HD-Filme zu Hause schneiden
Hannover (dpa/tmn) - Nicht nur der Kameramann, auch der Cutter trägt maßgeblich zu einem gelungenen Film bei. Viel Geduld und ein leistungsstarker Computer sind die wichtigsten Voraussetzungen für die eigene Videoproduktion.
Das gilt besonders, wenn es ein HD-Film wird.
Ein Video ist schnell gedreht. Aber es braucht meist ein Vielfaches der Zeit, bis der Film reif für die Aufführung ist - sei es im privaten Kreis oder auf einer Video-Plattform im Internet. Mit der Entwicklung der Technik sind auch die Ansprüche gestiegen. Wer mit High Definition (HD), also in hoher Auflösung von 720 oder 1080 Bildzeilen glänzen will, benötigt einen Computer mit besonders leistungsstarkem Prozessor und großem Arbeitsspeicher.
Bei der Aufzeichnung auf der SD-Karte oder einem anderen Datenträger des Camcorders hat sich das Format AVCHD (Advanced Video Codec High Definition) durchgesetzt. Hier kommt ein MPEG-4-Codec zum Einsatz, also eine Software für ein bestimmtes Verfahren zum Komprimieren der umfangreichen Filmdaten. „So ein Codec erfordert sehr viel Rechenleistung und eine reichliche Ausstattung mit Platten- und Speicherkapazität“, erklärt Ulrich Hilgefort von der Zeitschrift „c't“.
Und auch dem Bearbeiter eines HD-Videos wird einiges abverlangt: „Ein Film von 30 Minuten Dauer kann, je nach Videoausgabeformat, eine ganze Nacht dauern“, sagt der Kameramann und Video-Experte Dirk Gräper aus Bonn.
Bei der „kleinen“ HD-Auflösung von 1280 mal 720 Bildpunkten, wie sie etwa Mini-Camcorder liefern, reicht laut Gräper ein Rechner mit einem Prozessor der Modellreihen Pentium 4, Dual Core oder Core 2 Duo in Verbindung mit zwei bis vier Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher und einer Festplatte von 500 GB Größe. Für Full HD mit 1920 mal 1080 Bildpunkten aber empfiehlt er einen Computer mit Vierkernprozessor, vier bis acht GB Arbeitsspeicher und Windows Vista oder Windows 7 - denn Windows XP kann in der 32-Bit-Ausführung kaum mehr als drei GB Arbeitsspeicher verwalten.
„Wer kreativ arbeiten möchte, sollte besser auf einen Rechner mit vier Prozessorkernen und 2,8 Gigahertz Takt oder schneller setzen“, empfiehlt auch Hilgefort. Um Zeit zu sparen und einen möglichen Qualitätsverlust zu vermeiden, sollten die Clips in einem Rutsch auf die Festplatte des Computers übertragen werden. Wenn man auf einem aktuellen Mac mit der Apple-Software iMovie (als Teil des iLife-Pakets 49 Euro) ein 720p-Video von 45 Minuten importiert, dauert allein das schon eine gute Stunde.
Zentraler Bestandteil fast aller Programme zur Videobearbeitung ist die Zeitleiste. Je nach Leistungsfähigkeit der Software umfasst die Leiste mehrere Video- und Audiospuren, die sich getrennt voneinander bearbeiten lassen. Beim Adobe-Programm Premiere Elements (99 Euro) etwa gibt es fünf Video- und sieben Audiospuren sowie zusätzliche Spuren für einen Soundtrack und einen Sprachkommentar.
„In unseren Tests haben die Programme des Berliner Softwarehauses Magix oft durch eine stringente Bedienerführung und eine gut aufgebaute Oberfläche überzeugt“, sagt Hilgefort. „Es gibt aber durchaus Alternativen, etwa von Cyberlink das Programm Power Director oder Pinnacle Studio.“ Auch Kameramann Gräper empfiehlt unter Windows die Programme Magix Video Deluxe (ab 70 Euro und damit in der gleichen Preisklasse wie Power Director) und Pinnacle Studio (ab 60 Euro) sowie Sony Vegas (ab 35 Euro): „Die Möglichkeiten der Bearbeitung und Effekte sind in der Preisklasse von etwa 50 bis 100 Euro sehr beachtlich“, erklärt er.
Die schönste Technik nützt aber nichts, wenn das kreative Gespür für Gestaltung fehlt. „Das geht beim Drehen schon los“, sagt Stefan Holzleitner, Geschäftsführer der Filmproduktionsfirma Cut4u in Hamburg. „Am Anfang steht die Frage: Was will ich in meiner Szene haben?“ Diese Überlegungen bestimmen dann auch die weitere Bearbeitung. „Beim Schneiden sollte man darauf achten, Abwechslung in die Bildabfolge zu bringen“, rät Holzleitner.
Neben dem Schneiden kann man etwa über die Kontrasteinstellungen die Bildqualität verbessern oder Clips mit Effekten versehen. Ebenso viel Zuwendung hat die Audiospur verdient. Hier sorgt ein meist als Normalisieren bezeichneter Filter für eine ausgewogene Lautstärke. Und schließlich gehören zu einem Film auch ein ansprechender Vorspann mit Titel sowie ein Abspann. Dafür bieten die Programme meist einen Assistenten.
Zum Abschluss muss der fertige Film noch in ein geeignetes Format gebracht werden. Das Projekt speichern die Programme meist in einem eigenen Format, um eine spätere Nachbearbeitung offen zu halten. Um einen Film aufzuführen oder weiterzugeben, bieten sich gängige Speicherformate wie avi, mov, mpeg oder MP4 an. Alternativ kann man den Film auch im AVCHD-Format auf DVD oder Blu-ray brennen. Ein DVD-Player kann damit aber nichts anfangen, man braucht schon einen Blu-ray-Player. Die sind aber noch nicht sehr weit verbreitet.