Netzwerk rasant. Der Umsatz dürfte zum Börsengang die Marke von 4 Milliarden Dollar im Jahr erreichen, so das „Wall Street Journal“.

Das Geld wird mit Werbung erwirtschaftet, vor allem personalisierten Anzeigen: Dank der vielen Nutzerinformationen bietet das Online-Netzwerk Inserenten die Möglichkeit, gezielt bestimmte Gruppen anzusprechen. Facebook betont, dass die Daten der Mitglieder nicht weitergegeben und nur anonym ausgewertet werden. Datenschützer kritisieren unter anderem die Menge an Informationen, die bei Facebook landet, sowie überraschende Regeländerungen, die von den Anwendern nur bedingt nachvollzogen werden können.

Facebook habe sich noch keine Banken für den Börsengang ausgesucht, schrieb das „Wall Street Journal“. Mehr noch, Finanzchef David Ebersman habe den Investmentbankern bewusst die kalte Schulter gezeigt. Es sei unklar, was sie zum Erfolg der Aktienplatzierung beitragen könnten, da die Nachfrage nach den Anteilen ohnehin hoch sei, wird Ebersman zitiert. Diese Aussage könnte allerdings Teil der Verhandlungstaktik sein, um bessere Konditionen bei den Banken zu bekommen. Google hatte bei seinem Börsengang den üblichen Weg über die Banken weitgehend gemieden und die Aktien in einer komplexen Online-Auktion verteilt.

Mit seinem boomenden Geschäft und den stetig wachsenden Nutzerzahlen erlebt Facebook eine Sonderkonjunktur - denn allgemein ist das Klima für Börsengänge im Moment angesichts der schwachen US-Wirtschaft und der Turbulenzen in Europa nicht besonders gut. Zudem demonstriert die Entwicklung um die Schnäppchen-Website Groupon gerade, wie ein als Triumph gefeierter Börsengang eines Internet-Unternehmens für viele Investoren zu einem miesen Geschäft werden kann.

Die Aktie des Rabattgutschein-Spezialisten ist seit gut einer Woche auf Talfahrt. Am Montag verlor sie weitere neun Prozent auf 15,24 Dollar und notiert damit deutlich unter dem Ausgabepreis von 20 Dollar. Erst Anfang November war Groupon trotz aller vorherigen Zweifel am Geschäftsmodell mit einem Kurssprung von zeitweise 50 Prozent an der Börse gestartet.

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