Flaute und wenig Hoffnung auf deutschem PC-Markt
Berlin (dpa) - Diese Zahlen sehen richtig mies aus für die PC-Branche: Um fast ein Fünftel ist der Absatz klassischer Computer in Deutschland zuletzt geschrumpft, während das Geschäft mit Smartphones und Tablets boomt.
Und es ist kein kurzfristiger Ausreißer, sondern ein dauerhafter Trend.
„Die hohen PC-Zuwachsraten der Vergangenheit werden wir nicht so schnell wiedersehen - wenn überhaupt“, sagt Analystin Meike Escherich vom Marktforscher Gartner. Das stellt die schwächeren Player der Industrie vor Probleme: „Ein zweites solches Jahr könnte eng werden für einige Hersteller.“
Die großen Hoffnungsträger der Branche - das neue Microsoft-Betriebssystem Windows 8 und die dünnen Ultrabook-Notebooks - würden keine schnelle Besserung bringen, warnt Gartner. „Niemand kauft sich einen neuen PC, nur weil ein neues Betriebssystem draußen ist“, hakt Escherich ab. Natürlich würden im laufenden Quartal wieder etwas mehr Computer verkauft, allein schon wegen des Weihnachtsgeschäfts, aber die Hersteller könnten bestenfalls auf eine Stagnation hoffen.
Im vergangenen Quartal wurden in Deutschland Gartner zufolge rund 600 000 Personal Computer weniger abgesetzt als ein Jahr zuvor. Etwa die Hälfte davon waren Notebooks, auf deren Kauf Verbraucher verzichtet haben, aus verschiedenen Gründen. „Wer Ahnung hat, wartet auf das kommende Jahr mit neuen Geräte-Generationen“, sagt Escherich. Oder die Nutzer lassen ihren aktuellen Computer länger laufen als früher und geben ihr Geld lieber für ein Smartphone oder Tablet aus. Und mit neuen Kombi-Geräten könnte es im kommenden Jahr noch schwieriger werden, klassische Notebooks zu verkaufen. Zugleich wachsen verschiedene Gerätekategorien dadurch immer weiter zusammen.
Die PC-Hersteller versuchen gerade, die Kunden mit allen möglichen Neuerungen zum Kauf ihrer Geräte zu verführen: Angesagt sind Touchscreens auch für Notebook und Desktop oder Klapp-Computer, die sich auch als Tablet nutzen lassen, sogenannte „Convertibles“. Doch die Kunden sind wählerisch geworden. Der inzwischen abgeflaute Boom der günstigen, wenn auch oft technisch schwachbrüstigen Mini-Notebooks hat Verbraucher daran gewöhnt, dass es einen Rechner schon für weniger als 300 Euro zu kaufen gibt.
Um ihnen ein mehrere hundert Euro teureres Gerät zu verkaufen, müsse man sie schon richtig überzeugen, räumt auch der Europachef des neuen deutschen PC-Marktführers Lenovo, Gianfranco Lanci, ein. Zugleich zeigt er sich zuversichtlich, schließlich gäben die Kunden locker hohe Beträge für Smartphones und Tablets aus. Den ersten Platz im deutschen Markt mit 15,8 Prozent Marktanteil bescherten Lenovo aktuell aber auch gerade günstige Geräte, die mit dem Kauf des Aldi-Lieferanten Medion dazukamen.