Google kauft Spezialisten für vernetzte Haustechnik

Mountain View (dpa) - Der vernetzte Haushalt ist ein angesagter Trend. Google springt auf den Zug auf. Der Konzern kauft sich Expertise für Thermostate und Rauchmelder. Und prompt kommen Sorgen vor mangelndem Datenschutz auf.

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Der Internetkonzern übernimmt für 3,2 Milliarden Dollar (2,34 Mrd Euro) die Firma Nest, einen Anbieter digitaler Thermostate und Rauchmelder. Nest soll weitgehend unabhängig arbeiten und weiter von Tony Fadell geführt werden, einem der Väter des Apple-Musikplayers iPod. Nest kündigte vor einigen Wochen eine beschleunigte Europa-Expansion an.

Unter das Google-Dach kommen damit auch die Daten von den installierten Geräten - Nest wertet sie aus, um die Technik zu verbessern. „Wir sehen, wenn Leuten ihr Toast verbrennt oder Kohlenstoffmonoxid austritt“, hatte Fadell Anfang Dezember auf der Konferenz LeWeb in Paris gesagt. Jetzt betonte Nest in einem Blogeintrag, die Daten würden auch künftig nur für Betrieb und Verbesserung seiner Geräte und Dienste eingesetzt.

Google biete als Mutterkonzern die Möglichkeit, schnell die nötige Infrastruktur auszubauen, sagte Fadell nach der Ankündigung dem Technologieblog „Recode“. Die Übernahme sei seit Sommer im Gespräch gewesen. Er werde direkt Konzernchef Larry Page unterstellt sein, und Nest werde eigene Büros behalten, erklärte Fadell. Aber: „Das Ziel ist nicht, völlig unabhängig zu sein und dass sie uns einfach das Geld rüberschieben, sondern es geht um etwas viel Größeres.“

Nest sorgte in den USA zunächst mit intelligenten Thermostaten für Aufsehen. Unter anderem passen sie sich an die Gewohnheiten der Bewohner an, senken die Temperatur, wenn niemand zu Hause ist, und lassen sich vom Smartphone aus steuern. Die Geräte setzen auch Bewegungssensoren ein. Wird zum Beispiel ein Alarm beim Kochen ausgelöst, genügt es, vor dem Nest-Rauchmelder zu winken, um ihn wieder abzustellen.

Nest sei bewusst, dass Menschen Informationen aus ihrem Haushalt als eine sehr private Angelegenheit sähen, hatte Fadell im Dezember betont. Die Firma habe deshalb ein eigenes Hacker-Team, um nach eventuellen Schwachstellen zu suchen. Behörden könnten unter Umständen Zugang zu den Informationen bekommen, aber nur in Einzelfällen. „Wenn jemand an Daten aus einem Haushalt heran will, muss er zu mir oder meinem Mitgründer kommen und das gut begründen.“

Für Google ist es nicht der erste Vorstoß in den Bereich Haustechnik. Der Konzern hatte einst unter eigenem Dach ein Projekt für intelligente Stromrechner, machte es aber dicht im Zuge einer Konzentration auf das Kerngeschäft.

Der 44-jährige Fadell ist einer der Erfinder des iPod-Musikplayers von Apple. 2010 gegründete er die Firma Nest. Die Nest-Thermostate zogen relativ schnell eine Patentklage des großen Konkurrenten Honeywell an - der Platzhirsch hat eigene vernetzte Modelle im Angebot. Das Verfahren läuft noch. Der Rauchmelder Nest Protect folgte im Herbst 2013 und soll nach den USA und Großbritannien schnell inweiteren europäischen Ländern auf den Markt kommen. Als nächstes Produkt sei ein Nest-Thermostat für Europa geplant, kündigte Fadell an. In Deutschland ist bereits der Konkurrent Tado mit einer vernetzten Box für die Heizung auf dem Markt.

Bei Nest überschlagen sich damit die Ereignisse: Erst Anfang des Jahres hatte das Technologie-Blog „Recode“ berichtet, Nest stehe vor einer weiteren Kapitalspritze. Investoren wollten weitere Nest-Anteile für mindestens 150 Millionen Dollar kaufen, zu einer Gesamtbewertung für die Firma von über zwei Milliarden Dollar, hieß es damals unter Berufung auf informierte Personen.