IT-Branche wird zur Konjunktur-Lokomotive
Hannover (dpa) - Gute Laune zum Start der weltgrößten Computermesse CeBIT: Die IT-Branche präsentiert sich in Hannover als Job-Motor und Konjunktur-Lokomotive. Die Industrie wird in diesem Jahr erstmals auf mehr als 900 000 Arbeitsplätze in Deutschland wachsen.
Auf jeden arbeitssuchenden Informatiker kommen im Schnitt 3,7 offene Stellen.
Die CeBIT erklärte in diesem Jahr das Teilen von Produkten und Ressourcen mit Hilfe des Internets zum Top-Thema unter dem Motto „Shareconomy“. Passend dazu präsentierte die Deutsche Telekom in Hannover eine Kooperation mit dem Startup Fon, die Mobilfunk-Kunden 2,5 Millionen zusätzliche WLAN-Hotspots zum Jahr 2016 bringen soll. Dabei sollen einfach die privaten Festnetzanschlüsse unterwegs mitgenutzt werden. Microsoft brachte nach Hannover sein neues Tablet Surface Pro mit, mit dem der Windows-Riese vor allem geschäftliche Anwender überzeugen will.
Die Messe öffnet am Dienstag für das Publikum und läuft bis Samstag. Sie sollte am Montagabend offiziell von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eingeläutet werden. Die Ausstellerzahl sank in diesem Jahr um 161 auf 4079 Unternehmen. Allerdings hat sich die CeBIT damit nach drastischen Einbrüchen Mitte des vergangenen Jahrzehnts über der Marke von 4000 Ausstellern stabilisiert.
Der Branchenverband Bitkom warnte auf der Messe, der Fachkräftemangel entwickele sich zum dauerhaften Wachstumshemmnis. Dem Verein deutscher Ingenieure VDI zufolge gab es im vergangenen Jahr permanent mehr als 20 000 offene Stellen für Informatiker. Große Unternehmen suchten bereits verstärkt im Ausland oder lagerten Geschäftsbereiche ins Ausland aus. Damit gehe wichtiges Know-how in Deutschland verloren.
Dabei gehe es der Branche gut. Der Umsatz in Telekommunikation, Unterhaltungselektronik und der Informationstechnologie werde voraussichtlich um 1,4 Prozent auf 153 Milliarden Euro steigen. „Damit wächst der ITK-Markt erneut deutlich stärker als die Gesamtwirtschaft“, sagte Bitkom-Chef Kempf. Die Verbände fordern entschiedene Maßnahmen in der Bildungs- und Fachkräftepolitik.
Die Telekom geht bei der Kooperation mit Fon einen sehr symbolischen Schritt: Die Startup-Firma bietet Nutzern eine einfache Möglichkeit, WLAN-Netze miteinander zu teilen. Deshalb begegnete ihr die klassische Telekommunikations-Branche anfangs mit Misstrauen. Jetzt soll der Zugriff auf die Festnetz-Infrastruktur jedoch helfen, die mit dem Smartphone-Boom stark genutzten Mobilfunk-Netze zu entlasten.
„Wir rollen den WLAN-Teppich in Deutschland aus“, kündigte Deutschlandchef Niek Jan van Damme an. Es sei „ein historischer Moment“. Der große Konkurrent Vodafone meldete einige Zweifel an der Idee an. Man glaube, dass die Datenflut grundsätzlich auch mit mobilen Verbindungen unter anderem über die neuen superschnellen LTE-Netze zu bewältigen sei, sagte Vodafone-Deutschlandchef Jens Schulte-Bockum in Hannover.
Bei dem Fon-Prinzip werden zwei WLAN-Netze aufgebaut. Der Datenverkehr des Anschluss-Besitzers ist von dem der Gastnutzer klar getrennt. Das heißt, Fremde haben keinen Zugriff auf die Daten des Hotspot-Betreibers.
Microsoft hofft, mit dem Surface Pro eine neue Geräteklasse zu etablieren. Das Gerät bietet eine vollständige PC-Ausstattung und lässt sich sowohl als Tablet als auch als Notebook nutzen, auch PC-Programme wie etwa Microsofts Office-Paket laufen darauf.
Der Absatz klassischer Notebooks und Desktops ist derzeit auf dem Rückzug, weil nicht nur Verbraucher, sondern auch Unternehmen verstärkt auf Smartphones und Tablets zurückgreifen. Mit einem Kombi-Gerät wie dem Surface Pro will Microsoft den Trend kontern. „Microsoft als reiner Softwarehersteller ist Geschichte“, kündigte Deutschlandchef Christian Illek in Hannover an. Nach den ersten Surface-Geräten werden weitere Entwicklungen von Microsoft kommen.