Hacker-Angriff auf den deutschen Zoll
Potsdam/Berlin (dpa) - Der Zoll ist Opfer eines Hacker-Angriffs geworden, der eigentlich der Bundespolizei angedroht war.
Das teilte das Bundesinnenministerium in Berlin mit. Die Gruppe „No-Name Crew“ drang in mindestens einen Server des Zolls ein und stahl nach eigenen Angaben Daten, die sie in der Nacht zu Freitag im Internet auf ihrer Website nn-crew.cc veröffentlichte. Darunter sind auch Informationen der Bundespolizei, die dem Zoll zur Verfügung gestellt worden waren.
„Nach Analyse des Bundespolizeipräsidiums sind keine Einsatzdaten der Bundespolizei oder des Bundeskriminalamts veröffentlicht worden“, betonte eine Sprecherin der Bundespolizei in Potsdam.
Ein Sprecher des Innenministeriums sagte, am Donnerstagabend habe eine Hacker-Gruppe einen Angriff auf einen Server der Bundespolizei angekündigt. Dieser Server sei daraufhin abgeschaltet worden. Kurz vor Mitternacht seien dann Informationen ins Internet eingestellt worden, die von einem Zoll-Server stammten. Zoll, Bundespolizei und das Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) prüften die Vorgänge. Anschließend werde entschieden, ob Konsequenzen gezogen werden müssten.
Über das Ausmaß des Schadens gibt es unterschiedliche Angaben. Die Bundespolizei sprach davon, dass sich auf dem Server des Zolls Informationen der Polizei befunden hätten, die der Behörde im Rahmen des Geodatensystems „Patras“ zur Verfügung gestellt worden seien. Die „No-Name Crew“ behauptete auf ihrer Website, „sämtliche Daten einiger Server der Bundespolizei“ veröffentlicht zu haben. Am Freitag war die Website zeitweise nicht erreichbar.
Nach Angaben der Bundespolizei wurden der „Patras“-Server abgeschaltet und die Nutzer gewarnt. Die Behörden wollen nun prüfen, welche Daten genau veröffentlicht wurden und ob es kritische Informationsinhalte gibt. Zudem stehe eine Analyse des Vorfalls mit dem Nationalen Cyber-Abwehrzentrum an. „Außerdem prüfen wir in unserem Bereich, ob ein derartiger Angriff auch auf unsere Daten möglich gewesen wäre und weitere Sicherheitsmaßnahmen nötig sind“, sagte die Sprecherin der Bundespolizei.
Die „No-Name Crew“ hatte bereits Ende Mai rund 25 Websites der rechtsextremen NPD gehackt und anschließend sensible Informationen über die Partei auf ihrer Website veröffentlicht. Darunter waren angeblich die Namen von Spendern. Im Juni verschaffte sich die Gruppe Zugang zu einem Händlerportal des Computerspieleherstellers Ubisoft und stellte zahlreiche Datensätze ins Netz.
Unterdessen sind auch zehntausende Internet-Kunden des Schulbuchverlags Westermann Opfer eines Hackerangriffs geworden. Von Russland aus seien Kundendaten mit Bankverbindungen kopiert worden, teilte Verlagssprecher Rainer Westermann am Freitag in Braunschweig mit. Kreditkartendaten seien nicht betroffen. Alle betroffenen Kunden sowie der Landesdatenschutzbeauftragte seien unverzüglich informiert worden. Die Kunden wurden aufgerufen, ihre Kontobewegungen im Blick zu behalten und verdächtigen Abbuchungen zu widersprechen. In diesem Fall müsse die Bank das Geld zurückbuchen. „Wir gehen davon aus, dass unseren Kunden so kein Schaden entstehen wird.“