Foto-Apps: Bildbearbeitung mit dem Smartphone

Berlin (dpa/tmn) - Vor ein paar Jahren noch hatten Handy-Fotos Briefmarken-Format und eine schwache Qualität. Smartphones sind jedoch zu einer realen Alternative zu Kompaktkameras geworden. Das Beste daran: Dank Apps kann man die Bilder auch gleich bearbeiten.

Die beste Kamera ist die, die man immer dabei hat, sagt der Profi-Fotograf Chase Jarvis. Und das ist heutzutage ganz klar die Fotokamera im Handy. Smartphones bieten einem Hobby-Fotografen noch nie dagewesene Möglichkeiten: Er kann ein Bild sofort ohne weitere Geräte auf verschiedenste Weise bearbeiten und mit anderen über das Internet teilen. Möglich machen das diverse Programme, sogenannte Apps, die es für alle Lebenslagen gibt. Viele Programme sind kostenlos. Bezahl-Apps kosten meist 0,79 oder 1,59 Euro, für viele von ihnen gibt es auch Gratis-Versionen mit reduziertem Funktionsumfang. Eine Übersicht:

Knipsen: Man kann entweder das Standard-Kameraprogramm des Telefons nutzen - oder eine der vielen Apps. Die einen können gleich beim Fotografieren einen Farbfilter über das Bild legen, wie etwa das Programm Hipstamatic (1,59 Euro), das Fotos verschiedener alter Farbfilm-Typen nachahmt. Mit anderen kann man Bilder-Serien schießen, mit bis zu 24 Bildern pro Sekunde zum Beispiel mit Burst Mode oder Shutter Burst (je 1,59 Euro), oder wie bei einer „richtigen“ Fotokamera eine Auslöserverzögerung aktivieren (zum Beispiel Self Timer, Selbstauslöser - kostenlos bis 1,59 Euro). Wer heimlich einen Schnappschuss aufnehmen will, greift zu Apps wie SneakyPix (iPhone, 0,79 Euro) oder Mobile Hidden Camera (Android, gratis), die von allein in regelmäßigen Abständen Fotos schießen.

Bearbeiten: Von Adobe gibt es - gratis - eine Photoshop-App mit den wichtigsten Grundfunktionen wie Ausschneiden oder Drehen sowie Einstellungen wie Farbsättigung oder Kontrast. Man braucht nur über den berührungsempfindlichen Bildschirm nach links oder rechts zu streifen. Wer das manuelle Regeln zu umständlich findet, kann auf eine Vielzahl von Apps mit Filtern zurückgreifen. Damit kann man die Farben ausbleichen lassen oder verstärken, Bilder auf alt trimmen, aus bunten Fotos schwarz-weiße machen oder sie in eine „Fischaugen“-Optik bringen.

Beispiele für solche Apps sind Best Camera (2,39 Euro), Camera Plus Pro (1,59 Euro) oder CameraBag (1,59 Euro) für das iPhone oder Camera 360 (3,08 Euro) und Retro Camera (2,31 Euro) für Android-Telefone. Aber Vorsicht: Wenn eine App wie Instagram (gratis) zur Mode wird, sehen plötzlich viele Bilder im Internet gleich aus. Für mehr Abwechslung sorgt da zum Beispiel Infinicam (1,59 Euro), wo der Nutzer nicht nur vorgefertigte, sondern auch unzählige neue Filter ausprobieren kann.

Zeigen: Wer ein gelungenes Foto mit seinen Freunden oder Verwandeten teilen will, kann das vom Smartphone aus in Sekundenschnelle. Bei Facebook etwa kann man das Bild über die App des Online-Netzwerks hochladen, außerdem bieten viele Foto-Apps direkte Zugänge zu Twitter & Co. oder haben eigene Schaukästen. Die Fotoplattform Flickr setzte eine eigene App auf, alternativ kann man Bilder auch einfach per E-Mail verschicken.

Spaß haben: Ein Vielzahl an Apps gibt es für ausgefallene Bildbearbeitung. So kann man mit Programmen wie Color Splash (0,79 Euro, iPhone) oder ColorUp (0,76 Euro, Android) Objekte im Bild mit Farbe hervorheben, während der Rest schwarz-weiß bleibt. Mit sogenannten TiltShift-Programmen sehen Bilder wie Modell-Aufnahmen aus. Und auch Spaßvögel kommen nicht zu kurz: Alien Booth (0,79 Euro) zum Beispiel macht jeden zum Außerirdischen, mit Programmen wie FaceMan (0,79 Euro, iPhone) oder Liquid Face (1,53 Euro, Android) kann man Gesichter mit witzigen Effekten verzerren. Ansonsten gibt es Apps für Panorama-Bilder, Stop-Motion-Trickfilme oder Zeitraffer-Aufnahmen. Dafür empfiehlt sich allerdings ein Mini-Stativ als Zusatzausrüstung.

Inspiration: Besonders seit dem Start des iPhone 4 mit seiner verbesserten Kamera hat sich im Netz eine Gemeinde von Smartphone-Fotografen gebildet, bei der man sich Anregungen für eigene Bilder holen kann. So kann man bei Plattformen wie Flickr gezielt nach Handy-Bildern suchen. Außerdem gibt es diverse private Projekte. Der Profi Chase Jarvis zeigt seine iPhone-Bilder im Internet, der Fotograf Matt Bango nennt seine Kollektion selbstbewusst „iPhone as Art“, und in Deutschland führt zum Beispiel der Hamburger Webdesigner Martin Wolf ein iPhone-Tagebuch.

Wolf hat in den vergangenen Jahren mehrere tausend Fotos mit seinen iPhones geschossen. Er habe sich schon immer eine Kamera gewünscht, die man stets bei sich tragen kann, sagt er. Für das Nachbearbeiten der Bilder vertraut Wolf auf Apps wie Camera Plus oder Best Camera. „Man muss aber auch nicht unbedingt irgendwelche Filter über ein Bild legen“, rät er. Für Neueinsteiger in die Smartphone-Fotografie hat Wolf einen einfachen Rat: „Einfach draufloslegen. Falsch machen kann man da nichts.“

Literatur:

Puhle, Ronald: Apps für iPhone-Fotografen: Fotografie und Bildbearbeitung, Verlag Markt und Technik, 2010, ISBN-13 978-3827246714