IBM dreht zum Jahresende nochmal auf
Armonk (dpa) - IBM hat Zweifel an der Schlagkraft des IT- Pioniers mit unerwarteten Rekordzahlen ausgeräumt. „Big Blue“ verbuchte im Schlussquartal 2010 starke Geschäfte mit IT- Dienstleistungen, Software und Firmenrechnern.
Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7 Prozent auf 29,0 Milliarden Dollar (21,7 Mrd Euro). Der Gewinn sprang sogar um 9 Prozent auf 5,3 Milliarden Dollar hoch. „Wir haben ein außerordentliches Jahr hinter uns“, sagte Konzernchef Samuel Palmisano am Dienstag am Firmensitz in Armonk (US-Bundesstaat New York). Insgesamt verdiente IBM gut 14,8 Milliarden Dollar und damit 11 Prozent mehr. Für das gerade begonnene Jahr 2011 versprach Palmisano sogar ein noch besseres Abschneiden. Das hörten die Anleger gern. Nachbörslich stieg die Aktie um rund ein Prozent.
Im Schlussquartal stiegen sogar die Neuabschlüsse im Servicegeschäft wieder an, nachdem hier über zwei Quartale Flaute geherrscht hatte, und zwar um 18 Prozent auf 22,1 Milliarden Dollar. Börsianer schauen mit Argusaugen auf diesen Wert, weil er die Entwicklung der mit Abstand größten Sparte des Konzerns vorzeichnet. Konkurrenten wie HP oder Dell drängen mit aller Gewalt in die IBM-Domäne.
Dienstleistungen und Software sind gemeinhin wesentlich lukrativer als der Verkauf von Geräten. Aus dem Geschäft mit Computern für Verbraucher hat sich IBM ohnehin längst zurückgezogen. Bei leistungsstarken Firmenrechnern ist „Big Blue“ aber weiterhin eine feste Größe. Über Server aus Armonk läuft auch ein guter Teil des Internet-Datenverkehrs. Der schärfste Rivale ist die Softwarefirma Oracle, die den Server-Spezialisten Sun Microsystems geschluckt hatte.
IBM gilt wegen seiner breiten Angebotspalette als Gradmesser für die gesamte IT-Branche und darüber hinaus. Um seine Vormachtstellung zu festigen, will IBM Firmenzukäufe forcieren und bis 2015 mindestens 20 Milliarden Dollar dafür ausgeben. Als Wachstumsmarkt gilt besonders das Cloud Computing. Dabei lagern Programme oder Daten zentral auf großen Rechnern und werden nur bei Bedarf vom Arbeitsplatz-PC abgerufen.
Die langfristigen Serviceverträge hatten „Big Blue“ während der Krise vor dem Abrutschen bewahrt. Weil IBM gleichzeitig zum Rotstift gegriffen hatte, steigt der Gewinn kontinuierlich. Im Gesamtjahr 2011 erwartet IBM nun ein Ergebnis je Aktie von mindestens 12,56 Dollar. Der Konzern hatte im Krisenjahr 2009 immerhin 10,01 Dollar je Aktie erreicht und 2010 dann 11,52 Dollar.
Allerdings weht IBM ein scharfer Wind aus Brüssel entgegen. Die EU-Kommission droht dem amerikanischen IT-Giganten mit einer milliardenschweren Geldstrafe. Das Unternehmen soll bei den Großrechnern seine Hardware an das Betriebssystem gekoppelt und auf diese Weise Konkurrenten vom Markt verdrängt haben. Auch soll IBM die Wartung der Rechner durch Dritte erschwert haben. Das Verfahren läuft.