Groupon verschiebt angeblich Börsengang
New York (dpa) - Die Turbulenzen an den Märkten wirbeln die Börsenpläne des Schnäppchen-Portals Groupon durcheinander. Die Internetfirma habe die anstehenden Präsentationen bei Investoren abgesagt und überdenke nun den Zeitplan für den Gang aufs Parkett.
Das berichteten das „Wall Street Journal“ und die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Nach Zweifeln am Geschäftsmodell und kritischen Blicken der mächtigen US-Börsenaufsicht SEC erlebt der Senkrechtstarter damit den nächsten Rückschlag binnen weniger Monate.
Die Börsenpläne hätten jedoch grundsätzlich weiter Bestand, hieß es unter Berufung auf informierte Personen am Dienstag (Ortszeit). Bloomberg zufolge hat Groupon noch Hoffnung, den Börsengang in diesem Jahr über die Bühne zu bringen.
Groupon hatte im Juni den Gang aufs Parkett angekündigt und wollte ursprünglich bis zu 750 Millionen Dollar bei den Anlegern einsammeln. Damit würde Groupon einen der größten Börsengänge des Jahres abliefern. Beobachter hatten dem Internet-Senkrechtstarter sogar einen milliardenschweren Börsengang zugetraut, insbesondere nachdem das junge Unternehmen ein Kaufangebot von Google über angeblich sechs Milliarden Dollar abgelehnt hatte.
Groupon bringt Nutzer zusammen, die am Kauf bestimmter Produkte oder Dienstleistungen interessiert sind, und sichert ihnen damit Rabatte bei Händlern oder Herstellern. Groupon selbst kassiert dafür eine Provision. Allerdings häuften sich in den vergangenen Monaten Zweifel am Geschäftsmodell. Die Zahlen in den Unterlagen zum Börsengang offenbarten, dass Groupon wegen der hohen Kosten für Kundengewinnung auch bei wachsendem Geschäft massive Verluste schreibt. Eine zusätzliche Kennzahl-Berechnung, bei der die Kosten einfach ausgeklammert wurden, musste Groupon aufgeben, nachdem sie für gehobene Augenbrauen bei der SEC gesorgt hatte. Zudem gibt es mittlerweile etliche Nachahmer, die auch ein Stück vom Markt abhaben wollen.
Hinzu kam, dass die Firmenführung um Gründer Andrew Mason in der sogenannten „stillen Periode“ vor einem Börsengang sich nicht zurückhalten konnte. Verwaltungsratschef Eric Lefkofsky ließ sich in einem Interview zu der Aussage hinreißen, Groupon werde noch „heftig profitabel“ werden. Mason verteidigte das Geschäftsmodell in einer internen E-Mail - die im Handumdrehen an die Öffentlichkeit gelangte. In den USA ist es verboten, vor einem Börsengang auf diese Weise ein Unternehmen anzupreisen. Seinerzeit hatten auch die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin Ärger wegen eines offenherzigen Interviews vor dem Börsengang bekommen.
Eigentlich habe Groupon seine Börsenpläne Mitte September in die Tat umsetzen wollen, schrieb das „Wall Street Journal“. Nach dem Einbruch des Marktes vor allem wegen der europäischen Schuldenkrise werden nun Woche für Woche neu entschieden, ob die Zeit reif sei. Das Unternehmen selbst wollte sich nicht äußern. Groupon hatte - wie bei Börsengängen üblich - keinen Zeitplan veröffentlicht. Es ist nicht der einzige anstehende große Börsengang in der Internet-Branche: Auch der Online-Spieleanbieter Zynga („Farmville“) strebt aufs Parkett.